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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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fesseln sollen, das wäre das gleiche. Du behandelst mich nicht besser als einen preisgekrönten Bärenhund.«
    Er legte eine Hand auf ihre Schulter und ignorierte ihr entsetztes Zusammenzucken. Brutal zwang er sie, ihn anzusehen. Sein Tonfall war so scharf wie die Schneide einer Obsidianklinge. »Ich habe dir mehr als einmal gesagt, ich liebe dich. Eines Tages wirst du mich verstehen.«
    »Nimm deine Hände weg.«
    Er packte noch fester zu. »Ich brauche dich. Auf mir ruhen die Hoffnungen unseres Volkes. Das habe ich gesehen, begreifst du das denn nicht? Ich kann nicht alles sehen. Aber ich weiß, ich muß die Anderen aufhalten, sonst vernichten sie uns.«
    »Deine eingebildeten Visionen bringen uns allen den Tod.«
    Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Müde sanken seine straffen Schultern herab. »Du kannst mich so sehr hassen, wie du nur willst. Ich muß unser Volk retten. Nur ich bin dazu imstande und ein Fremder. Ich sah ihn von Angesicht zu Angesicht. Er gibt mir etwas, das unser Volk verändert.« Er breitete die Arme aus. »Ich weiß nicht, was. Nur daß mein Sohn …«
    Mit großen Augen starrte sie ihn an. »Deshalb also willst du mich? Wegen eines Sohnes?«
    »Ich bin nicht sicher.«
    Ihr Angriff traf ihn unvorbereitet. Die schallende Ohrfeige, die sie ihm verabreichte, riß ihn fast von den Beinen. Erstaunt rieb er sich die Wange. Seine Lippen verzogen sich zu einem überheblichen Lächeln. »Meine Vision ist lückenhaft, aber einiges ist bereits eingetroffen. Zum Beispiel habe ich dich auf deiner Flucht im Schnee gefunden. Ich wette um mein Leben und das Leben aller Angehörigen unseres Volkes, daß auch die anderen Bilder meiner Vision der Wahrheit entsprechen.
    Ich werde diesem fremden Mann leibhaftig begegnen. Er ist wie … wie …«
    »Mir reicht es.« Wieder spuckte sie aus. »Du bist verrückt, vollkommen wahnsinnig«! In diesem Augenblick kam Krähenrufer aus der Höhle und schritt mit den anderen im Gefolge geradewegs auf sie zu. Singend trugen sie die tote Grauer Fels auf die hohe Schneewehe hinauf. Mit ihrem Gesang schlugen sie für ihre Seele eine Brücke hinauf zum Volk der Sterne.
    Hart faßte Rabenjäger sie am Arm und zog sie zur Seite. »Vergiß nie«, sagte er, »selbst wenn ich uns alle beide opfern muß, rette ich mein Volk.«
    Er drehte ihr den Arm um, dann versetzte er ihr einen Stoß. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel halb betäubt auf den eisigen Boden. Ohne sich noch einmal nach ihr umzusehen, eilte er hinter den anderen her, um mit ihnen für die Seele von Grauer Fels zu singen.
    Tanzende Füchsin steckte ihr Haar wieder unter die Kapuze, sog tief die kalte Luft in die Lungen und erhob sich mühsam. Mit zusammengebissenen Zähnen schleppte sie sich hinüber zu den dünnen, zerrissenen Häuten, die ihr als Decken dienten. In ihrer Rückentrage lagen einige lange Streifen Trockenfleisch. Hungrig aß sie es. Nicht einmal der ranzige Geschmack störte sie.
    In dieser Nacht kam Rabenjäger nicht zu ihr.

KAPITEL 11
    »Wir gehen zurück!« erklärte Hüpfender Hase und sah einen nach dem anderen an. Die Wände ihrer Eishöhle glitzerten orangerot im Feuerschein.
    »Wohin zurück?« fragte Der der schreit.
    Grünes Wasser legte die letzten der Weidenstückchen, die sie aus dem harten Schnee herausgeschnitten hatte, auf die glühenden Kohlen. Sie sah ihrem Mann deutlich an, daß er ihre Meinung hören wollte.
    »Zurück?« meinte sie seelenruhig. »Bisher sind wir nur über Felsen geklettert. Vielleicht ist das Land weiter im Süden besser.«
    »Vielleicht, aber …«
    »Hier gibt es wenigstens ein paar Blätter, und hin und wieder finden wir eine Handvoll gefrorener Beeren. Das hatten wir im Mammut-Lager nicht. Es wäre doch immerhin möglich, daß wir ein paar Tagesmärsche weiter auf Wild stoßen.«
    Singender Wolf zeigte die Zähne und wedelte mit beiden Armen in der Luft. Offene Feindseligkeit lag in seinem Blick. »Wir sind zu schwach für die Jagd. Töten erfordert Kraft.«
    »Das schaffen wir schon«, versicherte Der der schreit.
    »Sogar die Mäuse haben sich unter dem Schnee verkrochen«, meckerte Hüpfender Hase. »Die Kaninchen sind spurlos verschwunden. Die paar Schneehühner, die wir haben fliegen sehen …«
    »Rabenjäger hat uns gewarnt«, haderte Singender Wolf. »Der im Licht läuft ist noch ein Kind.«
    »Aber wir wollten nicht auf ihn hören.«
    Gebrochener Zweig, die bisher schweigend in einer Ecke gesessen hatte, beugte sich vor. »Ihr jungen

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