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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Haltestelle, statt herumzustehen?
    Der Wirtschaftsweg lag gegenüber der Haltestelle. Der direkte Weg in den Wald. Auch zum abgelegenen Schuppen des Ponyhofes hatte man nur ein paar Schritte. Hier war es einsam. Säcke mit Leichen ließen sich wohl ungesehen über die Schulter werfen.
    Die meisten Menschen nahmen den Weg über die Hauptstraße. Kaum einer fuhr noch die alte Landstraße entlang.
    Lüttich hielt an und blickte in den Wirtschaftsweg hinein. Auf der anderen Seite waren die Weiden des Ponyhofes. Er sah einen Hund über die Weiden laufen und wusste nicht, dass es Troll war.
    Troll, der die Leiche von Sarah gefunden hatte. Seitdem mied Trolls Mensch den Wald. Stöckchen, die Troll auffing. Löcher, die er grub. Auf den Weiden. Er war nach wie vor ein glücklicher Hund.
    Trolls Mensch guckte hinüber zur Haltestelle, die »Am Wald« hieß.
    Er sah den Wagen des Kommissars und deutete das falsch.

    Hardy war spät gekommen, sie hatten schon drei Lieder gesungen. Der Chorleiter sah mit Sorge, dass er erschöpft aussah. Das ging nicht mehr so weiter mit Hardys Eltern. Eine professionelle Versorgung wurde nötig, dachte der Chorleiter. Er fühlte den Menschenfreund in sich. Kam alles von der Erleichterung, endlich zur Polizei gegangen zu sein und bei diesem Kommissar Glauben gefunden zu haben.
    »Setz dich, Hardy«, sagte er und schob ihm ein unbenutztes Glas zu.
    Sie waren fast vollzählig an diesem frühen Abend. Elf Männer. Dazu kamen im Kirchenchor sieben weibliche Stimmen. In anderen Chören hatte er immer einen Frauenüberschuss gehabt.
    »Ich habe vor, Schuberts Schwanengesang mit euch zu singen«, sagte er laut in die schwatzende Runde hinein.
    »Was ist mit Trinkliedern, Dankwart?«, fragte einer der Sänger.
    »Ich spreche hier vom Kirchenchor«, sagte Trüber. Doch es interessierte sich keiner für Schubert.
    »Eine neue Haarfarbe«, sagte Hardy, als die Wirtin einen weiteren Krug Wein hinstellte. »Steht dir gut, dieser Ton.«
    Tanja hatte sich neben Nils gesetzt, der ein wenig aufzutauen schien.
    »Was gibt es zu essen, Gila?«, fragte der Chorleiter. Alle Säfte flossen in ihm neu. Er hatte großen Appetit.
    »Mit vollem Mund singt sich schlecht«, sagte einer.
    »Ich kann euch Bratkartoffeln mit Sauerfleisch anbieten. Aber nicht für ein Dutzend Leute. So große Pfannen habe ich nicht.«
    »Unsere Sauerfleischspezialistin«, sagte der Gärtner von Adolphs.
    Doch nur der Chorleiter und noch drei andere wollten zu Abend essen. Die meisten von ihnen wurden später zu Hause erwartet.
    »Dann ein Trinklied«, sagte Dankwart, »im Kanon.« Er setzte an. »Keinen Tropfen im Becher mehr und der Beutel schlaff und leer.«
    »Kennen wir nicht«, sagte einer.
    »Lechzen Herz und Zunge«, sang Dankwart. »Hört zu, wie ich es euch einmal vorsinge. Ein Trinklied aus dem neunzehnten Jahrhundert.«
    Doch ihm fiel die nächste Zeile nicht ein.
    »Hoch die Tassen«, sagte der Gärtner.
    Es wurde nicht mehr gesungen an diesem Abend. Dabei war es die letzte Gelegenheit in der Saison gewesen, das im Freien zu tun.

    »Ein silberfarbener Audi ist am Wald gesehen worden. Der Zeuge fand ihn verdächtig. Der Wagen hat vor der Einfahrt zum Wirtschaftsweg angehalten«, sagte Lüttichs Kollegin. »Es ist der Zeuge, der die tote Sarah gefunden hat.«
    »Der Mann mit dem Hund«, sagte Lüttich, »der hat sich gemeldet?« Er hatte gerade sagen wollen, dass sie dieser Sache nachgehen sollten, als es ihm einfiel. »Wann hat er den Audi gesehen?«
    »Gestern Nachmittag. Kurz nach vier.«
    »Das war ich.« Er erinnerte sich an den Hund mit dem rötlichen Fell, dem Stöckchen geworfen worden waren.
    »Da haben wir mal einen Zeugen und wieder ist es nichts.« Imke klang enttäuscht.
    »Gestern hatten wir den Herrn Chorleiter hier. Sei nicht undankbar. Gibt es was Neues von diesem Doktor?«
    »Das liegt auf deinem Schreibtisch«, sagte Imke Karle.
    Der Kommissar grub nach dem grauen Kuvert des Labors. Viel zu viel unerledigter Kram. Er hatte seit Tagen keinen Bericht geschrieben. Das konnte nur Ärger geben.
    »Ich kann es dir sagen. Ehe du dich weiter archäologisch betätigst. Der Doktor ist der Narkosearzt aus Helenenlund.«
    »Haben wir was über die Hinterleute dieses Drogenhandels erfahren?«
    »Oldelev schweigt nach wie vor dazu.«
    »Ich glaube, der Junge weiß es nicht«, sagte Lüttich.
    »Und was hat dein silberfarbener Audi gestern am Wald gemacht?«
    Lüttich erzählte es ihr.

    Der zweite Tag der Herbstferien. Theo

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