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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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erkundigen, wie es in der Firma ginge. Dass ihm gekündigt worden war, hatte er ihnen verschwiegen.
    »Gut, Vater«, sagte er. Es half ihm zu wissen, dass er Geheimnisse vor ihnen hatte. Eine verheiratete Frau ausführte. Obwohl die Geschichte mit Gesa Ansorge eine hoffnungslose Geschichte war.
    Es half ihm auch, dass sie nicht in seinem Stadtteil lebten.
    »Kommst du Donnerstag?«, fragte seine Mutter, als er fertig war.
    »Natürlich kommt er Donnerstag«, sagte sein Vater.
    Sie saßen wieder in den Sesseln. Der Fernseher lief ohne Ton.
    Seine Telefonnummer hatte er in großen Zahlen auf einen Zettel geschrieben. Sie riefen selten an.
    »Dann macht es gut«, sagte er. Sie nickten.
    Hardy guckte noch mal zum Fenster hoch, als er wieder auf der Straße stand. Noch nicht lange her, da war seine Mutter ans Fenster gekommen und hatte gewinkt. Doch vor einigen Monaten hatten sie angefangen, immer gleichgültiger zu werden. Fast autistisch.
    Er fühlte Hoffnungslosigkeit, als er ins Auto stieg. Wie oft am Montag fuhr er von der Wohnung seiner Eltern ins Lichtgrün.

    Kasper war das jüngste der drei Kinder, doch aufgekratzter als seine Schwestern. »Hast du Tensis Mörder gefunden?«, fragte er.
    Der Kommissar war auf die verglaste Veranda geführt worden. Davor ein großer Garten. Die Elbe glitt glitzernd vorbei.
    »Nein«, sagte Lüttich, »leider noch nicht. Vielleicht kannst du helfen.«
    Kasper kletterte in einen hohen Korbstuhl. Seinem Vater war anzusehen, dass er ihn gerne weggeschickt hätte.
    »Hortensia ist in ihre Heimat überführt worden«, sagte er. »Wir haben die Familie dabei finanziell unterstützt.«
    »Sie hat einen weißen Sarg«, sagte Kasper.
    »Auf Wunsch der Familie in Tiflis«, sagte sein Vater. »Der weiße Sarg. Wir haben in einem Trauerraum Abschied genommen. Auch die Kinder.«
    »Hat jemand dabei musiziert?«, fragte der Kommissar.
    »Wie bitte?«
    »Das wäre doch denkbar. Sie sind eine sehr musikalische Familie.«
    »Tensi traf die Töne nicht«, sagte Kasper.
    Lüttich nickte. Das wusste er schon.
    »Wissen Sie, was für Träume Tensi gehabt hat?« Er hätte das gerne Kaspers Mutter gefragt. Diesen Anwalt und Notar hielt er nicht für traumkundig. Er versuchte es trotzdem.
    »Nachts? Wie soll ich das wissen? Sie hat mir ihre Träume nicht erzählt.«
    »Nicht in der Nacht«, sagte der Kommissar. »Ich meine ihre Tagträume. Von was träumte Hortensia, wenn sie sich ihre Zukunft vorstellte?«
    Der Anwalt und Notar stand auf. Verärgert. »Sie überfordern mich«, sagte er, »vielleicht kommen Sie besser wieder, wenn meine Frau von ihrer Reise zurückgekehrt ist.«
    »Tensi traf die Töne nicht«, wiederholte Kasper.
    »Das wissen wir schon«, sagte sein Vater und wandte sich der Tür zu.
    »Dabei wollte sie gerne singen«, sagte Kasper. »Auf einer ganz großen Bühne.« Der Fünfjährige krabbelte aus dem Korbsessel und fing an, Hortensias Lieblingslied vorzusingen.

    Leni zählte die Tage in Saint Tropez. Doch ihre Mutter zeigte sich nicht bereit, Lenis Abflugtermin zu ändern, und Paps’ Kreditkarte funktionierte auf einmal nicht mehr. Vielleicht hatte er sie sperren lassen.
    Leni fühlte sich von Verrätern umgeben. Seit sie diese kleinen bunten Pillen kaum mehr kaufen konnte, war es längst nicht mehr lustig am Strand. Ein paar langweilige Jungs hingen ihr noch auf der Pelle. Doch sie kehrten nicht in die Strandlokale mit ihr ein, um teure Meerestiere zu essen, und ließen keine silbernen Kühler mit rosa Wein auffahren. Sie gingen auf das Collège Technique und hatten kein Geld und fragten Leni, wie sie sich ihre Zukunft vorstellte.
    Maman war genauso genervt von ihrer Tochter wie Leni von ihr. Doch sie gönnte ihrem Mann nicht den Triumph. Leni musste bleiben, bis der Tag erreicht war, der in ihrem Ticket stand. 24. September. Ein Freitag.
    Dann konnte Paps am Flughafen stehen und sie abholen und am Wochenende Zeit finden, mit Leni über ihre Pläne zu sprechen.
    Die Lage entspannte sich leicht, als Julien eine Arbeit aufnahm. Keiner wusste, was es war. Er schien auf einmal das Geld zu haben, um die Ansprüche ihrer Mutter zu erfüllen. Er lud Helène in teure Lokale ein und nahm Leni nur zu bestimmten Bedingungen mit.
    Leni war nicht bereit, diese Bedingungen zu erfüllen.
    Doch Maman fühlte sich wieder begehrt und beargwöhnte Leni nicht dauernd und zeterte weniger hinter ihr her.
    Abends allein am Pool zu sitzen, wurden Lenis beste Augenblicke im Haus ihrer Mutter. Hinten am

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