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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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kennen, doch als er Tanja an diesem heißen Vormittag sah, kam Empörung in ihm hoch.
    Tanja bildete eine Brezel mit einem ihm Unbekannt en. Beider Körper waren ineinander verschlungen. Kau m zu glauben, dass sie sich auf den Beinen hielten, ohne zu stolpern. Schamlos, dies am helllichten Tag auf der Straße zu machen und mitten im Ort.
    Der Chorleiter war sicher, dass Tanja genau wusste, dass er ihnen dabei zusah. Er hatte ihr einen Solopart verweigert. Sie wollte ihn provozieren.
    Dankwart Trüber schnaufte, als es ihm endlich gelang, sich von dem Anblick zu lösen, und er zur Kirche abbog. Das sollte für das kleine Luder nicht ohne Folgen bleiben.
    Vieles wuchs ihm da über den Kopf.

    »Ich hätte dich mit irgendwas anstecken können.«
    Leni lachte. »Du doch nicht«, sagte sie.
    »Nimmst du die Pille?«
    »Klar«, sagte sie, »glaubst du, ich will schwanger werden?«
    Sie hatte ihn nicht weggeschickt, als er vor der Tür stand.
    Im Garten war die Haushälterin und schnitt den kahlen Rosen die Köpfe ab. Auf dem Rasen lagen noch die weißen Blätter.
    »Komm«, sagte Leni, »wir gehen in mein Zimmer.«
    Theo schüttelte den Kopf. Er fühlte sich nicht wohl in diesem Haus. »Lass uns spazieren gehen«, sagte er.
    »Dann in den Wald«, sagte Leni, »ich will den Tümpel sehen, in dem sie lag. Vielleicht ist es der, in dem dein Gummistiefel liegt.«
    »Vielleicht«, sagte Theo. »Das ist der tiefste, den ich kenne.«
    Hatte Pa nicht davon gesprochen, dass der Wald heute freigegeben wurde? Sie konnten ja einen Versuch wagen.
    »Im Wald ist es kühl«, sagte Leni und fächelte sich in wilden Gesten Luft zu. Sie hatte wohl noch immer was von diesem Zeug im Blut.
    »Erzähl mir, wie du gestern reingekommen bist. Ich habe Gedächtnislücken.«
    »Ich bin über euer Eisentor geklettert.«
    »Und ich hab schlafend auf dem Rasen gelegen.«
    »Du warst gleich wach und hast von einem Prinzen gesprochen.«
    »Das weiß ich noch«, sagte sie. »Wenn mich mein Prinz erst küsst. Das ist aus Schneewittchen. Dem Film von Walt Disney.«
    »Kam mir mehr wie Dornröschen vor«, sagte Theo.
    Leni betrachtete die Kratzer auf ihren nackten Armen.
    »Ich zieh mir was anderes an«, sagte sie, »und dann gehen wir.«

    Sie gingen an dem Haus seiner Eltern vorbei, und Theo war erleichtert, dass Ma nicht am Fenster stand.
    Die Ligusterhecke von Ellerbek streckte ihre Zweige aus und hielt schon die ersten Äste der kleinen Hainbuchen umschlungen. Theo sah es mit schlechtem Gewissen. Er hatte die Heckenschere seit der Beerdigung nicht in der Hand gehabt. Vielleicht heute Nachmittag. Je nachdem, ob sich dieser Tag weiter hoffnungsvoll entwickelte.
    »Ein Geisterhaus«, sagte Leni, »hast du den Alten gut gekannt?«
    »Ja«, sagte Theo und überlegte, ob er ihr vom Teich erzählen sollte und von seiner Schwester. Und davon, dass sein Vater einen Schlüssel zu Ellerbeks Haus besaß. Später, dachte er, im Wald. Er hoffte, mit ihr im Moos zu liegen. Dort wo sie mit Lucky gelegen hatte. Dass sie alles noch einmal taten und Leni es bei vollem Bewusstsein tat.
    Er führte sie zur Stelle, an der das gefleckte Knabenkraut wuchs. Sollte er es für Leni pflücken?
    Oder für Ma? Die mochte lila Blumen ganz bestimmt.
    »Da ist der Tümpel«, sagte er.
    Vor dem Tümpel lag noch ein Stück vom Absperrband.
    Leni zog ihre Schuhe aus. Der Lack auf ihren Zehennägeln war auch lila.
    »Du willst jetzt nicht in den Tümpel gehen«, sagte Theo.
    »Mal gucken, wie tief er ist.«
    »Da hat eine Tote dringelegen«, sagte Theo.
    »Ist das Wasser dann giftig?« Leni steckte die lila Zehen in das braune Wasser und zog sie gleich wieder zurück. »Wir wissen doch gar nicht, ob es dieser Tümpel ist.«
    »Hast du immer noch vor, nach Frankreich zu fahren?«
    Leni ließ sich in das Moos fallen. »Ja«, sagte sie, »am sechzehnten.«
    »Dann sind die Ferien fast vorbei.«
    Leni sagte nicht, dass genau das ihre Absicht war.
    »Hattest du nicht überlegt, noch mal mit der Schule anzufangen?«
    Leni hatte niemandem von Paps’ Plänen erzählt, sie in ein Internat zu stecken. Auch er hatte nichts mehr dazu gesagt. Ihr Vater war dauernd unterwegs. Ein großer Geschäftsabschluss stand bevor.
    »Ich habe mich dagegen entschieden«, sagte Leni.
    »Und was willst du tun? Eine Ausbildung? Du musst doch irgendwelche Ideen haben, was du mit deinem Leben vorhast.«
    Theo wusste im nächsten Moment, dass er es knicken konnte. Leni. Das Liegen im Moos. Verdammte Vernunftsarie. Kam

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