Vorsicht Nachsicht (German Edition)
erholsam.
»Wovon ernährst du dich eigentlich?«
Ich muss den falschen Knopf erwischt haben. Er redet ja immer noch. Energischer taste ich den Wecker ab, ehe ich bemerke, dass die Stimme gar nicht von dort gekommen ist. Erschrocken fahre ich in die Höhe und blinzle ihn ungläubig an.
»Oh…«
Kilian sieht empört von meiner Kochecke zu mir rüber und scheint auf eine Antwort zu warten. Er hat einige der quasi leeren Schränke geöffnet. Das Einzige, was ich zurzeit da habe, ist Knäckebrot, weil es nicht so schnell schlecht wird, und Nougatcreme. Oh, und eine Dose Ravioli. Damit kann ich drei Tage überleben. Mindestens.
»Ich esse selten hier«, erkläre ich lahm, ohne mir anmerken zu lassen, dass mich seine Anwesenheit doch sehr überrascht. Ich hätte vermutet, dass er einfach verschwindet, wenn er vor mir aufwacht,. und ganz bestimmt nicht, dass er nur in Pants durch meine Wohnung hüpft und in meinen Schränken herumwühlt.
»Kein Wunder, es ist ja auch nichts da!« Kilian klingt immer noch etwas erbost. Offenbar hat er die Kausalitäten noch nicht richtig begriffen.
Ich muss lächeln. »Ähm ja, deswegen.«
»Okay, zieh dir was an, wir gehen frühstücken«, beschließt er plötzlich.
Ich bekomme große Augen. »Ich kann nicht.«
»Wieso nicht? Ich lade dich ein.«
»Ich meine, ich habe keine Zeit«, rede ich mich heraus. »Ich muss lernen.«
»Du wirst doch wohl noch Zeit zum Frühstücken haben…« Er mustert mich streng.
Im nächsten Moment spüre ich, wie meine Ohren heiß werden. Was soll das? Macht er sich Gedanken um mich oder hat er nur Hunger und ist deshalb muffelig? Ich schüttle den Kopf und falle zurück aufs Bett. Es ist bereits kurz nach neun. Eigentlich habe ich schon viel zu lange geschlafen. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie sich eine große, halbnackte Gestalt auf mich zu bewegt. Er hat einen tollen Körper. Wagemutig drehe ich meinen Kopf in seine Richtung, um ihn anzusehen.
Kilian lächelt verhalten. »Wie wäre es, wenn ich uns was hole? Ihr habt hier doch einen Aldi in der Nähe, oder? Ein Bäcker sollte auch zu finden sein.«
»Hm, auf dem Campus ist einer«, murmle ich nachgiebig.
Kilian hat das Bett erreicht und beugt sich über mich. Sanft gibt er mir einen Kuss. »Gut geschlafen?«
»Mhm«, murmle ich nur. Das ist höflich gemeint. Eigentlich kann man das nämlich nicht behaupten. Das Bett ist viel zu schmal für zwei Personen. Das erklärt auch die Verspannungen in meinen Gliedern.
Kilian streckt sich wehleidig. »Kann ich nicht nachvollziehen. Ich glaube, ich werde zu alt für kuschelige Zweisamkeit im Einzelbett.«
»Hm.« Ich warte, dass er endlich weggeht, damit ich duschen kann. Ich habe nämlich nicht vor nackt rumzulaufen, solange er noch da ist. Auch wenn er eigentlich alles schon ein- oder zweimal gesehen hat. Immerhin zieht er sich zum Einkaufen nun mehr an. Dann gibt er mir noch einen Kuss. »Überleg dir mal, wie es mit uns weitergehen soll, während ich weg bin. Ich würde dich nämlich gerne öfter sehen.«
Öh? Die Aufforderung schlägt bei mir ein, wie ein heißer Blitz. Mindestens genauso unvermutet. Überrumpelt verfolge ich, wie er meine Wohnung verlässt. Ich soll… Na, halleluja! Hilfe? Er will… Äh… Erst einmal duschen, entschließe ich mich und schiebe alle panischen Gedanken auf.
Als Kilian wieder an der Tür klingelt, bin ich gerade beim Abtrocknen. Dieses Mal habe ich immerhin meine Shorts an, doch meine Haare sind noch nass. Kilian grinst. »Du kannst mir die Tür ruhig immer so aufmachen.«
Dann geht er wohl davon aus, dass ich Ja sage. Ich werde nervös und verkneife mir eine Antwort. Man kann doch keine Beziehung mit jemandem aufbauen, der einem Geld gegeben hat. Wir sind doch nicht bei ‚ Pretty Woman‘ . Torben würde ausrasten. Aber was ist mit mir? Ich mag Kilian. Mehr als mögen, wenn ich ehrlich bin. Mal abgesehen von der körperlichen Reaktion, die er auslöst, wenn er in meiner Nähe ist… Er ist sehr attraktiv, seine Stimme genial und der Sex… Ist ja nicht so, als hätte ich viel Erfahrung, aber ‚ Wahnsinn‘ trifft es ganz gut. Außerdem mag ich seine Art sehr. Er ist toll…
Also: Ich will. Aber die Geldsache hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Ich könnte es ihm einfach zurückgeben. Der Umschlag liegt unberührt irgendwo auf meinem Schreibtisch. Doch wie soll ich in dem Fall meine Studiengebühren zahlen? Torbens Eltern… Aber wenn meine Eltern das spitz kriegen, werden sie ausrasten. Keine
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