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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Zahnlücke und blickte hinauf zum sich langsam verdunkelnden Himmel. »Ehrlich gesagt, Kind, ich weiß es nicht. Ohne Kinder stirbt unser Volk. Aber wenn du ein Baby hast, kannst du nicht mehr jagen. Die Männer sind frei. Sie müssen sich nicht ständig um ihre Nachkommen kümmern.
    Frauen dagegen schon.«
    »Würdest du denn nicht auf mein Kind aufpassen, während ich auf die Jagd gehe?«
    Kralle lächelte. »Doch, natürlich. Aber ich lebe auch nicht ewig.«
    Tanzende Füchsin nickte nachdenklich. »Ich könnte mein Baby auch mit auf die Jagd nehmen. Ich könnte die Tiere einen Abhang hinuntertreiben, so wie wir es mit dem Büffel gemacht haben. Oder eine Fallgrube benutzen, wie du es mir gezeigt hast, als wir das Karibu gefangen haben. Ich kann Backenhörnchen ausräuchern, Mäuse erschlagen, Vogeleier aus den Nestern holen und Hasen mit der Schlinge fangen. Ich muß nicht auf die Pirsch gehen wie ein Mann.«
    »Und was machst du solange mit dem Baby?«
    »Bei der Jagd auf Kleinwild kann ich es auf dem Rücken tragen. Bei größerem Wild suche ich einen sicheren Platz, wo ich es hinlegen kann. Später komme ich zurück und hole es.«
    »Das kannst du machen, das stimmt schon.« Sie schielte schrecklich und verzog ihr runzliges Gesicht zu einer kaum wiederzuerkennenden Fratze. »Aber zieh auch eine andere Möglichkeit in Betracht.
    Was passiert, wenn dich ein verwundeter Büffel tötet? Du jagst allein. Was geschieht nun? Siehst du, das ist der entscheidende Unterschied. Stirbt ein Mann, ist sein Kind zu Hause in Sicherheit. Aber wenn du stirbst und hast dein Kind auf die Jagd mitgenommen, nun …«
    »Das heißt, ich brauche, ständig Leute, die auf mein Kind aufpassen, während ich jage.« Ärgerlich schüttelte sie den Kopf.
    »Oder du verzichtest auf Kinder.« Kralle beugte sich vor und umklammerte ihre Knie. »Und was wird dann aus unserem Volk?«
    »Alles, was ich will, ist Der im Licht läuft lieben und mit ihm Zusammensein. Warum muß ich dafür meine Freiheit aufgeben?«
    »Weil Sonnenvater Männer und Frauen verschieden gemacht hat. Sag mir, was geschähe, wenn Der im Licht läuft gerade jetzt über diesen Hügel dort käme? Was denn, ha? Wie lange würde es dauern, bis du mit ihm unter einer Decke liegst?«
    Tanzende Füchsin senkte die Augen.
    »Haha. Genau das habe ich mir gedacht. Das ist das ganze Elend, Mädchen. Jedes Lebewesen spürt den Drang zur Vereinigung.
    Dieser Wunsch geht tief, er hält uns alle am Leben. Die Männer sind noch schlimmer als die Frauen.
    Immer wollen sie ihren Speer in dich stecken. Aber eine Frau jedenfalls eine junge, verliebte Frau ist nicht viel besser. So hat uns Sonnenvater nun einmal erschaffen.«
    »Und das nimmt uns die Freiheit?«
    »Es geht nicht anders.« Gleichgültig zuckte Kralle die Achseln. »Den Göttern sei Dank, daß Sonnenvater klug genug war, uns die Last mit den Kindern aufzubürden. Schwer zu sagen, was passiert wäre, wenn er den dummen Männern diese Verantwortung übertragen hätte. Wahrscheinlich wäre die Menschheit längst ausgestorben.«
    Abwesend strich Tanzende Füchsin mit einem Finger über die Speerspitze. Könnte ich es ertragen, ihm nahe zu sein? Könnte ich es aushalten, ihn tagtäglich zu sehen, ohne ihn zu umarmen ? Könnte ich Der im Licht läuft aufgeben, um hier draußen ein eigenständiges Lehen zu führen? Sie schluckte schwer und blickte hinauf zur Sonne. Die Zeit der Erneuerungszeremonie rückte näher. Eine tiefe Kluft tat sich unter ihrem Herzen auf.
    »Für ihn«, flüsterte sie, »würde ich alles aufgeben.«
    Kralle nickte und stieß einen lauten Seufzer aus. »Ich glaube, du bist verrückt aber ich verstehe dich.«
    An einen Sommer wie diesen konnte sich Wolfsträumer nicht erinnern. Blauhimmelmann glühte über ihm und verbarg sich zeitweilig hinter einzelnen Wolken. Die Fliegen, Moskitos und Kriebelmücken fielen in Scharen über das Land her. Weidenschößlinge und Krüppelbirken wuchsen aus Felsnischen und säumten die von Blüten gelbgesprenkelten Ufer des Flusses. Lächelnd ging Gebrochener Zweig durch den Sonnenschein und attackierte mit ihrem Grabestock Moose und Pflanzen. Sie bereitete ein Festmahl nach dem anderen zu. Die sanfte Brise wehte süßen Blütenduft zu ihm herüber, der eine reiche Bärentraubenernte versprach. Sauerampfer und wilder Rhabarber übertrafen mit ihrem leuchtenden Grün das sanfte Schimmern der Weiden und Erlen.
    Über ihm zogen Schneegansschwärme ihre Bahn. Enten und krächzende Raben

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