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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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dem Schneewall lag, lastete ihm schwer auf der Seele.
    »Was machen wir nun?«
    Lachender Sonnenschein antwortete: »Hier gibt es kein Wild und keine Möglichkeit, Nahrung zu sammeln. Wir müssen also weg und uns entscheiden, ob wir nach Süden oder zurück in den Norden gehen. Was wir im Bergland des Südens finden, wissen wir nicht. Vielleicht lediglich ein paar Winterbeeren, die Windfrau übersehen hat.«
    »Und wie lange könnten wir davon leben? Was ist, wenn sich Der im Licht läuft täuscht* Was ist, wenn sein Traum nur in seiner Einbildung existiert?« fragte Singender Wolf schneidend.
    Der der schreit warf ihm einen verstohlenen Blick von der Seite zu. »Nun, dann kommen wir wieder hierher zurück. Falls Licht sich irrt und es keinen Weg durch das Eis gibt, schließen wir uns dem Büffelrücken-Clan an. Der Clan nimmt uns sicher auf.«
    Singender Wolf räusperte sich vernehmlich. Unvermittelt hörte er auf zu schnitzen und blickte starr auf den Knochen in seiner Hand. »Mein Kind ist verhungert.« Er warf den flachen Knochen hoch in die Luft. Geschickt fing Der der schreit ihn auf und hielt ihn ins Licht.
    Singender Wolf schielte flüchtig zu Lachender Sonnenschein hinüber, dann beugte er sich über die Stücke des Wolfsfleisches, die dem rotglühenden Feuer am nächsten lagen.
    Prüfend betrachtete Der der schreit den mit schönen Gravuren versehenen Mammutknochen. Grünes Wasser kroch zur Feuerstelle hinüber. Singender Wolf war der beste Künstler der Sippe. In den Knochen hatte er ein vierbeiniges Tier mit langer Schnauze und steil aufgerichteten Ohren geschnitten.
    Genau herausgearbeitet hatte er das Tier nicht es hätte ein Fuchs oder ein Hund sein können, aber es war keines von beiden.
    »Wolfsfleisch?« Angewidert verzog Der der schreit das Gesicht. »Das schmeckt ja ekelhaft!« Zögernd ließ er sich neben Singender Wolf nieder, nahm seinen geschärften Stein und schnitt lange Streifen aus dem Lendenstück. Mit der Andeutung eines Lächelns reichte er Lachender Sonnenschein und Grünes Wasser ein paar Fleischstreifen, die sie wortlos entgegennahmen.
    Die beiden alten Frauen saßen dicht beieinander. Die tiefen Runzeln in ihren faltigen Gesichtern glänzten im Feuerschein wie mit Fett eingerieben. Die niedriger werdenden Flammen warfen lange, tanzende Schatten auf die Wände.
    Geschickt knackte Gebrochener Zweig einen Schenkelknochen und sog das rosige Mark heraus. Mit ihrem langen gekrümmten Daumennagel säuberte sie das Knocheninnere bis auf den letzten Rest. Die Hälfte ihrer Portion hatte sie Grauer Fels abgegeben.
    »Soviel zum Geisterfleisch, eh?« sagte Gebrochener Zweig mit breitem Grinsen.
    Grauer Fels leckte sich die Finger sauber. »Verflucht werden ist mir lieber als Verhungern.«
    »Ich weiß, daß du eine schlaue alte Hexe bist.«
    »Nein, gar nichts weißt du. Hundertmal hast du zu mir gesagt …«
    »Ach, vergiß, was ich gesagt habe. Ich habe meine Meinung geändert.«
    Grauer Fels lächelte und kaute genüßlich. »Wie schade. Endlich wirst du klug, und nun hast du nichts mehr davon.«
    »Komm mit uns. Haheee, der Süden gibt uns Kraft! Ich spüre es deutlich mit jeder Faser meines Herzens.« Mit einem Knochen Splitter scharrte Gebrochener Zweig eine weißlichrosafarbene Masse aus einem Gelenk und schob sie sich in den Mund. »Ein Vorteil, wenn man keine Zähne mehr hat«, murmelte sie vergnügt. »Da bleiben wenigstens die Knochensplitter nicht hängen.« Dann drängte sie: »Komm mit nach Süden, ich brauche dich. Es wird nicht auszuhalten sein, allein unter den Kindern. Kein vernünftiger Mensch, mit dem man reden kann. Komm mit.«
    »Je weiter man nach Süden kommt, um so rauher wird das Land. Jede Menge Felsen, die man überklettern muß und ich bin nicht mehr so flink und beweglich wie früher.« Nachdenklich senkte sie den Kopf und warf ihrer Freundin einen scheuen Blick zu. »Außerdem schulde ich Krähenrufer Dank.
    Er hat mir das Leben gerettet damals, als ich so hohes Fieber hatte.«
    »Das hat mit heute nichts mehr zu tun.«
    Grauer Fels massierte sich leise jammernd die geschwollenen Knöchel. »Kannst du dich erinnern, wie meine letzten Zähne verfault sind? Die eine Hälfte meines Gesichts war von ihrem Gift ganz aufgequollen.«
    Gebrochener Zweig gackerte bestätigend und wiegte in der Erinnerung den Kopf hin und her. »Dein Gesicht sah aus wie eine aufgedunsene Walroßblase. Als ob es gleich platzt! Haheee!«
    »Ja, und weißt du auch noch, was Krähenrufer

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