Vorsicht Niemandsland
Schützen. Wir kommen sonst nicht näher ran, Sir.«
Die Stimme in meinem Helmlautsprecher verstummte. Major Wulfer hatte in größter Erregung gesprochen. Verwunderlich war es nicht. Immerhin befand er sich in nächster Nähe eines Mannes, dessen Feuer er nicht erwidern durfte. Dazu kam noch die Gefahr einer Infizierung. Das dritte Stockwerk des Speichers mußte überall verseucht sein, wo sich der Bazillenträger aufgehalten hatte.
Mehr als zweitausend Mann hatten Wulfers Worte vernommen. Wir hatten von den Medizinern die Anweisung erhalten, unter gar keinen Umständen die leichten Raumanzüge zu öffnen. Das war wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, eine Ansteckung zu vermeiden.
Innerhalb der Lagerhalle hielten sich nur zwölf Mann auf. Ich vernahm das helle Peitschen unserer vollautomatischen Dienstwaffen. Die Männer des Einsatzkommandos unternahmen alles, um Kosterna nicht den Standort wechseln zu lassen. Natürlich befolgten sie trotzdem streng den Befehl, den Sergeanten nicht zu verletzen.
Die Stimme des Alten klang über die Funksprechanlage meines Raumanzuges auf.
»Wulfer, warten Sie das Eintreffen von Major HC-9 ab. Wir können nicht länger zögern, ohne Gefahr zu laufen, daß der Kranke zum Selbstmord getrieben wird. Bereiten Sie für HC-9 eine Deckung vor, aus der er einigermaßen ungefährdet feuern kann. Sind Sie sicher, daß Kosterna unsere Funksprech-Unterhaltung nicht abhören kann?«
»Absolut sicher, Sir. Er trägt Zivilkleidung. Als wir ihn in die Enge trieben, haben wir bei ihm kein E-Gerät bemerkt. Für ihn führen wir keine Gespräche.«
Augenblicke später erhielt ich den Befehl, den riesigen Speicher zu betreten. Nun geriet ich ebenfalls in den Bannkreis der Krankheit, die wir bisher noch nicht bekämpfen konnten.
»Passen Sie auf«, warnte der Chef. »Einer von Wulfers Männern wird Sie nach oben bringen. Vermeiden Sie jede Berührung mit Gegenständen, die von dem Kranken angefaßt worden sind. Nehmen Sie möglichst einen Weg, den er bei seiner Flucht nicht beschritten hat. Und –«, General Reling zögerte, »– schießen Sie genau! Unter keinen Umständen den Raumanzug öffnen, auch wenn Sie getroffen werden sollten. Jeder Atemzug des Kranken verbreitet die Seuche. Viel Glück!«
Ich ging mit weiten Schritten über die menschenleere Straße. Wir hatten längst für die Sicherheit der Stadtbewohner gesorgt, obwohl wir nicht wissen konnten, wie viele Menschen Kosterna bereits infiziert hatte.
Ich fühlte mich einsam wie in der Wüste. Dabei waren hinter mir die Panzer der GWA-Division aufgefahren, dröhnten über mir die Atomtriebwerke schneller Flugschrauber und dickbauchiger Transportmaschinen.
Es wäre eine Kleinigkeit gewesen, den gesamten Speicher in einen Trümmerhaufen zu verwandeln. Schon ein Soldat dieser Elitetruppe hätte ausgereicht, die Lagerhalle mit einem atomaren Flammenwerfer auszuräuchern. Diese Maßnahme war uns aber strikt untersagt.
Wir mußten den Mann lebend haben; einen Mann, den ich zutiefst bedauerte. Er hatte auf dem fernen Mars seine Pflicht getan, bis ihn eine unbekannte Macht überwältigte. Wir wußten, daß er nicht mehr bei klarem Verstand sein konnte.
Nur deshalb hatte ich mich für diesen Einsatz gemeldet. Außer mir gab es nur noch einen Mann, der die denebischen Schockstrahler im Gefecht erlebt hatte. Dieser Kollege war aber zur Zeit nicht hier. Er befand sich auf dem Mond, wo wichtige Vorbereitungen getroffen werden mußten.
Ein Soldat im Raumanzug brachte mich vorsichtig nach oben. Der Speicher war wirklich groß. Man hätte sich verlaufen können.
Während des Aufstiegs sprachen wir kein Wort. Mir fiel jedoch
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