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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ausdehnte.
    Stilles Wasser nahm das Wolfsbündel aus dem Beutel. Im Ratszelt breitete sich knisternde Spannung aus.
    Die Macht suchte Weiße Esches Seele, doch diese sperrte sich in Erinnerung an das Schicksal von Singende Steine. Sie versuchte, gegen die unwiderstehliche Lockung anzukämpfen, und sog tief die warme, salbeigeschwängerte Luft ein. Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft rang sie darum, nicht im Großen Einen zu versinken. Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn; sie biß die Zähne zusammen, bis ihre Kiefer schmerzten. Zu nah! Ich bin zu nah!
    Stilles Wasser hob das Wolfsbündel dem wolkenlosen Himmel entgegen und sprach leise:
    »Wolfsbündel, die Zeit deiner Macht ist gekommen. Sage dem Großen Donnervogel, er möge ein Zeichen schicken … ein Zeichen, daß er und der Erste Mann eins sind.«
    Ein fernes Donnergrollen durchdrang die Stille, rollte wie ein Echo über das in der Hitze flimmernde Land.
    Die Anwesenden stöhnten auf und brachen in erstaunte Rufe aus, wie gebannt starrten die Leute zum wolkenlosen, blaßblauen Himmel hinauf.
    »Er rief den Großen Donnervogel«, übersetzte Salbeigeist. »Das waren seine Worte in der Sprache des Erdvolkes!«
    Weiße Esche seufzte erleichtert, als Stilles Wasser das heilige Bündel wieder in den Beutel steckte. Sie sank in sich zusammen, Schweiß strömte über ihr Gesicht. Fragmente des Großen Einen wirbelten in ihrem Innern, rufen mich, strecken ihre leidenschaftlichen goldenen Hände aus…
    Stilles Wasser ergriff ihre zitternden Hände. »Ist alles in Ordnung?«
    Sie schluckte vernehmlich und brachte ein schwaches Grinsen zustande. »Das Wolfsbündel wollte mich mit seiner Macht erfüllen, mich zwingen, dem heftigen Verlangen nach dem Großen Einen nachzugeben. Das nächste Mal setze ich mich weiter von dir weg.«
    Draußen krächzte die Stimme einer alten Frau: »Großer Donnervogel! Habt ihr ihn gehört? Und keine einzige Wolke am Himmel!«
    In Schwarzer Monds Augen wuchs die Besorgnis. »Woher sollen wir wissen, daß ihr nicht gekommen seid, um uns zu vernichten? Vielleicht bringt ihr uns eine böse Macht. Du bist mit einem Mann des Erdvolkes gekommen, einem Feind des Schwarzspitzen-Stammes. Du selbst stammst ebenfalls vom Erdvolk ab.«
    Sie sah ihn mit einem heiteren Lächeln an. »Wünschte ich den Schwarzspitzen-Stamm tot zu sehen, hätte ich mich längst mit Tapferer Mann verbündet und heute wäre der Schwarzspitzen-Stamm nur noch Erinnerung wie der Weißlehm-Stamm.«
    »Darauf habe ich nur dein Wort.« Schwarzer Mond seufzte. »Das von Heißes Fett wäre mir lieber.«
    »Ich habe von ihm gehört. Er ist ein guter Mann. Seine Weisheit wird mir helfen.«
    Betroffenes Schweigen senkte sich über das Lager.
    »Er ist tot«, sagte Salbeigeist. »Er wurde vor zwei Tagen ermordet.«
    Die Welt verschwamm vor ihren Augen, keuchend umklammerte sie mit einer Hand ihre Kehle.
    »Was ist los?« erkundigte sich Stilles Wasser.
    Sie mußte sich anstrengen, mit ruhiger Stimme zu antworten. Jemand hat den Seelenflieger ermordet.«
    Stilles Wasser lief es eiskalt über den Rücken. »Ermordet? Singende Steine hat uns gewarnt. Jemand tötet die Träumer. Eine uns unbekannte böse Macht? Oder eine Person ein Hexer, den wir noch nicht entlarvt haben?«
    Weiße Esche erbleichte. »Du hast mich sicher hierhergebracht. Ich weiß, bei dir bin ich in Sicherheit.«
    Stilles Wasser legte ihr beruhigend die Hand auf den Unterarm.
    Salbeigeist übersetzte ihr Gespräch in die Sprache des Sonnenvolkes. Er beäugte Stilles Wasser mit einer seltsamen Mischung aus Mißtrauen und Unbehagen.
    Erneut wandte Weiße Esche ihre Aufmerksamkeit Schwarzer Mond zu. »Sind wir bei deinem Stamm willkommen?«
    Schwarzer Mond blickte sich um und las in den Gesichtern der Versammelten. »Ich glaube, uns allen wäre es lieber, ihr hättet nie unsere Wege gekreuzt. Aber ihr seid nun einmal da. Falls deine Prophezeiung über den Stamm der Gebrochenen Steine zutrifft, haben sie entweder meine Späher im Norden geschickt umgangen oder sie umgebracht. Kommt es tatsächlich zu einem Entscheidungskampf zwischen Träumern, wäre es mir lieber, diese Auseinandersetzung würde weit weg vom Schwarzspitzen-Stamm stattfinden.« Seine Lippen bewegten sich lautlos. »Ich möchte gerne den Rat von Windläufer und Espe hören, bevor ich mir eine endgültige Meinung bilde. Diese Sache sollte nicht überstürzt entschieden werden.«
    Weiße Esche sah Schwarzer Mond durchdringend an. Der Stammesanführer

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