Vorsicht - süß und sinnlich!
die alten Tugenden in Gefahr.“
Die ersten zustimmenden Laute ließen sich vernehmen.
„Was ich Ihnen heute zeigen will, trägt der Tradition Rechnung, der sich der Club verpflichtet fühlt, und öffnet zugleich den Blick in eine glanzvolle Zukunft, die der Vergangenheit in nichts nachstehen wird.“
Er nickte Abigail zu. Sobald die Beleuchtung gedämpft war, drückte er eine Taste auf seinem Notebook, und auf dem großen Monitor hinter ihm erschien ein beeindruckendes farbiges 3-D-Bild.
Die Ansicht ließ sich drehen und wenden, und als man aus der Vogelperspektive den stierhornförmigen Grundriss sah, mehrten sich die zustimmenden Rufe. Daniel grinste.
Die Innenansichten folgten, beginnend mit dem opalfarbenen Bereich.
„Es wird weiterhin ein Restaurant geben, eine Bücherei, Versammlungsräume, Kino und Theater. Und Sportmöglichkeiten. Aber die verschiedenen Bereiche nehmen Bezug auf die Legende des texanischen Soldaten und der Edelsteine. Die Geschichte des tapferen Mannes, der mit unermesslich wertvollen Juwelen aus dem Krieg zurückgekehrt ist, hat damals schon die Gründer des Clubs inspiriert. Daraus hat sich der Wahlspruch entwickelt, und die Tafel mit der Inschrift Verantwortung. Gerechtigkeit. Frieden wird stolz über dem Eingang hängen.“
Während weitere Innenansichten zu sehen waren, schwieg er, damit sich die Zuhörer ihr eigenes Urteil bilden konnten.
Erst als man das Gebäude wieder von außen sah, sprach er weiter.
„Im Hinblick auf die Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung …“, er kümmerte sich nicht um die Unmutsäußerungen, „… schlage ich vor, die Freiräume innerhalb der Hornbogen entsprechend zu nutzen. In einem Bogen könnte die Statue eines Viehzüchters und einer Viehzüchterin auf ihren Pferden stehen. Im anderen ließe sich die Kinderbetreuung unterbringen, damit auch weibliche Mitglieder ihre Geschäfte führen können.“
Die Unruhe in der Zuhörerschaft wuchs – es gab zustimmende und ablehnende Rufe. Daniel sah zu Abigail. Sie blinzelte ihm zu, aber im gedämpften Licht wirkte sie mit einem Mal ziemlich blass. Vielleicht hatte sie Bedenken, dass die Vorstellung einer Kinderbetreuung den konservativen Mitgliedern doch zu weit ging. Aber sie hatte ihn gebeten, alle, auch die fortschrittlicheren Ideen vorzutragen. Und das hatte er.
Bradford Price, der bisher geschwiegen hatte, trat vor. „Bei allem Respekt, Mr Warren. Machen Sie sich über uns lustig?“
Beifall heischend sah er sich um. Einige Männer nickten zustimmend und sammelten sich um ihn. Ermutigt sprach er weiter.
„Der Texas Cattleman’s Club hat im Laufe seiner Geschichte viel für Royal getan. Ich gebe zu, dass Sie als Außenstehender Ihre Sache halbwegs gut gemacht haben. Wir als der Club unterstützen unsere Heimatstadt, getreu unseres von Ihnen zitierten Mottos. Das Gemeinwohl liegt uns am Herzen, aber – wir sind kein Kindergarten!“
In diesem Moment drang von außen ein Störgeräusch herein: das für diesen Ort sehr ungewöhnliche und doch zum Thema passende Weinen eines Kindes, das immer lauter wurde.
Verwirrt sahen die Clubmitglieder einander an.
„Es scheint von der Tür her hereinzukommen“, sagte jemand.
„Wo ist denn nur die Mutter?“, rief ein anderer.
Das Licht ging an, und ein Mann mit stattlichem Schnurrbart ging nach draußen. Gleich darauf kam er wieder zurück. „Es ist tatsächlich ein Baby. Es liegt in einem Korb auf unserer Schwelle. Auf der Decke liegt ein Zettel.“
Daraufhin stürzten alle zur Tür. Daniel fiel auf, wie betroffen Bradford wirkte.
An die Unterhaltung auf dem Clubgelände, die er damals mit angehört hatte, hatte er lange nicht mehr gedacht. Jetzt fiel sie ihm schlagartig wieder ein.
Vor allem zwei Wörter: Baby und Erpressung.
Wie wunderbar es sich anfühlte, Hoffnung zu haben und neuen Mut zu schöpfen!
Elizabeth sprang förmlich in ihren Cobra, um zu Daniel zu fahren. Was Chad ihr gegeben hatte, war unglaublich.
Hoffentlich kam sie noch rechtzeitig zur Präsentation!
Sie wusste ja, dass Daniel mit seinen Kindheitserlebnissen in puncto Familie große Bedenken hatte. Vor allem hatte er Angst vor einer möglichen Scheidung und davor, dass die Kinder hin und her gerissen werden würden – so wie er damals.
Aber vielleicht änderte Chads Dokument daran etwas.
Natürlich würde Daniel nicht sofort begeistert in die Hände klatschen, aber sie hoffte doch, dass er ihr zumindest zuhörte und darüber nachdachte.
Auf der Insel
Weitere Kostenlose Bücher