Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
sie, wollte ganz offensichtlich etwas sagen und überlegte es sich dann anscheinend anders. „Wir sehen uns also so gegen halb sieben.“
    Ich kam etwa um fünf nach Hause. Den gesamten Nachhauseweg hatte ich gegen die grelle Sonne anfahren müssen, die geglitzert und geglänzt hatte, als wolle sie mich niederstarren. Ich zog mich um - ein blaugrünes Strickensemble mit kurzer Hose - und bürstete mir die Haare zu einem Pferdeschwanz, den ich dann mit einem Bananenclip zusammenhielt. Daraufhin setzte ich mich allein an den Küchentisch, was nicht wirklich gemütlich war, und verzehrte ein belegtes Brot. Mein Haus fühlte sich groß und leer an, und ich war sehr froh, als ich sah, wie der Wagen mit Rene, Coby und Lisa darin vorfuhr.
    „Arlene hat Schwierigkeiten mit einem künstlichen Fingernagel“, erklärte Rene, peinlich berührt, ein so intimes, weibliches Detail überhaupt erwähnen zu müssen. „Lisa und Coby konnten nicht warten, sie wollten unbedingt zu dir.“ Ich sah, daß Rene immer noch Arbeitskleidung trug - die schweren Stiefel, das Messer am Gürtel, den Hut, das ganze Drum und Dran eben. So würde Arlene nirgends mit ihm hingehen! Er mußte vorher noch duschen und sich umziehen.
    Coby war acht, Lisa fünf. Beide hingen an mir wie zwei riesige Ohrringe, während Rene sich über sie beugte, um ihnen einen Abschiedskuß zu geben. Renes Zuneigung zu diesen Kindern hatte ihm in meinem Buch ein dickes, goldenes Sternchen eingebracht, und ich lächelte dem Liebsten meiner Kollegin wohlwollend zu, während ich die Kinder bei der Hand nahm, um sie in die Küche zu führen, wo wir alle zusammen Eis essen wollten.
    „Wir sehen uns dann so gegen halb elf, elf“, verabschiedete sich Rene, die Hand bereits auf der Türklinke. „Wenn es dir recht ist?“
    „Natürlich“, erwiderte ich. Ich hatte den Mund schon aufgemacht, um anzubieten, die Kinder über Nacht bei mir zu behalten, wie wir es bei anderen Gelegenheiten bereits getan hatten, aber dann mußte ich an Tinas leblosen Körper denken. Vielleicht sollten sie diese Nacht lieber nicht bei mir schlafen. Ich lieferte den beiden Kleinen einen Wettlauf in die Küche, und ein oder zwei Minuten später hörte ich Renes uralten Pick-up die Auffahrt hinunterklappern.
    In der Küche angekommen stemmte ich erst einmal Lisa hoch, wobei ich ausrief: „Ich kann dich ja kaum noch tragen, Mädel! Du bist groß geworden! Was ist mit dir, Coby, rasierst du dich schon?“ Die nächste halbe Stunde verbrachten wir am Küchentisch. Die Kinder aßen Eis und berichteten mir ganz aufgeregt, was sie seit unserem letzten Treffen alles gelernt hatten.
    Dann wollte Lisa mir unbedingt etwas vorlesen, und ich suchte ein Malbuch hervor, in dem die Namen der Zahlen und Farben jeweils auch in Druckbuchstaben standen. Stolz las Lisa mir diese Namen vor, und dann mußte Coby natürlich beweisen, daß er viel besser lesen konnte als seine Schwester. Dann wollten die beiden ihre Lieblingssendung im Fernsehen ansehen, und ehe ich mich versah, war es dunkel geworden.
    „Mein Freund kommt heute abend auch noch vorbei“, erklärte ich da den beiden. „Er heißt Bill.“
    „Mama hat uns erzählt, daß du einen besonderen Freund hast“, sagte Coby. „Ich hoffe nur, daß ich den mag, und ich hoffe, er behandelt dich anständig!“
    „Oh ja, das tut er!“ versicherte ich dem kleinen Jungen, der sich kerzengerade aufgerichtet und in die Brust geworfen hatte, bereit, mich zu verteidigen, sollte sich irgendein besonderer Freund in seinen Augen als nicht nett genug erweisen.
    „Schickt er dir Blumen?“ wollte Lisa wissen, die sehr romantisch veranlagt ist.
    „Nein, bisher noch nicht. Aber vielleicht kannst du ihm einen kleinen Tip geben? Andeuten, daß ich gern welche bekäme?“
    „Hat er dich gefragt, ob du ihn heiraten willst?“
    „Nein, aber ich habe ihn auch nicht gefragt.“
    Natürlich suchte sich Bill genau diesen Moment aus, um an die Tür zu klopfen.
    „Ich habe Besuch“, sagte ich lächelnd, als ich öffnete.
    „Das höre ich“, erwiderte Bill.
    Ich nahm ihn bei der Hand und führte ihn in die Küche.
    „ B ill - das hier ist Coby, und die junge Dame da drüben heißt Lisa.“ Mit diesen Worten stellte ich die drei einander ganz förmlich vor.
    „Das trifft sich hervorragend“, sagte Bill zu meiner großen Verwunderung. „Genau die beiden wollte ich unbedingt kennenlernen. Lisa, Coby: Ist es euch recht, wenn ich mit eurer Tante Sookie zusammen bin?“
    Die beiden

Weitere Kostenlose Bücher