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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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erwachte jäh. Unsicher blinzelte sie hinauf zum Mondlicht. Ein Ruf hatte ihre Seele erreicht, sie wachgerüttelt und zitternd und angsterfüllt zurückgelassen. Das unbehagliche Gefühl wanderte mit dem Mondlicht durch die Nacht wie ein launenhafter Geist auf tanzenden Antilopenfüßen.
    Sie setzte sich auf. Ihr verbrauchtes Herz pumpte reinste Angst durch ihre brüchigen Adern. Die Erinnerung an diesen Traum, der sie so erschreckt hatte, war fortgeblasen wie die zarten Samen einer Distel im Wind. Geblieben war nur eine leise Ahnung davon, ein Bild von gehetzten Augen und schierer Verzweiflung.
    In der Nähe schliefen geräuschvoll Drei Zehen, Hungriger Bulle und Schwarze Krähe. Der Nachtwind wehte den schwachen Duft von Salbei und den schweren Geruch der Erde herbei.
    Angst senkte sich herab.
    Weißes Kalb warf ihre abgeschabte Felldecke beiseite.
    »Los jetzt. Steht auf.«
    Hungriger Bulle setzte sich auf und griff instinktiv nach seinen Speeren. Drei Zehen blinzelte wie eine Eule. Schwarze Krähe schielte zum Mond empor. Sein Gesicht drückte reinste Verwirrung aus. Er begriff gar nicht, was vorging, warf aber gehorsam seine Decken beiseite.
    »Was ist denn los?« fragte Drei Zehen. »Es ist mitten in der Nacht.«
    Weißes Kalb rollte bereits ihre Decken zusammen. »Ich weiß.
    Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    »Zu spät wofür?« erkundigte sich Hungriger Bulle.
    »Das weiß ich auch nicht.« Weißes Kalb band die Decken auf ihre Rückentrage, hockte sich hin und legte den Tragegurt um ihre Stirn.
    »He! Ich will…« Aber die alte Frau watschelte bereits den Pfad zum Moon River hinunter.
    Mit offenem Mund starrte Schwarze Krähe die Freunde an. Sein Adamsapfel hüpfte, nachdenklich rieb er den runden Bauch. »Was jetzt?«
    »Ich versteh's nicht«, brummte Drei Zehen. Gähnend begann er seine Decken einzurollen. »Aber ich halte es für besser, wir finden heraus, was los ist.«
    Wildkirsche hatte sie eindringlich beschworen, sich von Schwerer Biber nicht einschüchtern zu lassen.
    »Es geht nicht. Ich bin nicht stark genug.«
    Willenlos und resigniert starrte sie auf den einzelnen Stock, der noch vor Schwerer Bibers Hütte stand.
    Am Mittag würde auch dieser verschwunden sein.
    Und wenn du dich nicht wehrst? Was dann, Salbeiwurzel? Wenn du zuläßt, daß er dich tötet, was geschieht mit deinem Sohn… mit Hungriger Bulle?
    Ein leises Flüstern erhob sich. Sie erkannte Tanzende Hirschkuhs Stimme und strengte sich an, die Worte verstehen zu können. Doch der zuckende Schmerz in ihrem Magen überdeckte das Flüstern, sie stöhnte laut.
    Draußen vor den Zelten zeichnete das graue Dämmerlicht die schemenhaften Umrisse der Umgebung.
    Sie stand auf, trat hinaus - und erstarrte. Ein vollgepackter Lederbeutel hing an einem der rußgeschwärzten Zeltpfosten. Schwarze Rabenfedern ragten daraus hervor.
    Erstickt schluchzend zerrte sie an den Federn. Unfähig, ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen, riß sie das Leder auf und wimmerte entsetzt, als eine aus wimmelnden Maden bestehende Kugel über ihre Finger quoll.
    Etwas Dunkles fiel herunter und rollte zur Seite.
    Sie wich zurück. Wie eine Rasende streifte sie die Maden von den Fingern. Ihr Magen rebellierte wieder, aber sie erbrach nur noch bittere Galle. Das schwarze, noch immer von wimmelnden weißen Maden bedeckte Etwas zog ihren Blick magisch an. Sie erkannte Streifen aus Salbeirinde. Ein Menstruationskissen. Ihres? Es mußte ihres sein, Schwerer Biber hätte es sonst nicht genommen.
    »Ein Stück… meiner Seele«, stieß sie würgend hervor. »Er hat mir einen Teil meiner Seele gestohlen.«
    Er hat gewonnen! Ich sterbe. Ich fühle es.
    Sie schluckte, ihre Lungen zogen sich in einem Angstanfall krampfhaft zusammen, und sie erstickte fast. Was kann ich tun? Wohin kann ich gehen? Wie kann ich mich retten?
    Zwei dunkle Schatten zogen über ihrem Kopf vorbei. Flügel rauschten in der Luft. Raben!
    Tränen der Verzweiflung liefen über ihr Gesicht. Er hat meine Seele den Raben gegeben. Was nun ?
    Ich werde niemals zum Sternennetz aufsteigen. Ich werde niemals… Aus den Tiefen ihrer gepeinigten Seele starrten sie Tanzende Hirschkuhs Augen an. Tanzende Hirschkuh war zum Sternennetz aufgestiegen.
    Salbeiwurzels Zähne schlugen klappernd aufeinander, immer tiefer fraß sich die Kälte in ihre Seele.
    Wieviel Zeit blieb ihr noch?
    Wie lange noch, bis Schwerer Biber ihre Seele ihrem Körper entriß?
    Die Dämmerung. Ihr letzter Sonnenaufgang. Wie

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