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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Stäbchen für die DNA -Probe kam, hatte er gezögert. »Ich habe beiden Mädchen die Hand gegeben.«
    Lüttich verschwieg, dass sie gar keine brauchbare DNA gefunden hatten. Er hatte sich die Hände dieses Mannes angesehen. Lange schmale Finger. Klavierhände, wie sie seiner Kollegin nachgesagt wurden. Lüttich nahm nicht an, dass er mit ihnen gewürgt hatte.
    Trübers Geschichte schien ihm glaubhaft zu sein.
    Was war geschehen, nachdem Sarah und Hortensia an den Sonntagabenden die Kirche verlassen hatten? Die eine im Hochgefühl, eine begabte Gitarrenspielerin und Sängerin zu sein. Die andere in großer Traurigkeit, einen Traum verloren zu haben?
    Der Gitarristin habe er einen Kollegen empfohlen, hatte Trüber gesagt, einen rumänischen Virtuosen. Dem alten Lehrer in Nienstedten sei sie entwachsen gewesen. Er kenne den Mann. Der Georgierin habe er abgeraten, künstlerische Pläne zu hegen.
    Sarah und Hortensia hatten keine Fahrräder gehabt und kein Auto.
    Sie mussten den Bus und die S-Bahn nehmen. Die eine Haltestelle lag mitten im Ort. Von Sigi Gerhards Lokal konnte man sie sehen.
    Lüttich hatte keine Ahnung, ob es noch eine zweite Haltestelle gab.
    Doch das würde er in Erfahrung bringen.

    Tanja lief ihm über den Weg, kaum dass er von seiner Beichte beim Kommissar gekommen war. Vielleicht war es die große Erleichterung, die Trüber bewog, Tanja anzulächeln. »Du kannst kommen«, sagte er, »oder interessiert dich deine Solokarriere nicht länger?«
    Tanja zog die Brauen hoch, bereit, die Blasierte zu geben. Doch es bedeutete ihr zu viel. »Mittwoch um fünf?«, fragte sie.
    »Du kannst auch gern am Sonntagabend kommen. Das sagt mir mehr zu. Oder ist dir das noch immer ungelegen?«
    Nein. Tanja hatte gerade kein Date laufen. Kein Kerl, der die kostbare Zeit am Wochenende in Anspruch nahm. Sie konnte höchstens mit ihrer Mutter den Tatort gucken. Sie nickte. Sonntagabend um sechs.
    »Soll ich dich nachher mit ins Lichtgrün nehmen?«, fragte er.
    »Ist doch der Männerchortag«, sagte Tanja.
    »Ich dachte, gegen Männer hast du nichts.« Trüber sah den Kommissar aus dem Auto steigen. Ausgerechnet jetzt, wo er mit einer jungen Blonden auf der Straße stand. Wurde er überwacht?
    Tanja blickte auch zu Lüttich hinüber. »Der schon wieder.« Beide sahen sie zu, wie der Kommissar ins Tre Castagne ging.
    »Ich komme mit ins Lichtgrün«, sagte Tanja.

    Lüttich trank das alkoholfreie Holsten und sah zur Haltestelle hinüber.
    Dieser Trüber hatte sich getrollt und mit ihm die Blonde, deren Haar hell leuchtete, wie es Tensis getan hatte und das von Sarah. Es gab endlos viele Mädchen mit hellen Haaren in dieser Stadt. Ginge es nur darum, müsste der Täter längst zum Massenmörder geworden sein.
    Sigi Gerhard kam zu ihm und fragte, ob er sich setzen dürfe. Er sah schlecht aus. »Erzählen Sie«, sagte Lüttich.
    »Ich bin von einer Krankheit überrollt worden. Das Ende ist offen.«
    »Das ist es bei uns allen«, sagte der Kommissar.
    »Sie haben einen konkreten Verdacht? Dass Sie hier sitzen?«
    »Die Haltestelle«, sagte Lüttich, »haben Sie die im Auge?«
    »Selten. Ich trage Getränke und Speisen hin und her. Bereite sie zu. Ich nehme an, meine Gäste könnten Ihnen mehr erzählen.«
    »Wer sitzt denn hier oft?«
    »Tanja. Die eben mit dem Chorleiter zusammen gestanden hat. Kennen Sie die beiden? Tanja sieht aus wie ein potenzielles Opfer. Blond und jung. Wenn auch nicht so schön wie Leni.«
    »Leni kenne ich nicht«, sagte der Kommissar.
    »Sie kennen Lucky, den Bruder von Max Oldelev. Und Theo. Mit ihm haben Sie mal bei mir im Lokal gesprochen. Leni ist die Dritte im Bunde.«
    Lüttich erinnerte sich. An das Mädchen, das er hier bei Sigi gesehen hatte. Das er hätte ansprechen sollen.
    »Was halten Sie von dem neuen Kirchenmusiker?«
    »Sie meinen den Chorleiter«, sagte Sigi. »Ein aufgeblasener Mensch. Doch sicher kein Mörder.«
    »Gibt es einen, den Sie für den Mörder halten?«, fragte Lüttich.
    Sigi Gerhard war überrascht von dieser offenen Frage des Kommissars. »Nein. Vielleicht kommt er ganz woanders her.«

    Die zweite Haltestelle lag am Ponyhof. Kurz hinter dem Ortsschild, das den Namen des Stadtteils ankündigte. Weiße Schrift auf rotem Grund.
    Lüttich fuhr langsam vorbei. Keine Seele stand an der Haltestelle.
    Wie war das an einem Sonntagabend, wenn die Busse nur in großen Abständen fuhren? Ging ein junges Mädchen mit Gitarrentasche dann lieber ein Stück vor zur nächsten

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