Vorstadtkrokodile 3 - Freunde für immer
über die neuen Gäste.
»Wir suchen Herrn Steffenhagen«, sagte Jorgo höflich.
»Den gibt’s hier nicht. Raus!«, schnarrte der Wirt.
»Jorgo, altes Haus … Braucht ihr Geld?«, meldete sich da eine Stimme aus dem Hintergrund.
Jorgo und Peter fuhren herum. Die vertraute Stimme gehörte zu einem Mann, der vor einem Spielautomaten saß und ungefähr 40 Jahre alt war. Ohne Zweifel war das Herr Steffenhagen. Er grinste selig, wie es nur Betrunkene können.
»Hä?« Jorgo wusste nicht so recht, was die Frage sollte. Glaubte er ernsthaft, die Jungs wären gekommen, um ihn um Geld zu bitten?
»Gut, ich bin nämlich pleite«, sagte Herr Steffenhagen und grinste. »Aber … vielleicht könnt ihr mir ja was pumpen? Hab grad ’ne Glückssträhne …«
Jorgo und Peter schwiegen beharrlich. Sie wussten nicht so recht, wie sie anfangen sollten.
»Nicht?« Doch da schien selbst Herrn Steffenhagen aufzugehen, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Fragend blickte er die Jungs an.
Peter und Jorgo war klar, dass es nun an ihnen lag, mit der Wahrheit herauszurücken – und das war selbst für jemanden wie Jorgo keine leichte Aufgabe.
Im Wartebereich der Notaufnahme traf Herr Steffenhagen auf die behandelnde Ärztin.
»Herr Steffenhagen?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete er. »Wo ist denn mein Junge?«
»Kleinen Augenblick, bitte«, sagte die Ärztin und wandte sich an die Krokodile.
»Geht erst mal nach Hause. Ihr könnt morgen wieder vorbeikommen und euch erkundigen. Okay?«
Sie hatten gar nicht gemerkt, wie spät es geworden war. Die Ärztin hatte sicher recht. Hier zu warten, half Frank im Augenblick auch nicht weiter. Schnell schrieb Maria ihre Telefonnummer auf einen Zettel und reichte ihn der Ärztin.
»Können Sie uns anrufen, wenn es etwas Neues gibt?«, sagte sie mit eindringlicher Stimme.
Die Frau nickte knapp. In diesem Augenblick knickten Franks Vater die Beine weg. Er fing sich aber gleich wieder.
»Alles in Ordnung?«, fragte die Ärztin.
»Kreislauf«, sagte er entschuldigend.
»Kreislauf riecht anders«, sagte die Ärztin.
Ihr war natürlich nicht entgangen, dass Herr Steffenhagen ein Alkoholproblem hatte. Sie fasste ihn am Arm.
Maria und die anderen schauten der Ärztin und Franks Vater nach, wie sie den langen Gang hinaufgingen und redeten. Sie spitzten die Ohren. Vielleicht konnten sie ja noch etwas aufschnappen, was die Ärztin ihnen noch nicht gesagt hatte …?
»Herr Steffenhagen, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Sohn einen schweren Verkehrsunfall hatte … Wir haben ihn gerade operiert und …« Doch da waren sie schon zu weit weg, als dass die Krokodile sie noch hätten verstehen können.
»Hey, mach dir keinen Kopf«, versuchte Maria, Hannes aufzumuntern. »Morgen geht’s ihm bestimmt wieder besser …«
Wie gerne hätte Hannes es genauso gesehen. Er antwortete mit einem bemühten Alles-wird-gut-Nicken. Aber seine Zweifel konnte er damit nicht verscheuchen.
Jeder hing seinen Gedanken nach, als sie das Krankenhaus verließen. Erst jetzt spürte Hannes, wie müde er war.
4
Als die Sonne über der Vorstadtsiedlung aufging, lag Hannes bereits hellwach im Bett. Er trug immer noch seine Klamotten vom Tag zuvor. Durch einen Spalt der Jalousie fiel das Morgenlicht.
Ohne anzuklopfen, trat Hannes’ Mutter Kristina in das Zimmer und stellte überrascht fest: »Du bist schon wach?«
Hannes schwieg.
»Sind doch Ferien«, sagte Kristina und ging zu ihm ans Bett. Sie wuschelte ihm durch die Haare. Dabei fiel Hannes auf, dass seine Mutter irgendwie verändert war. Trug sie eine Perücke?
»Was hast du denn da auf ’m Kopf?«, fragte er.
» Das nennt man neue Frisur «, antwortete sie leicht pikiert. »Gefällt’s dir?«
Hannes musterte seine Mutter. Besonders begeistert war er nicht von ihrer Typveränderung. Warum musste es ausgerechnet blond sein?
Sie schien seine Gedanken zu ahnen. »Ja, ich weiß. Anders, ne? Aber: Wir haben einen neuen Chef, der steht auf blond. Und: Ende des Monats stehen die Beförderungen an!«
Sie strahlte, als ob sie den Geistesblitz des Jahrtausends gehabt hätte.
Hannes beeindruckte das nicht. Er fand es bescheuert, dass seine Mutter sich extra für ihren Chef so veränderte.
»Und einfach ’n guten Job machen reicht nicht, oder was?«, brummte er.
»Schatz, ich bin alleinerziehend«, sagte Kristina. »Zweiter Bildungsweg, große Klappe … Ich muss alle Karten spielen, die ich habe. Und wie war’s gestern?«, lenkte sie vom Thema ab. »Habt
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