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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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gekommen war.
    »Füchsin?« rief sie in die grellweiße, undurchdringliche Landschaft. »Wo bist du?«
    Doch nur das leise Knistern des Schnees antwortete ihr.
    Wieder prüfte sie Richtung und Zeit mit Sonnenvaters Hilfe.
    Das Baby bewegte sich. Ihre Füße begannen zu schmerzen. Wie lange brauchte sie wohl für den Rückweg? Eineinhalb Stunden? Zwei? Zaudernd blieb sie stehen.
    »Bist du auch ganz sicher, überhaupt jemanden gesehen zu haben?« fragte sie sich laut.
    Unentschlossen ging sie weiter. Die Angst kam.
    »Und wenn ich einen von den Anderen gesehen habe? Wenn Tanzende Füchsin längst tot ist und ich geradewegs in eine Speerspitze laufe? Was dann?« brummte sie. Verzweifelt wünschte sie, auf Der der schreit gewartet zu haben. Windfraus Atem nahm zu. Die charakteristischen Landschaftsmerkmale am Horizont verschwammen hinter dem Vorhang des Schneetreibens.
    »Füchsin? Ist da jemand?« Mit den Händen formte sie einen Trichter vor dem Mund, um ihre Worte zu verstärken. »Wer ist da?«
    Nervös leckte sie sich die Lippen. Sonnenvater warf verwirrende Schattenmuster auf den von Windfrau aufgewirbelten Schnee. Ein Sturm schien aufzukommen.
    Grünes Wasser blickte zurück auf ihre eigene Spur. Die Fährte war schon fast verweht. Hunger meldete sich. Die Schwangerschaft verbrauchte viel Kraft und Energie.
    Wieder rief sie. »Ich muß zurück sein, bevor es dunkel ist«, murmelte sie. Furcht und Hoffnungslosigkeit wurden übermächtig.
    Sie kehrte um. Auf dem Rückweg ging sie ein Stück im Kreis.
    Ganz leise drang eine Art Miauen an ihr Ohr. Sie legte den Kopf schräg. »Tanzende Füchsin?«
    Nichts. Ihre überanstrengten Beine zitterten bis hinauf zu den Hüften. Sie wandte sich wieder in Richtung Norden und versuchte, ihren halbverwehten Spuren zu folgen. Unentschlossenheit und Zweifel nagten an ihr. Aber sie hatte ein Wimmern gehört, dessen war sie sicher.
    »Du bringst dein Baby um und dich auch«, ächzte sie. »Geh nach Hause.«
    Noch einmal rief sie. »Füchsin?«
    »Hier.«
    So schwach, ach so schwach. Grünes Wasser schlurfte vorwärts. Ihr Herz raste. »Wo?«
    »Hier.«
    Ein brauner Umriß tauchte im endlosen Weiß auf, verschwand aber sofort wieder im Schneesturm.
    Keuchend hastete Grünes Wasser weiter. Ihr geschwollener Bauch behinderte ihre Beweglichkeit sehr.
    »Füchsin?«
    »Grünes Wasser?« Tanzende Füchsin blinzelte sie aus einem abgemagerten, verhärmten Gesicht an.
    Ihre Kapuze war eisverkrustet. Matt schüttelte sie den Kopf. »Bist du es wirklich? Bist du kein Traum?«
    Lächelnd sank Grünes Wasser auf die Knie und drückte ganz fest Tanzende Füchsins Hand. »Na, merkst du es? Könnte ich dir im Traum die Hand drücken?«
    Verwirrt runzelte Tanzende Füchsin die Stirn und starrte auf die Fäustlinge. »Ich ich weiß nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Kann nicht mehr klar denken. Ging nach Süden. Verlor im tiefen Schnee die Spur.«
    Beruhigend klopfte ihr Grünes Wasser den Rücken. »Ich habe dich gesehen. Du hast es fast geschafft.
    Komm mit. Der der schreit hat sicher bereits alle losgeschickt, um nach uns zu suchen. Es ist beinahe dunkel, und ich bin noch nicht zu Hause. Er macht sich immer große Sorgen, wenn ich nicht vor Einbruch der Dämmerung zu Hause bin.«
    Tanzende Füchsin nickte mit kurzen ruckartigen Bewegungen. »Hast du etwas zu essen? Kann kaum noch gehen.«
    Grünes Wasser half ihr auf, doch Tanzende Füchsin fiel vor Schmerzen schreiend wieder zu Boden.
    »Was ist?« Sie beugte sich über Tanzende Füchsins schmerzverzerrtes Gesicht.
    »Hab' nicht mehr dran gedacht.« Stumpfsinnig starrte sie vor sich hin. »Mein Knöchel ist verletzt. Bin vor ungefähr einer Woche von einem Felsen gerutscht. Tut mehr weh als alles, was ich je durchgemacht habe. Immer Schmerzen, auch beim Schlafen. Wie Feuer beim Gehen.«
    »Vor einer Woche? Und du bist immer noch unterwegs?«
    Einen Augenblick lang leuchteten Tanzende Füchsins Augen klar auf. »Ja, sicher. Oder siehst du hier draußen eine andere Möglichkeit?«
    »Seit wann hast du nichts mehr gegessen?«
    Füchsin runzelte angestrengt die Stirn. Denken ermüdete sie sichtlich. »Weiß nicht. Fand ein totes Karibu. Lauter Knochen. Vor zwei Wochen, vielleicht. Hab das Mark gegessen. Dann nichts mehr …
    nur Schnee … und Wind. Du kennst Windfrau … böse, wahnsinnig immer bläst sie …« Ihre Stimme sank zu einem unhörbaren Flüstern.
    »Komm, stütz dich auf mich. Ein paar Stunden werden dich jetzt auch nicht mehr

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