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Vortex: Roman (German Edition)

Vortex: Roman (German Edition)

Titel: Vortex: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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heraus zu reparieren, was sie auch jetzt noch tat … Sandra rief sich in Erinnerung, was er vor Kurzem erst gesagt hatte: Hat die Biotechnik einmal die Zellen infiltriert, bleibt sie dort. Für manche Leute ist diese Vorstellung der blanke Horror.
    Der Körper, den sie berührt hatte, war nicht mehr nur menschlich …
    »Deshalb dein so starkes Interesse an Findleys Importgeschäft.«
    »Findley und die Leute, für die er arbeitet, verfälschen etwas, was vielleicht von eminenter Bedeutung für die Zukunft ist. Sie sind schlimmer als gewöhnliche Kriminelle. Sie schrecken nicht vor einem Mord zurück – und zwar nicht um ein bisschen länger zu leben, was ja noch nachvollziehbar wäre, nein, wegen des Privilegs, das Präparat zu verkaufen.«
    »Wie die Leute, die deinen Vater auf dem Gewissen haben.«
    »Genau die.«
    Eine Regenböe rüttelte am Fenster. Die Straßenbeleuchtung schaltete sich ein, aufgereihte bernsteingelbe Halos. Bose langte über den Tisch, um nach Sandras Hand zu fassen, aber sie zog sie instinktiv weg.

24
    TURK
    1.
    Vor unserer geplanten Flucht erhielten wir noch einmal Besuch von Isaac Dvali. Wie zuvor schirmte er uns gegen die Netzwerksensoren ab; ich fragte mich allerdings, ob nicht mindestens ein Sensorium nach wie vor in Betrieb war – mein Netzknoten. Wenn der Coryphaeus wissen wollte, was hier vorging, brauchte er doch nur durch meine Augen zu blicken …
    »Mach nicht den Fehler, den Coryphaeus zu perso nalisieren«, entkräftete Isaac meinen Argwohn. »Was du ihm unterstellst, kann er nicht leisten.«
    »Trotzdem … er ist in meinem Kopf.«
    »Aber nicht, um dich auszuspionieren. Wachsamkeit ist eine Netzwerkfunktion. Der Coryphaeus wird versuchen, deine Emotionen und deine unbewussten Überzeugungen zu beeinflussen, aber dein Netzknoten verfügt noch nicht über die volle Konnektivität. Momentan kann dich der Coryphaeus nur auf dem Umweg über andere Vernetzte manipulieren. Wenn er mit dir sprechen will, muss er die Stimme eines anderen benutzen.«
    »Und du meinst, das wird er tun? Mit mir sprechen?«
    »Er wird alles tun, was in seiner Macht steht, um dich umzustimmen.«
    Wir besprachen die letzten Details. Die Flugmaschinen-Docks lagen auf einer der oberen Stadtstufen, und Allison und ich würden uns getrennt dorthin begeben. Um mit nur einer Tankfüllung den Indischen Ozean zu erreichen und durch den Torbogen zu fliegen, brauchten wir eine der größeren Maschinen. Wachposten waren keine zu überlisten – in einer fest vernetzten Gemeinschaft gab es kaum Bedarf für Wachmannschaften –, aber da waren natürlich Zivilisten und Techniker, die zum Problem werden konnten – vor allem wenn der Coryphaeus herausbekam, was wir vorhatten. Einmal an Bord der Maschine, würde ich versuchen, sie ins Freie zu steuern; wenn uns das gelang, sollte es möglich sein, die Maschine (und meinen Netzknoten) gegen alle Signale aus Vox-Core zu isolieren.
    In der kritischen Phase würde Isaac dafür sorgen, dass der Coryphaeus nicht auf uns aufmerksam wurde. Wir wussten nicht, ob sein Einfluss stark genug war, um unsere Flucht zu erzwingen, doch mit seiner Hilfe standen unsere Chancen zumindest etwas besser.
    Schließlich stand Isaac auf. An der Tür zögerte er – halb zerbrechliches Kind, halb leuchtendes Monster (was Allison nicht sehen konnte) – und erkundigte sich beinahe wehmütig, ob wir noch Fragen hätten. Ich verneinte. Auch Allison schüttelte den Kopf.
    »Seid vorsichtig«, sagte er und sah mich nachdenklich an. »Je tiefer sich der Netzknoten einnistet, umso besser weiß der Coryphaeus über dich Bescheid. Ja, in gewisser Weise verhandelt er bereits mit dir, und früher oder später macht er dir ein verlockendes Angebot. Es auszuschlagen, könnte dir schwerfallen.«
    In den verbleibenden Stunden übte ich mit Oscars Netzwerkspielzeug, vergewisserte mich, dass ich in neun von zehn Fällen die gewollte Reaktion hervorrief. Bei den vernetzten Steuerelementen in der Wohnung (Videoeinspielungen, Klimaanlage usw.) legte ich bereits eine schlafwandlerische Sicherheit an den Tag. Natürlich war eine Militärmaschine ein weitaus komplexeres Gerät, aber letztlich verlangte sie nicht mehr von einem Piloten als eine verlässliche Absichtserklärung. Und die traute ich mir inzwischen zu.
    Ich schlief ein paar Stunden, während Allison die Videoeinspielungen im Auge behielt. Die Ermordung der Farmer hatte sie traurig und argwöhnisch gemacht. Die Nachrichten berichteten von kleineren

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