Vorstadtkrokodile 3 - Freunde für immer
Hartmann dennoch zu Eis erstarren ließ.
»Haben Sie etwas verloren?«, hakte Kai noch einmal nach.
Doch dem Gefängnisdirektor fehlten zum ersten Mal die Worte. So war er in seinem ganzen Leben noch nicht hereingelegt worden. Er drehte um und rannte zurück.
Im Krankenhaus waren die Vorbereitungen für Franks Lebertransplantation inzwischen in vollem Gang. Dennis hatte sich selbstverständlich dafür entschieden, seinem Bruder zu helfen. Die Krokodile hatten mit keiner anderen Antwort gerechnet und mit der Ärztin alles abgesprochen. Auch Herr Steffenhagen, der Vater von Frank und Dennis, war von ihnen informiert worden und daraufhin ins Krankenhaus gekommen.
Gefängnisdirektor Hartmann war eigentlich der Einzige, den man hier nicht gebrauchen konnte. Aber er war nicht abzuschütteln. Abgehetzt und verschwitzt, stolperte er in den Gang vor dem Operationsraum. Bemitleidenswert, wenn er nur nicht so aufdringlich gewesen wäre.
Kai, Peter und Jorgo trafen kurz nach ihm ein, sodass die Krokodile endlich wieder komplett waren.
Hartmann stutzte. Er konnte es nicht fassen. Was spielte sich da vor seinen Augen ab. Eine Komödie, in der er fortwährend hinters Licht geführt worden war? Oder doch eine Tragödie, deren Tragweite er nur noch nicht verstanden hatte?
Zwischen dem startbereiten OP -Team standen Hannes, Maria, Kai, Jorgo, Peter, Olli, Jenny, Kristina und Herr Steffenhagen. Dazwischen sah Hartmann zwei Liegen. Auf der einen lag Frank, auf der zweiten Dennis. Der hielt es ausgerechnet an dieser Stelle für angebracht, Hartmann vorzustellen.
»Das ist übrigens mein Gefängnisdirektor, Herr Hartmann«, sagte er. Und an Hartmann gewandt, fügte er stolz hinzu: »Direktor Hartmann, das ist mein kleiner Bruder Frank.«
Frank hob schwach die Hand und sagte »Hallo«. Er war guter Laune, obwohl er erbärmlich aussah. Die gelbliche Haut und die glasigen Augen sprachen Bände.
Selbst Hartmann musste erkennen, wie schwerkrank Frank war.
»Was hat der Junge?«, fragte er die Ärztin.
»Seine Leber ist kaputt«, antwortete sie. »Aber glücklicherweise stimmen seine und die Werte seines Bruders überein, sodass wir eine Teil-Transplantation vornehmen können.«
Frank war überglücklich. Das war nicht zu übersehen. Die Worte der Ärztin schienen ihm neues Leben einzuhauchen.
»Wenn Dennis nur einen Tag später gekommen wäre«, fuhr sie fort, »hätten wir Frank nicht mehr retten können – danke, dass Sie ihn für diesen Eingriff beurlaubt haben. Sie retten dem Jungen damit das Leben.«
Die Blicke der Krokodile richteten sich auf Hartmann. Jetzt war dem Gefängnisdirektor endgültig klar geworden, dass sie ihn nicht angelogen hatten. Fast hätte er das Leben eines jungen Menschen auf dem Gewissen gehabt. Eine grauenhafte Vorstellung. Hartmann schluckte ein paar Mal, bevor er das Wort ergriff.
»Natürlich, das mache ich doch gerne«, sagte er ernst. »Ich werde den erforderlichen Antrag gleich morgen nachreichen.«
Auch Herr Steffenhagen war aufgewühlt. Nach den bangen Tagen der Ungewissheit konnte er zum ersten Mal wieder Hoffnung schöpfen.
»Danke, Herr Direktor, ich danke Ihnen von Herzen«, sagte er und schüttelte Hartmann die Hand.
Der Direktor nickte. Fast hätte man glauben können, er wäre schon immer auf der Seite der Krokos gestanden. Er klopfte Dennis auf die Schulter.
»Aber nicht abhauen, okay?«
»Keine Sorge, das würde ich meinem Bruder nicht antun«, antwortete Dennis. Und kein Richter der Welt hätte in dem Augenblick an seinen Worten gezweifelt.
Dennis lächelte seinen Bruder an. Frank lächelte müde zurück.
»Holen Sie mich einfach ab, wenn ich wieder fit bin«, sagte Dennis.
»Da können Sie sich drauf verlassen«, meinte Hartmann.
Nun war es so weit. Frank und Dennis wurden in den OP -Raum geschoben. Dann schlossen sich die Türen hinter ihnen. Die Krokodile, Kristina und Herr Steffenhagen hatten die Arme umeinander gelegt und sahen ihnen nach. Jeder hing seinen Gedanken nach. Die Mission war erledigt. Jeder hatte getan, was er konnte. Auf das, was nun geschah, hatten sie keinen Einfluss mehr.
23
Tage später trafen sich die Krokodile am See. Hier hatten sie Hannes’ Geburtstag gefeiert. Hier hatte die Geschichte begonnen.
Der Abend dämmerte. Die untergehende Sonne verlieh dem Wasser ein rötliches Licht. Die Kulisse wirkte romantisch und feierlich.
Alle waren sie gekommen und saßen auf dem Steg: Hannes, Kai, Maria, Olli, Jorgo, Peter, Jenny und – Frank. Die
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