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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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fühlte, wie sich die Macht des Wolfsbündels ins Nichts zurückzog. Die Elster stieß ein erschrockenes Kreischen aus, flog pfeilschnell durch ein Loch in den Türbehängen und verschwand draußen in der Dunkelheit.
    Ein paar Herzschläge lang blieb Weiße Esche wie erstarrt sitzen. Dann fing sie sich und eilte zu dem alten Mann hinüber. Er atmete rasselnd. Stilles Wasser kniete neben ihm nieder und hob Singende Steines Kopf, um dem alten Mann das Atmen zu erleichtern.
    Das Feuer schwelte nur noch. Im Dämmerlicht begegnete ihr Blick den von ehrfürchtiger Scheu ergriffenen Augen von Stilles Wasser.
    Singende Steine bewegte sich und blinzelte. Er schluckte trocken und schüttelte schwach den Kopf.
    »Nein«, flüsterte er und blickte entsetzt auf Weiße Esche. »Laß es nicht geschehen.«
    »Was?« fragte Weiße Esche.
    »Laß nicht zu, daß die Hexerhasser auch dich ermorden.«
    »Ermorden?« Aus Weiße Esches Gesicht wich alle Farbe.
    »Sie verblaßt«, flüsterte Singende Steine. »Die Vision … wird schwächer.«
    »Wer ermordet wen?« verlangte Weiße Esche zu wissen. »Was geht da vor?«
    »Töten … Träumer. Töten… die Mutter … des …«
    »Singende Steine?« Weiße Esche rückte dicht an den alten Mann heran. »Was ist los? Geht es dir gut?«
    Der alte Mann lächelte heiter. »Fallen in das Große Eine. Träumen. Das Wolfsbündel… ruft. Goldenes Licht… überall.« Seine Augen blickten völlig ausdruckslos. »Schweben. Wolfsbündel, ich höre dich.
    Komme …«
    »Singende Steine?« schrie sie voller Angst.
    Einen Moment lang schienen seine Augen klar zu sein, und er sah zu ihr auf. Erstaunen stand in seinem runzligen Gesicht. »Ich muß dich warnen. Ich kannte die Macht des Wolfsbündels nicht. Hätte nicht nach seiner Macht rufen sollen …« Wieder stöhnte er, seine Augen verdunkelten sich. »Sieh dich vor … Mutter des …«
    »Singende Steine?« rief Stilles Wasser.
    Der Körper des alten Mannes entspannte sich und sackte in Stilles Wassers Armen zusammen.
    Weiße Esche schrie unterdrückt auf und legte ihr Ohr an sein Herz. Stille.
    Verzweifelt richtete sie sich auf. Stilles Wasser wußte sofort Bescheid. Er legte etwas Holz auf die schwelenden Kohlen. Als die Flammen prasselten, starrte er unbehaglich auf die an die Rückwand der Höhle gemalte Spirale. Sie schien gespenstisch zu glühen.
    »Wie soll ich jetzt den Weg finden?« Weiße Esche mahlte mit den Zähnen. In ihr tobte das Gefühl eines unwiederbringlichen Verlustes. »Wie nur, Stilles Wasser?«
    Er versuchte, sich seine Hilflosigkeit nicht anmerken zu lassen. »Ich weiß es nicht.« Plötzlich drehte er sich um und starrte, völlig weiß im Gesicht, auf den Beutel mit dem Wolfsbündel.
    Ihr drehte sich fast der Magen um, und ihre Bauchmuskeln verkrampften sich. »Nein«, stieß sie hervor.
    »Das Bündel hat gerade Singende Steine umgebracht und er hatte Erfahrung, er kannte sich mit Mächten aus. Was mich angeht, ich kann nicht einmal…«
    Draußen vor den Türbehängen wisperte der säuselnde Wind mit unendlich vielen Stimmen: Wir sind der Weg.
    Stilles Wasser und Weiße Esche quälten sich mit dem schweren Stein, dessen rauhe Oberfläche scharf in ihre Hände schnitt, ein kurzes Stück die Klippe hinauf. Ächzend langten sie an Singende Steines letzter Ruhestätte an: einer schmalen Spalte in der Sandsteinwand der Schlucht. Prüfend betrachteten sie ihr Werk. Sie hatten die Spalte schon fast völlig mit Steinen verschlossen. Nun paßten sie noch den letzten großen Stein ein und versiegelten die kleineren Lücken mit losem Geröll.
    Nach getaner Arbeit wandte sich Stilles Wasser um und blickte über die Schlucht. »Hier wird es ihm bestimmt gefallen. Die Aussicht ist wundervoll. Sieh mal, dort über den Kiefern kreist ein Adler.«
    Hinter dem Bergkamm flimmerte das Wind Basin unter der sengend heißen Mittsommersonne. Der seufzend durch die Kiefern und den Wacholder streichende Wind trug den trockenen Geruch nach Staub und den Duft von Rosengewächsen, Salbei, Sternblumen und Primeln herbei. Eine Herde Dickhornschafe sprang hurtig zwischen den gelbbraunen Felsen umher und behielt die beiden Menschen aufmerksam im Auge.
    Weiße Esche blickte traurig zu den am Himmel vorüberziehenden Wolkenfetzen hinauf. ,Jetzt ist er im Großen Einen.«
    Müde setzte sich Stilles Wasser auf eine der körnigen Sandsteinplatten, die von der Klippe gestürzt waren. Er streckte die Beine aus und rieb sich den schweißnassen Nacken. Wehmütig

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