Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
passiert.«
    Gebrochener Zweig erhob sich stöhnend. Sie schüttelte den Kopf. »Du bist ein verrückter alter Brachvogel, Reiher. Meinetwegen vertief dich halt in deine Träume, du alte …«
    »Gebrochener Zweig?«
    »Was?«
    »Wegen Bärenjäger …«
    Gebrochener Zweig schürzte die Lippen und schlug die Augen nieder. »Ich war jung damals, meine Lebenssäfte waren heiß. Mein Herz sehnte sich nach ihm. Was ich getan habe …«
    »Hast du ihn glücklich gemacht?«
    »Er hat sich nie zu einer anderen gelegt. Wenn er jagen war, rannte er den ganzen Weg nach Hause, um schnell wieder bei mir und den Kindern zu sein. Wir sprachen viel miteinander und lachten. Alle unsere Kinder überlebten und gründeten eigene Familien. Er hat so gerne seine Enkel auf den Knien geschaukelt.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Es ging schnell. Ein Mammut schwang seinen Rüssel, Bärenjäger stolperte, fiel und konnte nicht mehr ausweichen.«
    Ein langes Schweigen folgte. »Ich hätte ihm nie das geben können, was er von dir bekommen hat.
    Träumer können nicht wirklich lieben, Gebrochener Zweig. Es ist… es ist ein Fluch, verstehst du. Ein Träumer, der liebt, zerstört sich selbst und den Menschen, den er liebt. Es ist ein tödlicher Fehler. Ich habe mich bemüht, Wolfsträumer dies begreiflich zu machen. Hoffentlich hat er mich verstanden.«
    »Vielleicht. Nun, du hast es zumindest versucht.«
    Reiher nickte und lächelte wehmütig.
    »Jetzt geh. Was immer du auch hörst, was immer du auch siehst, laß mich allein! Verstanden? Laß mich allein oder du bringst mich um.«
    Gebrochener Zweig verzog den welken Mund. »Ich mische mich nicht in deine Träume ein, Reiher.«
    Sie schlug die Felle vor der Höhlenöffnung zurück und trat hinaus in die grelle Mittagssonne.
    Reiher starrte auf das hin und her schwingende Fell. Sie zögerte. Ihre Hände bebten vor Angst. »Steh endlich auf, alte Närrin«, schalt sie sich. »Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Mit entschlossen vorgeschobenem Unterkiefer erhob sie sich und holte die Pilze herunter. Vorsichtig legte sie diese neben das Feuer, griff nach einem Stapel Weidenholz und warf eine Handvoll in den mit Wasser gefüllten Darmsack, der am Dreifuß dicht beim Feuer hing. Das Holz sog das Wasser auf. Ein stechender Geruch verbreitete sich in der Höhle.
    Heftig atmend blickte sie auf die Pilze. Sie sprach mit ihnen wie mit einem Freund. »Wie lange ist es her? Es war in der Nacht, als Wolfsträumer mich rief. Erinnert ihr euch?«
    Die dunklen Pilze schienen im Feuerschein zu glühen.
    »Wir rangen miteinander wie zwei Bären.« Sie schluckte und spürte, wie die Angst ihren ganzen Körper erfaßte. Ihre Stimme war kaum hörbar. »Ihr habt mich beinahe umgebracht. Erinnert ihr euch?«
    Sie wandte den Blick von den Pilzen ab und stocherte im Feuer, um die Kohlen zum Glühen zu bringen. Am Rande ihres Bewußtseins spürte sie Gebrochener Zweigs Gegenwart draußen am Teich.
    Eine Ablenkung. »Konzentrier dich!« befahl sie sich barsch. »Sie stört dich nicht. Sie hat es versprochen.«
    Hinter sich hörte sie leises Stimmengemurmel. Sie wandte den Kopf und sah die Pilze an; sie riefen nach ihr, lockend wie ein Geliebter.
    »Ich komme«, sprach sie mit tränenerstickter Stimme.
    Mit zitternden Händen nahm sie das vollgesogene Weidenholz. Das vertraute Lied singend, warf sie die erste Handvoll Holz in das Feuer. Zischend dampfte der heilige Rauch auf und wirbelte durch das Abzugsloch in der Decke.
    Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und kämpfte gegen das aufsteigende Entsetzen in ihrer Brust.
    Die Pilze flüsterten. Ihre unheimlichen Stimmen hallten von den kalten Steinwänden wider.

KAPITEL 38
    Die leuchtenden Lichter des Kriegs der Monsterkinder überzogen alle Himmel mit orangefarbenen, roten, blauen und grünen Streifen. Bei Einbruch der Dunkelheit schlug das Volk das Nachtlager auf.
    Hungrige Babys wimmerten, Hunde kläfften, Männer schrien Befehle, und die Frauen nahmen die Rückentragen ab und gingen Holz sammeln.
    »Wo ist Kralle?« fragte Tanzende Füchsin auf einmal und blickte sich suchend um.
    Singender Wolf reckte sich und schaute über die Menge. »Ich sehe sie nicht. Am besten gehe ich ein Stück zurück und suche sie. Vielleicht ruht sie sich irgendwo aus.«
    »Nein, ich gehe.« Besorgt beobachtete Tanzende Füchsin den rasch dunkler werdenden Himmel.
    »Allein? Es könnte …«
    »Mach dir keine Sorgen.« Schüchtern lächelte sie ihn an. »Ich habe etliche Drehungen der

Weitere Kostenlose Bücher