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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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im Licht läuft entfernt. Außerdem fürchtete sie, die unablässig tobenden Schneestürme könnten längst die von ihm ausgelegten Spuren verwischt haben.
    Unbändiger Haß stieg in ihr auf. Sie durfte die Vorräte des Clans nicht anrühren. Wenn sie floh, dann ohne Essen und ohne Waffen.
    Bei dieser Vorstellung verließ sie der Mut. Wenn Der im Licht läuft sie doch nur erreichen könnte. Er würde ihr helfen und sie trösten.
    Plötzlich hörte das Singen in der Höhle auf.
    Ihre Hände krallten sich in ihren Mantel. Sie war auf das Schlimmste gefaßt.
    Hinter ihr knirschten Schritte im Schnee.
    »Sie war eine gute Frau«, sagte Rabenjäger bedauernd. »Es tut mir leid, daß Hüpfender Hase nicht da ist.«
    Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. »Ich wünschte, ich könnte …«
    »Aber du kannst nicht«, erwiderte er mitfühlend. »Sie fürchten, deine verfluchte Seele würde ihr den Weg hinauf zum Volk der Sterne versperren.«
    Sie sah ihn an. Seine dunklen Augen glitzerten im Schein des Mondlichts. »Weshalb bist du gekommen?«
    Er kauerte sich neben sie in die Dunkelheit. Sie spürte seinen warmen Atem im Gesicht. »Ich hatte eben eine flüchtige Vorahnung.«
    »Was redest du nun schon wieder?«
    »Wir, du und ich, werden zusehen müssen, wie unser Volk stirbt, wenn wir nicht etwas dagegen unternehmen.«
    »So?« fauchte sie haßerfüllt. Aus der Höhle drang lautes Wehklagen und übertönte das Brüllen des Windes. Voller Bitterkeit murmelte sie: »Sie ist tot.«
    Sie schloß die Augen und versuchte, nicht an all die vielen Toten zu denken, die sie zurückgelassen hatten. Kralle würde die nächste sein. Auch sie war schon sehr alt und gebrechlich. Sie taumelte nur noch auf ihren wackligen Beinen. Wann hörte das Sterben endlich auf?
    »Ich habe ein bißchen Fleisch in deine Rückentrage gelegt. Nicht viel allerdings, nur ein paar Streifen.
    Ich habe sie einem Büffel herausgeschnitten, der den Winter nicht überstanden hat.
    Was die Wölfe übrigließen, habe ich mir geholt, bevor es die Krähen taten. Morgen bringe ich die Knochen mit. Da ist genügend Mark drin, um noch einige Leute am Leben zu erhalten.«
    Sie beachtete ihn nicht. In ihren Augen brannten ungeweinte Tränen. Sie erinnerte sich an die uneigennützige Freundlichkeit von Grauer Fels. Sie hatte ihr von dem wenigen, das ihr selbst zur Verfügung stand, viele Bissen zugesteckt. Grauer Fels hatte mit ihr geteilt, in unbeobachteten Augenblicken mit ihr gesprochen und ihr gelegentlich sogar verstohlen zugewinkt.
    »Grauer Fels wird mir furchtbar fehlen«, wisperte Tanzende Füchsin. Sie fühlte sich elender als je zuvor in ihrem Leben. »Sie hatte immer ein paar nette Worte für mich.«
    Schweigend saß Rabenjäger neben ihr. Sie nahm es hin, wohlwissend, daß sie später für seine Gesellschaft würde zahlen müssen. Bestimmt würde er wieder unter ihre Decken kriechen. In der Höhle begann jemand unkontrolliert zu schluchzen. Steif vor Kälte erhob sich Tanzende Füchsin.
    Sofort war auch Rabenjäger auf den Beinen.
    »Vermutlich kommst du nachher vorbei, um wieder über mich herzufallen?«
    Gleichgültig zuckte er die Achseln. »Du hast sonst niemanden, der mit dir redet. Nach dem Tod von Grauer Fels bin ich der einzige, der mit dir ein freundliches Wort wechselt. Ich behandle dich nicht schlecht. Ich gebe dir genug zu essen. Was willst du mehr?
    Seit du aus der Gemeinschaft ausgestoßen bist, ißt du besser als vorher, als du noch Krähenrufers von allen anerkanntes Schätzchen warst.«
    »Ich hasse dich, und du weißt das.« Rasch eilte sie davon.
    »Ich bin nicht dein Feind, Tanzende Füchsin.«
    »Was dann? Mein Aufseher? Warum hast du mich nicht gehenlassen? Warum hast du mich zurückgeschleppt?«
    Langsam folgte er ihr. Unter den weichen Sohlen seiner Stiefel knirschte der Schnee.
    »Weil ich dich liebe. Ich wollte nicht, daß du draußen im Schneesturm krepierst.«
    Die Wut übermannte sie. »Du liebst mich nicht!« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, spuckte sie in den Schnee. »Ich bedeute nur ein bißchen Vergnügen für dich. Und ich kann nichts dagegen tun.«
    Er sah sie an. Wieder hatte er diesen verrückten Ausdruck in den Augen, den sie so fürchtete. Ihr sträubten sich beinahe die Haare. Mit einem aufreizenden Lächeln erwiderte er: »Auf diese Weise gehörst du mir allein.«
    Sie wich einen Schritt zurück. »Ja, darauf legst du großen Wert. Du hast mich gebunden. Du hättest mich gleich mit einem Mammutdarmriemen

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