Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
überzeugend.
    Daraufhin neigte Eric das goldene Haupt und musterte mich noch einmal ausführlich von oben bis unten. Wenigstens begann er mit meinem Gesicht.
    Bill schien sich zu entspannen. Er verbeugte sich vor Eric - eine Geste, die irgendwie auch Pam mit einschloß -, trat zwei Schritte zurück und gestattet mir dann endlich, dem Paar den Rücken zuzukehren.
    „Mein Gott, was sollte das denn alles!“ fragte ich wütend im Flüsterton. Meinen Oberarm würde die nächsten paar Tage ein großer blauer Fleck zieren.
    „Sie sind hunderte von Jahren älter als ich!“ erklärte Bill und klang dabei ungeheuer vampirisch.
    „Ist das die Hackordnung bei euch? Das Alter?“
    „Hackordnung“, meinte Bill nachdenklich. „Kein schlechter Ausdruck.“ Fast hätte er gelacht. Ich sah es daran, daß seine Lippen zuckten.
    „Wenn du Lust gehabt hättest, wäre mir nichts anderes übrig geblieben, als dich mit Eric gehen zu lassen“, erläuterte er, nachdem wir uns wieder gesetzt und jeweils einen Schluck getrunken hatten.
    „Nein!“ erwiderte ich scharf.
    „Warum hast du nichts zu den Fangbangern gesagt, die an unseren Tisch kamen und versuchten, mich von dir wegzulocken?“
    Bill und ich operierten einfach nicht auf derselben Wellenlänge. Vielleicht lag Vampiren nichts an gesellschaftlichen Feinheiten. Ich würde etwas erklären müssen, was eigentlich keiner Erklärung bedurfte.
    So stieß ich einen sehr undamenhaften Laut der Verzweiflung aus.
    „Also!“ sagte ich dann. „Hör mal gut zu! Ich mußte dich bitten, mich bei mir zu Hause zu besuchen. Ich mußte dich bitten, mit mir hierher zu gehen. Du hast mich kein einziges Mal gebeten, mit dir auszugehen. Herumlungern in meiner Auffahrt zählt da nicht, und die Bitte, mal bei dir reinzuschauen und eine Liste mit Telefonnummern von Handwerkern dazulassen, zählt auch nicht. Immer war ich es, die dich eingeladen hat. Wenn du mit jemandem anders gehen möchtest, kann ich nichts dazu sagen. Wenn diese Mädchen bereit sind, dich ihr Blut saugen zu lassen - und dieser eine Typ ja wohl auch -, dann habe ich nicht das Gefühl, ich dürfte dir im Wege stehen!“
    „Eric sieht viel besser aus als ich“, erwiderte Bill. „Er ist mächtiger, und soweit ich gehört habe, ist er ein unvergeßlich guter Liebhaber. Er ist so alt, daß er nur von Zeit zu Zeit einen kleinen Schluck braucht, um bei Kräften zu bleiben. Er tötet so gut wie gar nicht mehr und ist nach Vampirmaßstäben ein ziemlich korrekter Typ. Du könntest nach wie vor mit ihm gehen. Er sieht dich immer noch an. Er würde versuchen dich zu bezirzen, wenn du nicht mit mir zusammen wärst.“
    „Ich will nicht mit Eric gehen“, sagte ich dickköpfig.
    „Ich möchte auch nicht mit einem dieser Fangbanger losziehen“, erwiderte Bill.
    Einen Moment lang saßen wir schweigend nebeneinander - es können auch zwei gewesen sein.
    „Also ist alles in Ordnung mit uns beiden?“ fragte ich, und mir war selbst nicht recht klar, wie das gemeint war.
    „Ja.“
    Wir saßen noch ein wenig einfach so da und überdachten das.
    „Noch etwas zu trinken?“ erkundigte sich Bill dann.
    „Ja, gern. Es sei denn, du mußt nach Hause?“
    „Nein, das geht schon in Ordnung.“
    Bill ging zum Tresen. Erics Freundin Pam war verschwunden, und Eric schien meine Wimpern zu zählen. Ich versuchte, meinen Blick auf meine Hände gerichtet zu halten, um Zurückhaltung zu signalisieren. Nun spürte ich Energieströme, die irgendwie über mich hinweg schwappten, und hatte das stark unangenehme Gefühl, Eric versuche mich aus der Ferne zu beeinflussen. Ich riskierte einen raschen Seitenblick, und wirklich: Da saß er und schaute mich erwartungsvoll an Was er sich wohl erhoffte? Daß ich mein Kleid auszog? Daß ich bellte wie ein Hund? Bill in die Eier trat? Scheiße.
    Da kehrte Bill mit unseren Getränken zurück.
    „Gleich weiß er, daß ich nicht normal bin“, sagte ich mürrisch. Bill schien keine weitere Erklärung zu brauchen.
    „Er verstößt gegen die Regeln. Selbst wenn er nur versucht, dich zu bezirzen: Ich habe ihm schließlich gesagt, daß du mir gehörst“, sagte er ziemlich ungehalten. Wenn Bill wütend war, wurde seine Stimme nicht hitziger, wie bei mir, sondern kälter und immer kälter.
    „Das scheinst du ja inzwischen aller Welt kundzutun!“ murmelte ich finster. Aber mehr als reden tust du nicht, fügte ich in Gedanken hinzu.
    „Das ist bei Vampiren so Brauch“, erklärte mir Bill zum zweiten Mal. „Wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher