Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
noch schlimmer dran, als ich dachte.« Sie machte auf dem Absatz kehrt.
    Unsicher stand er auf. Noch leicht schwankend, klopfte er sich den Staub von den Kleidern. Er kam sich vor wie ein grauenhafter Versager. Niedergeschlagen folgte er ihr.

KAPITEL 26
    Tanzende Füchsin und Kralle saßen nebeneinander am Fuß einer steil aufragenden Basaltwand.
    Zwischen den Felsspalten wuchsen Gräser und Flechten und zauberten ein unregelmäßiges grünes und schwarzes Muster auf den Stein.
    Am wolkenverhangenen Himmel kreiste neugierig ein mächtiger Adler. Gelegentlich stieß er tief herab und nahm sie näher in Augenschein.
    »Die ist nicht besonders gut.« Kritisch prüfte Tanzende Füchsin die Speerspitze, an der sie recht lange gearbeitet hatte. In den Steinsplittern zu ihren Füßen fing sich das Licht. Der Basalt ließ sich nicht so gut verarbeiten wie der farbenprächtige Hornstein oder der feinkörnige Quarzit, den Der der schreit als Material für Steinwerkzeuge besonders schätzte.
    »Na ja, es geht. Auf die Spitze kommt es an, Füchsin. Die Spitze muß scharf sein, damit sie einschneidet. Als nächstes kommt jetzt die Verbindung dran. Ich erinnere mich noch genau, was mein nichtsnutziger Mann immer gesagt hat: ›Ist der Stiel der Speerspitze zu dick, hängt sie nach unten, und der Flug des Speeres verlangsamt sich.‹ Er hat gute Speere gemacht. Merk dir das, Mädchen, wenn die Verbindungsstelle zum Schaft nicht genau stimmt, dreht sich die Spitze beim Aufprall, anstatt einzudringen.«
    Nachdenklich saugte Tanzende Füchsin an der blutenden Schnittwunde in ihrer Hand. Darunter litten alle Steinbearbeiter. Sie hatte sich einen Steinsplitter tief in das Gewebe zwischen Daumen und Zeigefinger getrieben. Zu ihren Füßen lag ein riesiger Haufen Steinspäne darunter auch etliche lange, dünne Spitzen, die ihr unter den Händen zerbrochen waren, weil sie zu tief in den Stein geschnitten hatte. Erneut hob sie die Spitze hoch und grinste breit.
    »Jetzt«, fügte Kralle sanft hinzu, »mußt du ihr Leben einhauchen. Das ist das Entscheidende sie lebendig machen, damit sie weiß, sie muß tief in die Flanke eines Tieres eindringen, um dort Leben zu suchen. Benutze die Kraft deiner ganzen Seele, Mädchen. Sing!«
    Gehorsam nickte Tanzende Füchsin. Sie fühlte die Kraft ihrer Seele über die Speerspitze hinwegstreichen. Freudig erregt schlug sie mit der Spitze in ihre blutende Hand und versetzte sich in die Lage des schwarzen Steins. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus.
    »Jetzt mußt du noch die Verbindung und den Schaft herstellen«, wies Kralle sie an. »Du mußt der ganzen Waffe deine Kraft leihen. Die Spitze ist nur ein Teil des Ganzen. Ohne einen starken geraden Schaft kann die Spitze nicht töten. Ohne eine Spitze ist der Schaft harmlos. Die Verbindung macht aus beiden Teilen ein Ganzes. Anschließend mußt du noch die Rillen einkerben und die Federn festbinden.
    Das ist sehr wichtig, denn die sorgen für ein gutes Flugverhalten des Speeres.«
    »Ich habe mir nie klargemacht, wieviel Wissen und Geschick zum Herstellen eines guten Speeres gehören.«
    Kralle kratzte ihre juckende Knollennase. »Stell dir vor, er wäre ein Mann und eine Frau. Die Nahtstelle ist die Hochzeit, die aus beiden eine Einheit macht und beide Machtbereiche verbindet. Und dann schließ den Geist von Stein, Holz, Tier und Vogel mit ein. Nur aus der Vereinigung entsteht Kraft. Aus der Einheit von männlich und weiblich, begreifst du?«
    Tanzende Füchsin starrte auf die Spitze, ohne sie zu sehen. »So wäre es bei Der im Licht läuft und mir«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Du hast ihn dir noch immer nicht aus dem Kopf geschlagen, wie?«
    Mit einer schwungvollen Bewegung warf Tanzende Füchsin die langen schwarzen Haare über die Schultern. Sehnsüchtig blickte sie nach Süden. »Nein, Großmutter, das kann ich nicht. In meinen Träumen kommt er zu mir. Meine Nächte sind einsam und leer, aber ich höre seine Stimme, spüre seine Arme.«
    »Es dauert nicht mehr lange bis zur Erneuerung. Dort wirst du ihn wiedersehen.«
    Tanzende Füchsin seufzte tief. »Hoffentlich.«
    »Du würdest tatsächlich deine Freiheit für ihn aufgeben? Nach all der Anstrengung? Nachdem du endlich gelernt hast, aus eigener Kraft zu überleben?«
    Unbehaglich zog Tanzende Füchsin ihre schmalen, aber muskulösen Schultern hoch. »Ich überlebe lieber mit seiner Hilfe. Was soll daran schlecht sein?«
    Kralle überlegte. Dabei bohrte sie ihre Zunge durch eine große

Weitere Kostenlose Bücher