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Vorstadtprinzessin

Vorstadtprinzessin

Titel: Vorstadtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Bühne.
    »Morgen wieder Schule?«, rief sie ihm zu.
    Theo nickte leidenschaftslos. Fehlte nur, dass sie noch mal sagte, er sei groß geworden. Tussi, dachte er.
    Er sah sie die Straße entlanggehen und zur Kirche abbiegen. Was tat sie denn da? Ihr Stündchen mit dem Chorleiter fand doch am Mittwoch statt. Theo stand auf, stellte das Rad zurück in die Garage und ließ das Tor auf. Pa war noch nicht zurück vom Museum.
    Die Fenster in ihrem Haus waren dunkel. Kein Licht in der Küche. Auch nicht im Fernsehzimmer. Ma war wohl in einem der Zimmer, die nach hinten lagen. Eine gute Gelegenheit, mal um Ellerbeks Haus herumzugehen. Noch war Tageslicht. In einer halben Stunde würde es schon dunkel werden. Theo fand, dass der Herbst sich dramatisch schnell über den Sommer gestülpt hatte in diesem Jahr.
    Kein Schrott hinterm Haus. Pure Phantasie von Lucky. Ein paar Kübel standen da, die Ellerbek wohl noch hatte bepflanzen wollen. Der volle Sack Erde daneben. Eine Leiter lag horizontal an der Wand.
    Der letzte Sonnenstrahl des Tages fiel auf die Leiter. Theo kniff die Augen zusammen. Irgendwas hatte geblitzt. Er machte die Augen auf und sah Glasscherben an der Hauswand. Er hob den Kopf und sah zu den Fenstern hoch. Im Giebel war eine Scheibe zerbrochen. Was war denn das für ein Fenster? Da oben gab es nur ein einziges Zimmer und das ging zur Straße hinaus.
    Theo holte das Handy aus der Tasche seiner Jeans. Immer greifbar, seit Leni in seinem Leben war. »Hast du Zeit?«, fragte er.
    »Hab gerade mein Bier ausgetrunken«, sagte Lucky.
    »Kein Schrott hinterm Haus«, sagte Theo, »aber was anderes.«

    Zu aufgetakelt, dachte der Chorleiter, als Tanja zur Tür hereinkam. Eigentlich hatte er kaum noch Lust auf sie, seit ihrem Affentheater bei der Probe. Tanja spürte sofort, dass er ihr nicht gewogen war.
    »Willst du meine Brüste sehen?«, fragte sie.
    »Später«, sagte Dankwart. »Vorher gehen wir den Schubert durch.«
    »Ich glaube nicht, dass dieser Schwanengesang mir gefällt.«
    »Du wirst singen, was ich ausgesucht habe. Oder willst du aus dem Chor austreten?« Nein. Das wollte Tanja nicht. Ihre Karriere war noch in der Planung und ein bisschen Unterricht konnte kaum schaden.
    »Das ist doch schwachsinnig«, sagte sie nach einer halben Stunde Singen. »Ein letztes Mal noch«, sagte der Chorleiter, der am Klavier saß.
    »Ich hab von deiner weißen Hand die Tränen fortgetrunken«, sang Tanja. Heute fand sie es eher zum Weinen als zum Lachen.
    »Jetzt die Brüste«, sagte Dankwart Trüber und stand vom Klavier auf.

    Es war dunkel, als Lucky eintraf. Theo hatte die Taschenlampe geholt und vor der Garage gewartet, in der noch immer kein Wagen stand.
    »Was hat das denn so lang gedauert?«, fragte er.
    »Sigi hat sich von seiner Serviererin ablösen lassen, und bei der zu bezahlen, ist ein Geduldsspiel«, sagte Lucky.
    In der Küche war Licht, doch Ma schien vor dem Fernseher zu sitzen. Schon komisch, dass sie jetzt allein davor saß. Vermutlich versuchte sie sich abzulenken. Ma machte sich echt Gedanken um Pa.
    »Und was ist hier los?«, fragte Lucky.
    Theo führte ihn um Ellerbeks Haus und leuchtete Leiter und Scherben an. »Sieht ganz so aus, als ob hier jemand noch einen anderen Weg ins Haus gefunden hat«, sagte er.
    Lucky guckte es sich an und schüttelte den Kopf. »Und dann mit dem schweren Koffer die Leiter runter? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Was stellst du dir denn vor?«
    »Dass er über die Leiter reingekommen ist und dann durch die Haustür wieder rausgegangen.«
    »Die Tür hab ich die ganze Zeit im Blick gehabt.«
    »Vielleicht ist er dann doch durch den Keller raus.«
    »Wir sollten ins Haus reingehen«, sagte Theo. »Ich will wissen, was das für ein Fenster da oben ist. Bei uns gibt es kein zweites Zimmer im Giebel und mir ist hier auch keines aufgefallen.«
    Lucky sagte nichts. Doch er fand, dass Theo anfing, ziemlich besessen zu sein von diesem Haus und dem Geheimnis um Jan Ellerbek.
    »Hattest du Schiss, allein ins Haus zu gehen?«, fragte er. Er konnte sich viel Anregendes vorstellen für einen Sonntagabend. In ein dunkles, leeres Haus einzusteigen, gehörte definitiv nicht dazu.
    Theo machte sich an der Kellertür zu schaffen.
    »Was willst du denn da?«, fragte Lucky. »Lass uns die Leiter hochklettern. Das ist der kürzeste Weg.«
    »Aber davor habe ich Schiss«, sagte Theo.
    »Stimmt«, sagte Lucky, »du bist früher schon auf keinen Baum geklettert. Dann steige ich hoch und du

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