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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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gefälligst von Sookies Tischen fern, wenn Sie da wieder reingehen.“
    Andy musterte Sam angelegentlich. Was den Körperbau betraf, war der Kriminalbeamte gut das Doppelte meines Chefs und überragte diesen um gute vier Zentimeter, aber trotzdem hätte ich mein Geld in diesem Augenblick auf Sam gesetzt. Auch Andy schien sich nicht auf eine Herausforderung einlassen zu wollen, und sei es auch nur, weil er über ausreichend gesunden Menschenverstand verfügte. Er nickte wortlos und ging über den Parkplatz auf sein Auto zu, wobei sich die Sonne in den blonden Strähnen seiner braunen Haare fing.
    „Das alles tut mir sehr leid, Sookie“, sagte Sam.
    „Es war nicht deine Schuld.“
    „Möchtest du nach Hause gehen? Heute ist hier nicht viel los.“
    „Nein, ich arbeite meine Schicht noch zu Ende.“ Charlsie Tooten hatte sich inzwischen prima an das Arbeitstempo bei uns gewöhnt, aber guten Gewissens hätte ich sie nicht allein lassen mögen, da Arlene an diesem Tag frei hatte.
    Sam und ich begaben uns also gemeinsam zurück ins Lokal, wobei wir, als wir durch die Tür traten, von ein paar neugierigen Blicken begrüßt wurden; aber niemand fragte, was passiert war. Von meinen Tischen war nur ein einziger besetzt; das Pärchen dort war mit Essen beschäftigt und hatte volle Gläser. Sie würden mich so schnell nicht brauchen. Ich fing an, Weingläser in die Regale zu räumen, und Sam lehnte neben mir an der Arbeitsfläche.
    „Stimmt es, daß Bill Compton heute abend bei den Nachkommen ruhmreicher Toter einen Vortrag hält?“
    „So hat es meine Großmutter mir jedenfalls erzählt.“
    „Gehst du hin?“
    „Das hatte ich eigentlich nicht vor.“ Ich wollte Bill erst wiedersehen, wenn er selbst bei mir anrief und sich mit mir verabredete.
    Sam sagte nichts dazu. Später aber, als ich meine Handtasche aus seinem Büro holte, um nach Hause zu gehen, kam er mir nach und machte sich an irgendwelchen Papieren auf seinem Schreibtisch zu schaffen. Ich hatte gerade meine Bürste aus der Handtasche genommen und versuchte, mir den Pferdeschwanz auszukämmen, in dem sich eine Strähne verfilzt hatte. Die ganze Art, wie Sam mit den Papieren herumpusselte, ließ darauf schließen, daß er eigentlich mit mir reden wollte. Plötzlich spürte ich eine Mischung aus Lachlust und Verzweiflung in mir aufsteigen: Was für verquere Umwege Männer anscheinend immer für notwendig hielten!
    Genau wie Andy Bellefleur: Warum fragte der mich nicht einfach direkt nach meiner Behinderung, anstatt diese Spielchen mit mir zu treiben?
    Wie Bill: Er hätte doch einfach sagen können, was er von mir wollte, statt diese ganze merkwürdige Nummer mit den heißen und kalten Wechselbädern abzuziehen.
    „Sam, was ist?“ fragte ich meinen Chef schärfer, als ich eigentlich beabsichtigt hatte.
    Sam lief rot an, als er meinen Blick auf sich ruhen fühlte.
    „Ich habe mich gerade gefragt, ob du nicht vielleicht mit mir zusammen zur Veranstaltung der Nachkommen gehen möchtest. Wir könnten hinterher noch eine Tasse Kaffee trinken.“
    Ich war so erstaunt, daß meine Hand mit der Bürste mitten in einem Abstrich erstarrte. Eine Menge Dinge schossen mir durch den Kopf. Das Gefühl von Sams Hand in meiner, als wir vor Dawns Haushälfte Händchen gehalten hatten; die Mauer, mit der ich in seinem Kopf zusammengestoßen war, all die Gründe, die dagegen sprechen, mit dem eigenen Chef auszugehen.
    „Gerne“, sagte ich nach einer nicht unerheblichen Pause.
    Sam atmete erleichtert aus. „Prima. Dann hole ich dich so gegen zwanzig nach sieben zu Hause ab. Das Treffen fängt um halb acht an.“
    „Bis dann also.“
    Rasch nahm ich meine Handtasche und ging nach draußen zu meinem Wagen, denn ich hatte Angst, ich würde irgend etwas Merkwürdiges tun, wenn ich länger bliebe. Mir war nicht recht klar, ob ich jetzt vergnügt kichern oder lieber ob meiner Blödheit laut stöhnen sollte.
    Um viertel nach sechs kam ich zu Hause an. Meine Oma hatte das Abendessen bereits fertig, denn sie wollte rechtzeitig aus dem Haus, um die Erfrischungen, die die Nachkommen bei der Veranstaltung reichen wollten, ins Bürgerhaus von Bon Temps zu schaffen, wo die Abendveranstaltung stattfinden sollte.
    „Ich wüßte gern, ob er auch hätte kommen können, wenn wir das Gemeindehaus der Baptisten genommen hätten“, begrüßte mich meine Oma etwas unvermittelt, aber ich hatte keine Probleme damit, ihrem Gedankengang zu folgen.
    „Ich glaube schon“, erwiderte ich also. „Meiner

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