Vorsicht Niemandsland
anführte, die Aufgabe seiner Ordensbrüder hätte schon immer in der Heidenmission, Seelsorge und in der Ergründung der Wissenschaften bestanden.
Nach drei Stunden intensiver Unterhaltung, die von seiner Seite aus sachlich und in verbindlichem Ton geführt wurde, mußte auch ich mich geschlagen geben. Auf mein Verlangen hin unterzog sich Pater Fernando einem kurzen, aber sehr harten Zentrifugentest.
Nachdem wir ihn in der Gondel jenen Andruckswerten ausgesetzt hatten, die bei einer Beschleunigung zwischen acht und sechzehn Gravos auftreten, war er so ruhig und gelassen von seinem Konturlager geklettert, daß mich die Techniker erstaunt angesehen hatten.
Zehn Minuten später hatte ich von meinen Vollmachten Gebrauch gemacht. Ich hatte dem Kommandanten unseres GWA-Expeditionsschiffes INTERSPACE die Anweisung erteilt, den mit einer Zubringerrakete eintreffenden Pater an Bord zu nehmen und auf dem Mars dafür zu sorgen, daß einige unserer dort gelandeten Soldaten bei der Errichtung einer bescheidenen Kapelle eingesetzt wurden.
So war Profeß Fernando auf eine Welt gekommen, die er bei unserem Gespräch als »Staubkorn Gottes« bezeichnet hatte.
Es war alles gutgegangen. Mehr als tausend Männer aus allen Nationen unserer Erde hatten sich anfänglich gewundert, doch danach waren sie dem interplanetarischen Missionar nach Kräften behilflich gewesen.
Als uns diesbezügliche Funksprüche vor etwa sechs Monaten erreichten, war ich doch froh gewesen, daß mir der Chef die bewußten Vollmachten erteilt hatte. Mit Pater Fernando war ein Stück echter Erdenmenschheit auf den lebensfeindlichen Mars gekommen.
Dann, vor genau dreizehn Tagen hatte Profeß Fernando ein zweites Mal das Hauptquartier der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr erobert. Diesmal nicht durch sein persönliches Erscheinen, sondern durch einen kurzen Funkspruch, der von unserer gigantischen Mondstation »Luna-Port« aufgefangen und an den Chef weitergeleitet worden war.
Das war am 31. Oktober 2005. Wenigstens hatten die Funker der Mondstation den Wortlaut des Spruches unter diesem Datum in die Liste eingetragen.
Ehe wir den Text über Richtstrahler erhielten, war im Hauptquartier der GWA die Hölle los gewesen. Der Begriff »Sorge« reichte für unsere Panikstimmung schon nicht mehr aus.
Etwa vierzehn Tage vor dem Eintreffen des Mars-Funkspruches waren aus Europa, Afrika, Asien und natürlich auch aus den Staaten der amerikanischen Kontinente Nachrichten eingegangen, die das gesamte HQ schlagartig in hektische Aktivität versetzten.
Normalerweise wendet man sich sofort an die staatlichen Gesundheitsämter, wenn irgendwo und irgendwann der Ausbruch einer Seuche gemeldet wird. Sobald es sich um eine einigermaßen normale Epidemie handelt, wird es kein Geheimdienst der Erde für erforderlich halten, besondere Ermittlungen anzustellen und den Ärzten damit ins Handwerk zu pfuschen.
Nachdem die Seuche jedoch trotz Einsatz modernster Hilfsmittel nicht eingedämmt werden konnte, wurden wir benachrichtigt. Der Chef schaltete vorsichtshalber die Forschungsabteilungen der GWA ein, doch da war es schon zu spät.
Ehe die Mediziner in den Seuchengebieten klar erkannt hatten, daß es sich bei den Symptomen um eine neuartige, völlig unbekannte Infektionskrankheit handelte, waren bereits über zweihunderttausend Menschen auf allen Kontinenten der Erde erkrankt.
Niemals zuvor hatte die medizinische Wissenschaft vor einer derartigen Aufgabe gestanden, zumal alle bekannten Antibiotika restlos
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