Vorsicht Playboy
wetterfest machen”, verriet Kathryn. “Sie würden einen guten Vater abgeben.”
Stirnrunzelnd streifte Joel sich Handschuhe über. “Nur weil ich Sie mit Mütze und Schal ausstaffiert habe?”
Kathryn nickte. “Obwohl Sie wütend sind und tausenderlei wichtige Dinge im Kopf haben, sorgen Sie sich um mein Wohlergehen. Liebevoll nennt man so etwas”, fügte sie hinzu.
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. “Versuchen Sie bloß nicht, da etwas hineinzulesen. Ich will nur vermeiden, dass Sie bei mir krank werden. Haben Sie Handschuhe? Ziehen Sie sie an”, bestimmte er, als Kathryn sie aus der Tasche zog.
“Jawohl, Papa”, erwiderte sie geziert.
Wieder sah er sie an, und seine Stimmung schien sich etwas aufgehellt zu haben. “Lassen Sie das, sonst verpasse ich Ihnen eine väterliche gemeinte Backpfeife!”
Gespielt erschrocken duckte Kathryn sich und folgte Joel brav zur Haustür.
Eiskalte Luft schlug ihnen entgegen, und Kathryn war froh, dass sie Mütze und Schal trug. Noch schneite es nur schwach, doch der Wind war erheblich stärker geworden, und es sah aus, als würde der angekündigte Schneesturm bald losbrechen.
Mit raschen Schritten ging Joel die Anhöhe hinunter auf den See zu. Kathryn hatte Mühe, ihm Zu folgen, doch sie beklagte sich nicht. Sie verstand nur zu gut, dass er wegen der gelöschten Dateien aufgebracht war und alles andere als freundliche Gedanken hegte.
Deshalb sagte sie auch nichts, als es ihr zunehmend schwerer fiel, das Tempo mitzuhalten. Gesenkten Kopfes kämpfte sie gegen den Wind an und bemühte sich, Joel einzuholen, der zwischen Bäumen hindurch einem kaum erkennbaren Pfad zum Seeufer folgte. Dort blieb er so unvermittelt stehen, dass sie beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre.
“Oh! Verzeihung”, entschuldigte sie sich und taumelte zurück.
Doch Joel fing sie auf und half ihr, das Gleichgewicht wieder zu finden. Er bemerkte, dass sie atemlos war, und stellte stirnrunzelnd fest: “Sie haben keine Kondition.”
Nachdem sie so tapfer versucht hatte, ihn einzuholen, ärgerte sie die Bemerkung. Würdevoll schob Kathryn seine Hände weg. “Ich bin topfit. Sie hätten mich warnen sollen, dass Sie ein Wettrennen veranstalten. Ich hatte gedacht, wir wollten spazieren gehen.”
Joel wirkte leicht beschämt. “Tut mir Leid”, entschuldigte er sich nun seinerseits. “Ich hatte vergessen, dass Sie da sind.”
Es wurde immer besser! “Nicht zu fassen!” Kathryn gab sich beleidigt. “Erst zitieren Sie mich her wie ein Diktator, und dann vergessen Sie mich!”
Nun lächelte er, wenn auch nur flüchtig. “Wären Sie tapfer weitermarschiert, bis Sie zusammengebrochen wären?”
Schulterzuckend erwiderte sie: “Wie ein treuer Hund. Ich habe mir ausgemalt, wie Leid es Ihnen tun wird, wenn Sie sich über meine ohnmächtige Gestalt beugen und Ihre Selbstsucht bereuen.“
Joel sah sie vorwurfsvoll an. “Warum haben Sie mir nicht einfach gesagt, dass ich zu schnell gehe?”
Überlegen winkte Kathryn ab. “Ach, das war doch nichts weiter. Aber vielleicht sollte ich Sie darauf hinweisen, dass Sie dem Problem nicht davonlaufen können. Falls Sie dennoch entschlossen sein sollten, sich die Beine aus dem Leib zu rennen, werde ich Ihnen Gesellschaft leisten.”
Er warf ihr einen seltsamen Blick zu, als wüsste er nicht recht, was er von ihr halten sollte, “Der ergebene Jagdhund?”
Kathryn lächelte liebenswürdig. “So etwas in der Richtung. Ist die Luft Ihnen jetzt frisch genug zum Nachdenken?” Ihr kam sie klirrend kalt vor.
Tief durchatmend sah Joel sich um. “Na ja, es ist wirklich ziemlich kühl”, musste er zugeben. “Wir sollten lieber weitergehen, sonst frieren wir an.”
Buchstäblich.
Von da an gingen sie in gemäßigterem Tempo weiter, bei dem Kathryn mühelos mithalten konnte. Bald hing Joel wieder seinen Gedanken nach, und sie störte ihn nicht dabei. Nachdem sie wieder zu Atem gekommen war, blieb ihr genügend Zeit, um den Zauber der winterlichen Seenlandschaft auf sich wirken zu lassen, die wie eine Märchenwelt anmutete.
Nach einer Weile verlangsamte Joel den Schritt, blieb stehen und blickte, die Hände in die Taschen geschoben, über den See. Kathryn entdeckte einen gefällten Baumstamm, befreite ihn vom Schnee und machte es sich auf der willkommenen Sitzgelegenheit bequem. Schweigend blickte sie zu Joel hinüber und wartete, dass er etwas sagte.
Endlich erklärte er kopfschüttelnd: “Genau genommen, hätte ich damit rechnen müssen. Doch
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