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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Der arme Kerl hatte die Leiche gefunden. Fürchterliches Erlebnis.
    Theos Vater setzte sich weit genug weg, um nicht in ein Gespräch verwickelt zu werden. Eine junge Serviererin kam aus dem Lokal. Er bestellte ein Bier. Vom Wirt war nichts zu sehen.
    Nicht viel los auf der Straße. Die Sparkasse und die meisten Geschäfte hatten Mittagspause bis halb drei. Ein paar spielende Kinder. Es waren ja Ferien. Er nickte, als ihm das Bier hingestellt wurde.
    Er nahm einen großen Schluck und blickte dabei über den Rand des Glases und sah Gesa von der Bushaltestelle kommen und auf die Kirche zugehen. Kein Dienstagabend. Was tat sie in der Kirche?
    Schade um das Bier, das noch nicht getrunken war. Theos Vater stand auf und trug das Glas ins Lokal. Bezahlte das Bier und bat darum, es für ein paar Minuten in den Kühlschrank zu stellen.
    Dann ging er zur Kirche hinüber.

    »Du darfst keinem erzählen, dass Dankwart mir den Schlüssel gegeben hat«, sagte Hardy. »Er hat mich auf Diskretion eingeschworen.«
    Theos Mutter schüttelte den Kopf. Sie war bestens geübt im Bewahren von Geheimnissen. Auch wenn das eine große brüchig geworden war.
    »Du hast einen Stein im Brett beim Chorleiter«, sagte sie.
    Hardy lächelte. »Ich weiß, dass er im Zimmer hinter der Orgel junge Damen empfängt«, sagte er. »Darum tut er mir auch mal einen Gefallen.«
    »Du erpresst ihn?«
    »Gott bewahre.« Hardy musterte Gesa. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen, doch ihre Haut war jung, obwohl sie auch schon in den Vierzigern war. Ihm gefiel ihr volles dunkle Haar. Ihre ernsten Augen. Sogar die Anflüge von Schwermut, die sie hatte. Ihn beunruhigte nur, wie sehr sie seine Nähe suchte. Er suchte im Chor das kleine Feuer, mehr nicht.
    Sie zuckten beide zusammen, als unten an der Kirchentür gerüttelt wurde, die um diese Tageszeit verschlossen war.
    »Dein Mann«, sagte Hardy.
    »Nein«, sagte sie. »Ausgeschlossen.«
    »Du sagst doch, er sei heute nicht zur Arbeit gegangen.«
    »Er ist zu Hause. Er fühlt sich nicht gut«, sagte sie. Hardy wusste nicht, was in ihrem Leben geschehen war.
    Unten an der Tür war es still geworden.
    »Er hegt einen Verdacht. Ich hab es in seinem Gesicht gelesen.«
    »Wann hast du in Gerds Gesicht gelesen?«
    »Während der Trauerfeier. Er saß mit eurem Sohn in der ersten Bank.«
    »Es ist doch kaum was geschehen zwischen uns«, sagte sie.
    »Ich bin kein Ehebrecher«, sagte Hardy.
    Theos Mutter nahm ihre Jacke. »Ich auch nicht. Schließ mir auf.«
    »Ich hab es verdorben.« Hardy senkte den Kopf.
    »Erst einmal ja«, sagte Gesa und wandte sich ab.

    Theo hatte sich auf sein Fahrrad gesetzt und war zur alten Landstraße gefahren. Vor dem Ponyhof und im Wirtschaftsweg parkten noch immer Polizeiautos. Silberblaue und andere.
    Er dachte daran, wie er damals hinter den Ställen gestanden und zum ersten Mal Leni gesehen hatte. In Luckys Ford sitzend.
    Seitdem spielte Leni mit ihnen allen. Mit Lucky. Max. Mit ihm. Ach was. Mit ihm spielte sie noch nicht einmal. Er war für Leni das Kleinkind geblieben. Auch wenn sie ihn nicht mehr absnobbte.
    Er wendete sein Rad und überlegte, ob es zu früh war fürs Lichtgrün. Vielleicht hatte wenigstens die Wirtin Lust, ihn wahrzunehmen. Ihm ein Glas Wein hinzustellen, ohne zu fragen, ob er schon alt genug dafür sei.
    Irgendwie musste er doch Stoff sammeln, um in ein paar Wochen über sein schönstes Ferienerlebnis zu schreiben.
    Als ich wieder keinen Sex hatte.
    Wie meine Schwester im Gartenteich ertrank.
    Er kam an der Kirche vorbei und dachte an Tanja. Vielleicht könnte die ihn entjungfern. Doch Tanja stand ja auf alte Männer.
    Das Lichtgrün öffnete erst um achtzehn Uhr. Außer Montag. Da kamen die Sänger. Theo sah auf sein Handy. 17 Uhr 02. Er war in Rekordzeit geradelt. Er hätte sich Zeit lassen sollen.
    Sein Fahrrad fand ganz von selbst zum Geldhügel. Fuhr den Hang hinauf. Stand still vor Lenis Haus. Theo stieg ab.
    Er klingelte zweimal und wäre wieder gefahren, hätten nicht diese kleinen jammernden Laute in der Luft gelegen, die aus dem Garten zu kommen schienen. Wie kam es, dass er sich um Leni ängstigte wie seine Mutter um ihn?
    Vergeblich versuchte Theo, durch die hohe Buchsbaumhecke zu spähen, die den Garten umgab. Er versuchte, an das andere Ende des Grundstückes zu gelangen. Hatte er damals nicht ein Tor in der Hecke erblickt, als er allein an der Terrassentür stand und in den Garten hineinguckte, um sich von Luckys und Lenis Geschmuse

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