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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ihre Worte nach und spreche mit meinem Großvater darüber. Er ist ein sehr weiser Mann.«
    Windläufer nickte zustimmend und blickte über das schroffe Land. Oben auf den zerklüfteten Felshängen entdeckte er graubraune Dickhornschafe, ihre weißen Hinterteile hoben sich deutlich vom Fels ab. Ein Rabe lockte einen Goldadler in die Aufwinde; der Adler schnellte auf den Rücken und zeigte seinem verspielten schwarzen Gefährten die Krallen.
    Sie runzelte die Stirn und warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Manche sagen, du seist so klug, dich könne man immer um Rat fragen.«
    »Mich?« Fast wäre er über einen kleinen Strauch gestolpert.
    »Die Leute fangen an, auf dich zu hören. Du sprichst nie übereilt, sondern stets wohlüberlegt. Bevor der Rat eine Entscheidung trifft, fragen sie vorher dich. Ist dir das noch nicht aufgefallen?«
    »Ich sage nur, was ich denke. Ich versuche nicht, sie zu irgend etwas zu überreden, wenn sie anderer Meinung sind als ich.«
    »Genau das ist der springende Punkt.« Ihr Blick schweifte über das fremde Land. »Du sagst ihnen deine Meinung und überläßt alles Weitere ihnen. Kein Stammesanführer kann seinen Leuten etwas befehlen. Er kann nur Vorschläge machen. Beweist sich im Laufe der Zeit seine Klugheit, hören mehr und mehr Leute auf ihn… bis er schließlich für alle spricht. Sobald du versuchst, sie zu etwas zu überreden, erreichst du überhaupt nichts.«
    »Wie Feuerkaninchen?« Er nahm den Mantel von den Schultern und schielte zur sengenden Sonne hinauf.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Er will mit Gewalt seine Meinung durchsetzen. Er versucht, die anderen immer zu führen, anstatt ein wirklicher Anführer zu sein. Das ist ein Unterschied.«
    »Ich versuche nicht, ein Anführer zu sein.«
    Mutwillen zeigte sich auf ihrem Gesicht. »Ach nein?«
    Er machte eine abwehrende Geste. »Nein, sonst ginge es mir wie dir. Ich hätte keine Zeit mehr für meine eigenen Probleme.«
    »Ich schlage vor, wir nehmen diesen Weg da.« Sie zeigte auf den Grat zu ihrer Linken. »Wir gehen in einer Trockenrinne, und die enden normalerweise in einer von Steilwänden gesäumten engen Schlucht, die mit dichtem Gestrüpp bewachsen ist. Dort ist das Gehen für die Alten noch beschwerlicher, und die Hunde schaffen es kaum, die Travois' zu ziehen.«
    »Du bist eine Anführerin.«
    Spielerisch schlug sie nach ihm. »Hör auf.«
    Er befolgte ihren Rat und bog auf den mit Felsen übersäten Hang ab. Oben auf dem Bergkamm entdeckte Windläufer einen Pfad, der unterhalb eines Felsgesims über einen sanften Hang auf die Ebene hinunterführte. Von diesem Aussichtspunkt aus erkannte er, wie recht sie gehabt hatte. Der untere Bereich der Trockenrinne verengte sich nicht nur zu einer Schlucht, sondern war tatsächlich vollständig von Gestrüpp überwuchert.
    Bevor sie auf den sanften Abhang gelangten, stellte ein scharfer Felsausläufer ein schwer zu überwindendes Hindernis dar. Windläufer kletterte hinüber und betrachtete prüfend das Gelände.
    »Dort drüben verläuft die leichteste Route.«
    Espe rief Schwarzer Mond zu, welchen Weg er mit den anderen gehen sollte. Dann nahm Windläufer ihre Hand und half ihr über den steilen Fels hinweg. Einen Moment lang verschnauften sie.
    Sonnenlicht fiel auf die gesunde Farbe ihres schönen, sanften Gesichts. Ihr angenehmer Duft stieg ihm in die Nase. Er blickte in die Tiefen ihrer wissenden braunen Augen. Für den winzigen Bruchteil eines Augenblicks berührten sich ihre Seelen. Erschrocken ließ er ihre Hand los und wandte sich von ihr ab.
    Zornig ermahnte er sich, an Weiße Esche und sein ihr gegebenes Versprechen zu denken.
    Rosenbusch huschte durch das von vielen Feuern erhellte Lager und betrat die Hütte des Rundfelsen-Stammes. Es dauerte einige Zeit, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten und sie die auf den Decken ausgestreckte Gestalt erkannte. »Rittersporn? Was machst du denn hier? Ich dachte, du sitzt bis zum Morgengrauen bei den anderen und ihr erzählt euch Geschichten.«
    »Bin auch nicht mehr so jung, wie ich mal war.« Rittersporn setzte sich auf. »Und warum bist du hier?«
    Rosenbusch blickte hinaus. Schemenhafte Gestalten bewegten sich im Schein der Feuer zwischen den Hütten. Die in der Brise raschelnden Blätter der Pappeln reflektierten das tanzende Licht in gelben Farbschattierungen; am Firmament funkelten unzählige Sterne.
    »Es wird kühl. Ich wollte mir eine Decke holen.« Rosenbusch rieb sich den Bauch und

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