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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sacht an meinen Armen hinab, bis er mich nur noch bei den Händen hielt. So gingen wir zur Tür, ohne ein einziges Wort zu sagen.
    „Mir hat es gefallen“, flüsterte ich dann, um meine Oma nicht zu wecken. Ich wollte auch nicht allzu vergnügt klingen.
    „Mir auch. Wollen wir das bald mal wiederholen?“
    „Abwarten“, sagte ich, denn ich war mir nicht klar, welche Gefühle ich für Sam hegte.
    Ich wartete, bis ich den Pick-up wenden hörte, dann löschte ich das Verandalicht und ging ins Haus. Auf dem Weg durchs Wohnzimmer knöpfte ich mir die Bluse auf, denn jetzt war ich müde und wollte nur noch auf dem schnellsten Weg ins Bett.
    Aber irgend etwas stimmte nicht.
    Ich blieb mitten im Wohnzimmer stehen und sah mich um.
    Alles sah doch so aus wie immer, oder etwa nicht?
    Ja, alles stand an seinem Platz.
    Es war der Geruch, der nicht stimmte.
    Im Wohnzimmer roch es, wie ein Penny riecht.
    Eine Art Kupfergeruch, scharf und salzig.
    Es roch nach Blut.
    Dieser Geruch lag hier unten in der Luft, wo ich war, nicht oben, wo ordentlich und einsam die Schlafzimmer für Gäste lagen.
    „Oma?“ rief ich, und es gefiel mir gar nicht, wie meine Stimme zitterte.
    Ich zwang mich, vorwärts zu gehen, ich zwang mich, bis zu Omas Zimmertür zu gehen. Das Zimmer war sauber und leer. Da fing ich an, auf dem Weg durch unser Haus überall Licht zu machen.
    Mein Zimmer war so, wie ich es verlassen hatte.
    Das Badezimmer war leer.
    Die Waschküche war leer.
    Ich schaltete die letzte Lampe ein. Die Küche war ...
    Dann schrie ich und schrie und schrie, und meine Hände flatterten sinnlos in der Luft umher und zitterten mit jedem Schrei stärker. Hinter mir ertönte lautes Krachen, aber das war mir egal, nichts hätte mich weniger interessieren können. Dann aber griffen starke Hände nach mir, und ein großer Körper schob sich zwischen mich und das, was ich auf dem Küchenfußboden hatte liegen sehen. Ohne daß ich Bill erkannt hätte, hob er mich auf und trug mich ins Wohnzimmer, wo ich das, was ich auf dem Küchenfußboden hatte liegen sehen, nicht mehr sehen konnte.
    „Sookie!“ befahl er rauh. „Halt den Mund! Das tut doch nicht gut.“
    Wäre er lieb zu mir gewesen, dann hätte ich nie aufhören können zu kreischen.
    „Es tut mir leid!“ entschuldigte ich mich, immer noch nicht wieder ganz bei Sinnen. „Ich führe mich ja auf wie dieser Junge!“
    Bill starrte mich verständnislos an.
    „Der in deiner Geschichte.“ Ich fühlte mich wie betäubt.
    „Wir müssen die Polizei rufen.“
    „Sicher.“
    „Wir müssen zum Telefon.“
    „Warte“, sagte ich. „Wie bist du hergekommen?“
    „Deine Oma wollte mich gleich nach Hause fahren, aber ich habe darauf bestanden, ihr erst einmal beim Ausladen zu helfen.“
    „Warum bist du dann immer noch hier?“
    „Ich habe auf dich gewartet.“
    „Du hast also mitbekommen, wer sie umgebracht hat?“
    „Nein. Zwischendurch war ich zu Hause und habe mich umgezogen.“
    Bill trug Jeans und ein T-Shirt der Grateful Dead, und unversehens mußte ich ganz schrecklich kichern.
    „Das ist ja köstlich!“ kreischte ich und krümmte mich schier vor Lachen.
    Dann mußte ich ebenso plötzlich weinen. Ich hob den Telefonhörer ab und wählte 911.
    Andy Bellefleur war innerhalb von fünf Minuten da.
    * * *
    Jason kam, sobald ich ihn hatte verständigen können. Ich hatte an vier oder fünf verschiedenen Stellen versucht, ihn zu erreichen, bis es mir im Merlottes endlich gelang. Dort hütete an diesem Abend statt Sam Terry Bellefleur den Tresen. Nachdem ich Terry gebeten hatte, Jason zu sagen, er möge sofort zum Haus seiner Oma kommen, bat ich ihn auch noch, mich bei Sam zu entschuldigen und ihm auszurichten, ich würde ein paar Tage nicht zur Arbeit kommen können, da ich zu Hause Probleme hätte.
     Terry hatte Sam offenbar postwendend von meinem Anruf verständigt, denn eine halbe Stunde später war er da, immer noch in der Kleidung, die er auch bei der Veranstaltung der Nachkommen getragen hatte. Als ich ihn sah, mußte ich plötzlich daran denken, daß ich mir ja die Bluse aufgeknöpft hatte, und blickte hastig an mir herunter. Ich war jedoch vollständig und züchtig bekleidet - wahrscheinlich hatte Bill mir die Bluse gerichtet, und später irgendwann würde mir diese Tatsache gewiß auch peinlich sein, aber im Moment war ich ihm einfach nur sehr dankbar.
    Dann tauchte Jason auf. Als ich ihm mitteilte, Oma sei tot, eines gewaltsamen Todes gestorben, starrte er mich nur an. Hinter

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