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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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dort?“
    „Nein“, sagte ich.
    „Eine Vampirbar“, ergänzte der Beamte.
    „Nein. Wir nicht.“
    „Wenn Sie nichts dagegen haben, Fräulein, würde ich mir gern ihren Hals ansehen. Ich habe eine Taschenlampe.“
    „Nur zu. Ich habe nichts dagegen.“
    Dann suchte der Mann doch weiß Gott mit der Taschenlampe erst meinen Hals und dann den Bills ab.
    „Okay, ich wollte nur ganz sichergehen. Fahren Sie jetzt bitte weiter.“
    „Machen wir.“
    Bills Nicken fiel noch kürzer aus als beim ersten Mal. Der Streifenbeamte sah noch zu, wie ich auf meinen eigenen Sitz zurückglitt und den Sicherheitsgurt anlegte und wie Bill in den Rückwärtsgang schaltete und vom Parkplatz bog.
    Bill war stocksauer und hüllte sich den ganzen Nachhauseweg lang in, wie ich annahm, beleidigtes Schweigen, während ich geneigt war, die Sache von der komischen Seite her zu sehen.
    Daß Bill sich meinen persönlichen Reizen gegenüber - wenn man denn von solchen sprechen konnte - als nicht ganz unempfänglich erwiesen hatte, stimmte mich fröhlich. Ich hoffte, er würde mich eines Tages wieder küssen, vielleicht länger und heftiger - und vielleicht konnten wir sogar einen Schritt weiter gehen. Ich versuchte, mir nicht allzu große Hoffnungen zu machen. Es gab da nämlich ein oder zwei Dinge in meinem Leben, von denen Bill nichts wußte, von denen niemand etwas wußte, und so bemühte ich mich, meine Erwartungen auf ein bescheidenes Niveau zu reduzieren.
    Als er sicher vor Omas Haustür angekommen war, ging Bill um den Wagen herum und öffnete mir die Tür. Ich zog die Brauen hoch - aber ich bin kein Mensch, der andere daran hindert, höflich zu sein. Sicher wußte Bill, daß ich über zwei gesunde Arme und auch über genug Grips verfügte, um den Mechanismus zu verstehen, mit dem man eine Wagentür öffnet. Ich stieg aus dem Wagen, und Bill wich einen Schritt zurück.
    Das verletzte mich. Offenbar wollte er mich nicht noch einmal küssen, offenbar tat ihm das, was vorher geschehen war, leid. Wahrscheinlich sehnte er sich nach Pam. Vielleicht sogar nach Langer Schatten. Wenn man bereits ein paar Jahrzehnte lang hat Sex praktizieren können, läßteinem das eine Menge Raum für Experimente - allmählich fing ich an, so was zu kapieren. Aber wäre es denn schlimm, seiner Liste eine Frau mit telepathischen Fähigkeiten hinzuzufügen?
    Ich zog die Schultern hoch und schlang meine Arme schützend um meine Brust.
    „Frierst du?“ wollte Bill da sofort wissen und legte den Arm um mich. Aber das hätte genauso gut ein Mantel sein können: Er gab sich Mühe, körperlich so weit von mir entfernt zu bleiben, wie die Länge seines Armes irgend zuließ.
    „Es tut mir leid, daß ich dir auf die Nerven gegangen bin. Ich werde dich nie mehr um etwas bitten“, sagte ich so ruhig ich konnte. Da fiel mir ein, daß Bill mit Oma noch keinen Termin für seinen Vortrag bei den Nachkommen abgemacht hatte. Das mußten die beiden dann eben unter sich regeln.
    Bill stand eine Weile schweigend da, bis er dann endlich sagte: „Wie ... unglaublich ... naiv ... du bist.“ Diesmal fehlte der Zusatz über die erstaunlich richtigen Erkenntnisse.
    „Ja?“ fragte ich. „Bin ich das wirklich?“
    „Oder vielleicht bist du eine von Gottes Närrinnen“, sagte er dann, und das hörte sich schon lange nicht mehr so angenehm an, sondern eher, als rede er vom Glöckner von Notre Dame oder einer ähnlichen Gestalt.
    „Ich nehme an“, sagte ich säuerlich, „das wirst du dann wohl herausfinden müssen.“
    „Besser, ich bin derjenige, der es herausfindet“, meinte er daraufhin geheimnisvoll, und ich verstand ihn überhaupt nicht. Er brachte mich zur Tür, und ich hoffte doch sehr auf einen weiteren Kuß, aber er berührte lediglich sittsam meine Stirn mit den Lippen. „Gute Nacht“, flüsterte er.
    Einen Moment lang lehnte ich meine Wange gegen seine. „Vielen Dank, daß du mich mitgenommen hast“, sagte ich und trat dann rasch zurück, ehe er auf die Idee kommen konnte, ich würde ihn um mehr bitten. „Ich rufe nicht wieder an.“ Ehe ich es mir anders überlegen konnte, hastete ich in das dunkle Haus und schlug Bill die Tür vor der Nase zu.

       Kapitel 5
    Die folgenden beiden Tage hatte ich allerhand zum Nachdenken. Ich sammle Dinge, über die ich nachdenken kann, damit es mir in ruhigen Zeiten nicht langweilig wird, und nun hatte ich gleich Stoff für mehrere Wochen. Allein die Menschen, die ich im Fangtasia gesehen hatte, lieferten mir

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