Vorsicht Nachsicht (German Edition)
Ich raufe mir die Haare. Einhundertfünfzig Euro. Hatte er nicht etwas von dreihundert gesagt? Letztlich ist es ihm dann wohl doch nur die Hälfte wert gewesen. Ich schnaufe leise.
Aber dann bücke ich mich tatsächlich und stecke es ein. Es ist ohnehin zu spät. Wenn ich es hier liegen lasse, kommt er am Ende noch auf die Idee, es mir hinterher zu tragen. Oder aber es wird ihm klar, dass ich es nicht wollte… Dann ist es ihm sicher sehr unangenehm. Er hat es ja nur gut gemeint. Die Peinlichkeit erspare ich ihm. Aber ausgeben… Nein. Ich werde es für den Notfall behalten, aber nicht ausgeben.
Leise schleiche ich mich aus dem Schlafzimmer. Unnötig, denn offenbar ist die Wohnung wirklich verlassen. Irgendwie feige von ihm, finde ich. Aber vielleicht wollte er auch nur nett sein und mir weitere Peinlichkeiten ersparen. Na toll, jetzt muss ich gucken, ob ein Bus fährt oder ob ich schneller zu Fuß bin. Da Sonntag ist, nehme ich eher letzteres an.
Ich entschließe mich, gar nicht erst nach einem Bus Ausschau zu halten, sondern gleich durch den Park nach Hause zu gehen. Die frische Luft wird mir gut tun. Was ich dabei nicht bedacht habe, ist mein kaputter Fuß. Letztlich schaffe ich es doch nur bis zur Bushaltestelle neben dem Park. Zum Glück ist das dieselbe Linie, die auch vor meinem Haus hält. Ich muss jedoch fast eine halbe Stunde auf den Bus warten. Und dann habe ich auch noch mein Studententicket vergessen und muss zahlen. Wie kann ein Mensch so viel Pech haben? Von dem Geld in meiner Hosentasche könnte ich mir locker ein Taxi leisten. Zehn Taxis… Verdammt! Ich bin ein verfluchter Stricher! Kacke.
Zuhause angekommen schmeiße ich mich erschöpft auf mein Bett. Mein Blick wandert zum Radiowecker, aber ich zögere. Wenn ich jetzt seine Stimme höre, kommt alles wieder hoch. Wieso kann ich nicht einmal Sex haben, ohne dass etwas Unangenehmes oder Peinliches geschieht? Und dabei war er wirklich toll. Was muss er jetzt nur von mir denken?
Kapitel 4
Es klingelt an der Tür. Verschlafen schaue ich auf den Wecker. Ich muss nochmal eingeschlafen sein. Offenbar macht sich mein Schlafdefizit der letzten Wochen bemerkbar. Jetzt ist es acht Uhr abends. Stirnrunzelnd quäle ich mich hoch, um den Summer zu betätigen. Ich habe einen Verdacht, wer es sein könnte, und habe mich nicht geirrt: Torben steigt die Treppen zu meiner Wohnung hoch. Neugierig grinst er mich an. »Na, wie war dein Date? Schon zurück? Ich hab‘ gesehen, dass dein Fahrrad draußen steht und dachte, ich sehe mal nach.«
»Das Fahrrad steht da schon seit gestern Abend«, antworte ich ausweichend.
»Meine Güte… Habe ich dich geweckt? Du siehst so zerknautscht aus«, stellt er kritisch fest.
Ich nicke.
Darauf grinst er wieder. »So früh am Abend? Hat er dich so ausgelaugt?«
Ich seufze und lasse ihn erst mal herein. Sofort macht er es sich auf meinem Bett bequem und mustert mich von oben bis unten. Ich entgehe seinem Blick, indem ich mich hinter ihm auf den Bauch lege. Torben gibt auf.
»Also? Hattet ihr keinen Sex? Bist du nach dem Essen gleich wieder heim?«
»Nein.«
Er seufzt entnervt. »Was, nein? Keinen Sex oder nicht heim? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Ruben!«
»Nicht heim und Sex.«
»Oh… Und wie war’s?«
»Gut.«
»Gut? Nur gut? Ruben! Du hattest seit mindestens einem halben Jahr keinen Sex mehr und hast niemanden auch nur mit dem Arsch angesehen! Ich will Details!«, verlangt Torben ungeduldig.
Ich hole tief Luft und gestehe dann – wohlweislich ohne ihn dabei anzusehen: »Es war der beste Sex, den ich je hatte. Allerdings hat entweder er oder ich anscheinend was falsch verstanden… Jedenfalls sehe ich ihn nie wieder.«
»Also, so was wie ein One-Night-Stand?«
Ich nicke.
»Ach, und was hast du falsch verstanden? Dachtest du, es würde mehr werden?«
»Ich dachte zumindest nicht, dass er mir dafür Geld geben würde«, platzt es aus mir heraus.
Stille. Torben schweigt für seine Verhältnisse ungewöhnlich lange. Ich wage es nicht, ihn anzusehen.
Schließlich erkundigt er sich recht trocken: »Und wie viel?«
»Hundertfünfzig Euro.«
»Hm…« Torben klingt ziemlich überfordert. »Hast du es genommen? Ich meine, wie hast du reagiert? Wie kommt er überhaupt darauf, dir Geld zu geben!?«
»Ich weiß nicht… Ich bin kurz eingenickt und als ich aufgewacht bin, war er weg und das Geld lag bei meinen Klamotten.«
»Und du hast es mitgenommen?«
»Weiß auch nicht, warum.«
»Na
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