Vorstadtkrokodile 3 - Freunde für immer
ihr noch gefeiert?«
»Wir waren Kart fahren und …«, fing Hannes an.
»Mensch, super!«, unterbrach Kristina ihn. »Ich wäre so gerne noch mal Kind. Das Leben genießen. Keine Probleme …«
Hannes stöhnte innerlich. Das Gefasel von der unbeschwerten Kindheit kannte er in- und auswendig.
»Na ja, also Frank …«, versuchte er es noch einmal.
Vergeblich. Kristina hörte gar nicht richtig zu. Sie war mit ihren Gedanken schon auf der Arbeit und bei ihrem neuen Chef. Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr rief sie: »Wenn ich zu spät komme, hilft auch nicht die neue Frisur.«
Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und hetzte aus dem Zimmer.
»Ja. Und danke für’s Gespräch«, brummte Hannes hinterher. Danke für dein Interesse an meinem Leben, fügte er noch in Gedanken hinzu. Da klingelte sein Handy. So früh am Morgen rief ihn normalerweise niemand an. Das konnte nur eines bedeuten.
»Ja?«
»Das Krankenhaus hat angerufen. Frank ist aufgewacht!«, kam Maria ohne Umschweife auf den Punkt.
»Echt?«
Das war doch mal eine Nachricht, die ihn beflügelte. Schnell beendete er das Gespräch, sprang aus dem Bett und zog ein frisches T-Shirt an.
Ungewaschen und ohne Frühstück düste er mit seinem Skateboard zuerst zu Kai, der ja noch gar nichts von Franks Unfall mitgekriegt hatte.
Vor dem Haus, in dem Kai wohnte, parkte ein amerikanischer Van. Eine richtig klasse Kiste, die mit dem Vereinslogo des Rolli Basketballvereins bemalt war. Als Hannes ankam, wurde gerade Kais Sporttasche in den Wagen geladen. Kai und noch ein paar andere Spieler warteten vor dem Van in ihren Rollstühlen.
Hannes stoppte vor Kai, sprang von seinem Skateboard und nahm es in die Hand.
»Kai, ich muss dir unbedingt was erzählen …«
Sein Freund hob den Kopf. »Ja, was denn?«
Doch noch bevor Hannes antworten konnte, warf einer der Mitspieler einen Basketball in Richtung Kai und zielte auf seine Brust. Reflexartig fing Kai den Ball.
»Abfahrt!«, rief der Betreuer.
»Hannes, sorry, wir haben drei Tage Turnier«, sagte Kai. »Und Mädchenmannschaften sind auch dabei. Lass uns doch später telefonieren, okay?«
Damit hatte Hannes jetzt nicht gerechnet. Kai hatte doch eigentlich immer Zeit … Aber was hätte er auch dagegen sagen sollen? Er sah zu, wie erst Kai und dann Boris, einer seiner Mitspieler, über eine Rampe in den Van fuhren.
»Klar«, antwortete Hannes knapp.
Dann wurden die Türen geschlossen. Als der Wagen sich in Bewegung setzte, nickte Kai noch einmal zum Abschied, dann war er weg …
Hannes stieg auf sein Skateboard. Sicher war es besser so. Wozu sollte er Kai auch die Vorfreude auf das Turnier vermiesen? Außerdem ging es Frank ja inzwischen wieder viel besser. Bald würden alle über das verrückte Kartrennen und den Crash nur noch lachen.
Hannes konnte es kaum erwarten, seinen Freund im Krankenhaus zu besuchen.
Er rollte durch die Straßen der Siedlung und traf schon bald auf Maria, die heute statt des Kleides eine weiße Jeans trug. Auf ihrem Rennrad fuhr sie neben ihm her. Hannes hielt auf seinem Skateboard locker mit.
Nach und nach sammelten sie auch den Rest der Bande ein. Alle wussten schon, dass Frank aus dem Koma erwacht war.
Die Stimmung war so ausgelassen wie auf einer Klassenfahrt. Die Freunde wollten Frank mit einem besonderen Geschenk überraschen. An einer Tankstelle fanden sie, wonach sie suchten. Das Teil war zwar unverschämt teuer, aber jeder gab, was er entbehren konnte. Und so reichte es für einen Zwei-Kilo-Eimer mit Fruchtgummi-Krokodilen.
Der Weg zum Krankenhaus führte auch am städtischen Gefängnis vorbei. Offiziell hieß der Bau Justizvollzugsanstalt oder kurz JVA . Und wären die Fenster nicht vergittert gewesen, hätte niemand das Gebäude für ein Gefängnis gehalten.
Die Krokodile wurden still. Ihre heitere Ausgelassenheit schlug in Nachdenklichkeit um.
»Ey, da drin ist Franks Bruder!«, sagte Jorgo auf einmal.
Schwang da ein Hauch von Bitterkeit in seiner Stimme mit? Immerhin waren sie es damals gewesen, die Dennis und seine Kumpel der Polizei ausgeliefert hatten. Von der Belohnung hatten sie Kai sein Handbike gekauft.
»So wie er’s verdient hat!«, sagte Maria sofort.
» W… Wie lange sitzt der eigentlich noch?«, wollte Peter wissen.
»Keine Angst, Peter, der kommt nicht so schnell wieder raus!«, sagte Hannes.
Rasch fuhren sie weiter, doch das bedrückende Gefühl, das sie alle beschlichen hatte, ließ sich nicht so schnell wieder
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