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Vorübergehend tot

Vorübergehend tot

Titel: Vorübergehend tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Außerirdische die Hauptrolle spielten; vielleicht fühlte er sich diesen Kreaturen aus anderen Zeiten und Welten verwandt. An diesem Abend hatten wir einen recht blutrünstigen Film gesehen, mit sehr unattraktiven Außerirdischen, die eklig und mordlüstern gewesen waren. Darüber hatte sich Bill, während er mich zum Essen ausführte und auch noch auf dem Nachhauseweg, lang und breit beschwert. Ich war froh gewesen, als er vorschlug, sein neues Bett auszuprobieren.
    Ich war die erste, die mit ihm darin lag.
    Er sah mich an, wie er es, das begriff ich allmählich, gern tat. Vielleicht hörte er meinem Herzschlag zu, denn er hörte Dinge, die ich nicht hören konnte. Vielleicht sah er auch, wie mein Puls ging, denn er sah auch Dinge, die ich nicht sehen konnte. Unsere Unterhaltung drehte sich mittlerweile nicht mehr um den Film, sondern um die bevorstehenden Gemeinderatswahlen. Bill wollte sich in die Wählerliste eintragen lassen und Briefwahl beantragen. Dann landeten wir bei Kindheitserinnerungen. Mir war inzwischen klar geworden, daß Bill verzweifelt versuchte, sich daran zu erinnern, wie es gewesen war, eine ganz normale Person zu sein.
    „Hast du mit deinem Bruder je Doktorspiele gespielt?“ fragte er. „Heute sagt man ja, das sei normal, aber ich werde nie vergessen, wie meine Mutter meinen Bruder Robert windelweich prügelte, als sie ihn mit meiner Schwester Sarah im Gebüsch erwischte.“
    „Nein , antwortete ich auf seine Frage, wobei ich mich bemühte, beiläufig zu klingen. Aber ich schaffte es nicht, auch noch entspannt und unbeteiligt auszusehen, zumal sich in meinem Magen ein Angstkloß zusammenballte.
    „Sookie, du sagst nicht die Wahrheit.“
    „Doch.“ Starr hielt ich meinen Blick auf Bills Kinn gerichtet und hoffte, mir würde einfallen, wie sich das Thema wechseln ließe. Aber Bill ließ nun einmal nicht so leicht locker.
    „Mit deinem Bruder also nicht. Mit wem!“
    „Darüber will ich nicht reden.“ Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich spürte, wie ich mich mehr und mehr vor allem verschloß.
    Bill jedoch konnte es absolut nicht leiden, wenn man ihm auswich. Er war es gewöhnt, daß ihm die Leute alles erzählten, was er zu wissen begehrte, denn in der Regel konnte er sie bezirzen, und dann bekam er, was er wollte.
    „Erzähl's mir, Sookie“, schmeichelte er mit sanfter Stimme, seine Augen tiefe schwarze Seen voller Neugierde. Er fuhr mir mit dem Fingernagel den Bauch entlang, und ich zitterte.
    „Ich hatte einen ... bösen Onkel“, sagte ich zögernd, und sofort verzogen sich meine Lippen zum altvertrauten angespannten Lächeln.
    Bill zog seine wunderschön geschwungenen dunklen Brauen hoch - der Ausdruck war ihm offenbar unbekannt.
    So distanziert ich irgend konnte, gab ich eine Erklärung ab. „Ein böser Onkel ist ein männlicher Verwandter, der seine ... der die Kinder der Familie belästigt.“
    Bills Augen fingen an zu funkeln, und er schluckte; ich konnte seinen Adamsapfel auf und ab hüpfen sehen. Ich grinste, wobei meine Hände unaufhörlich an meinem Haar herumstrichen. Ich konnte einfach nicht damit aufhören.
    „Das ist dir widerfahren? Wie alt warst du?“
    „Es fing an, als ich noch ganz klein war.“ Ich hörte, wie mein Atem schneller ging und mein Herz rascher klopfte - Anzeichen der Panik, die mich immer überkam, wenn ich mich an diesen Teil meiner Geschichte erinnerte. „Ich glaube, ich war fünf“, plapperte ich, und dann wurde ich immer schneller und schneller, „und er hat mich auch nie richtig - äh - penetriert, wie du ja festgestellt hast, aber er hat andere Sachen gemacht.“ Nun zitterten meine Hände, die ich vor mein Gesicht hielt, um mich vor Bills Blicken zu schützen. „Das Schlimmste, Bill, das Schlimmste“, nun konnte ich gar nicht mehr aufhören zu reden, „das Schlimmste war, daß ich wußte, was er tun würde, jedes Mal wenn er zu Besuch kam, wußte ich es, denn ich konnte doch seine Gedanken lesen, und es gab nichts, was ich hätte tun können, um ihn aufzuhalten.“ Ich schlug mir die Hände vor den Mund - ich wollte mich selbst zum Schweigen bringen. Ich durfte nicht darüber reden! Ich rollte mich auf den Bauch, um mich in den Kissen zu verbergen, ich machte meinen Körper ganz steif, ich bewegte mich nicht mehr.
    Nach geraumer Zeit spürte ich Bills kühle Hand auf der Schulter. Sie lag einfach da. Sie spendete Trost.
    „Das passierte vor dem Tod deiner Eltern“, sagte er dann mit der ihm eigenen ruhigen Stimme. Ich

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