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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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neugierige Zuschauermenge, deren Gemurmel schlagartig verstummte, als das letzte der acht Ratsmitglieder im Zelt Platz genommen hatte.
    »Warum bist du hergekommen?« fragte Schwarzer Mond.
    Weiße Esche saß mit gekreuzten Beinen da, den Rücken gerade aufgerichtet, die Hände gefaltet.
    Stilles Wasser, der den unvermeidlichen Beutel mit dem Wolfsbündel auf dem Schoß hielt, saß neben ihr und behielt die Umgebung wachsam im Auge. Weiße Esche antwortete mit eindringlicher Stimme:
    »Ich bin gekommen, einen neuen Weg zu träumen.«
    Schwarzer Mond legte den Kopf schräg. »Einen neuen Weg? Wir brauchen keinen neuen Weg.«
    Weiße Esche runzelte die Stirn. »Ihr begreift nicht, was vor sich geht. Die Welt bricht auseinander.
    Das Sonnenvolk hat die Spirale verändert.«
    »Und was ist das, diese Spirale?« Schwarzer Mond sah seine Frau an, diese zuckte verständnislos die Achseln.
    »Das Leben. Alles, was ist und nicht ist«, antwortete Weiße Esche.
    Schwarzer Mond rutschte unruhig hin und her. »Fliegt deine Seele zum Lager der Toten? Kannst du den Großen Donnervogel rufen?«
    »Ich bin mit dem Großen Donnervogel geflogen. Er ist der Erste Mann und Wolfsträumer. Euch das zu lehren, bin ich gekommen. Die Frau, die Weiße Esche gewesen ist, starb im Gray Deer River.
    Dieser Mann, Stilles Wasser, rettete mich aus den eisigen Fluten. Gemeinsam zogen wir aus und suchten das Wolfsbündel. Stilles Wasser trat dem Seelenflieger des Stammes der Gebrochenen Steine Tapferer Mann entgegen, und wir entkamen mit dem Wolfsbündel. Hoch oben in den Sideways Mountains lehrte mich der Heiler des Erdvolkes, Singende Steine, zu träumen. Nun muß ich Tapferer Mann mit dem Traum gegenübertreten.«
    »Der Stamm der Gebrochenen Steine kommt hierher?« fragte Schwarzer Mond erstaunt. Rasch warf er einen Blick auf Schneckenhaus. Der Krieger zuckte ängstlich mit den Schultern.
    Ja«, sagte sie. »In zwei Tagen, von heute an, sind sie hier.« Sie hob beide Hände und fügte hinzu:
    »Gelingt es mir nicht, Tapferer Mann zu besiegen, stirbt der Große Traum des Ersten Mannes. Die Harmonie wird enden. Der Schwarzspitzen-Stamm wird vernichtet. Tapferer Mann wird das Wolfsbündel nehmen und die Spirale verändern. Die Tiere werden hinter Gittern eingesperrt, das Land wird ausgebeutet… Ich muß den neuen Weg träumen.«
    Schwarzer Mond beugte sich vor. Er knirschte vernehmlich mit den Zähnen. »Wie viele kommen?«
    »Der ganze Stamm.«
    Ein aufgeregtes Raunen ging durch die Zuschauermenge.
    »Bis dahin schaffen wir es nie, alle unsere Krieger zurückzuholen!« Schneckenhaus hieb mit der Faust auf den Boden. »Schon das Besteigen des Green Mountain dauert einen Tag! Und wie lange dauert es wohl, bis die Krieger…«
    »Krieger können diese Angelegenheit nicht regeln.« Weiße Esche fühlte die Macht des Wolfsbündels, das Stilles Wasser an seinen Bauch preßte. »Das ist Sache der Träumer. Von Tapferer Mann und mir.
    Wir müssen die Zukunft träumen.«
    Die Unruhe unter den Leuten verstärkte sich.
    »Du willst diesem Seelenflieger alleine gegenübertreten?« Schwarzer Mond malte mit der Faust Kreise in den Staub.
    »Stilles Wasser und ich werden uns ihm gemeinsam stellen.«
    »Ist Stilles Wasser denn ein Krieger?« fragte Salbeigeist ungläubig.
    Weiße Esche drehte sich zu ihrem Vater um, der hinter ihr hockte. »Er ist der stärkste Mann, den die Macht finden konnte. Das Wolfsbündel rief ihn, prüfte ihn, und Stilles Wasser erhielt die Ehre, Hüter des heiligen Bündels zu werden.« Sie legte ihre warme Hand auf Stilles Wassers Knie.
    Ihr Mann schenkte ihr einen beruhigenden Blick, obwohl er kein Wort von dem Palaver des Sonnenvolkes verstand.
    »Und was ist das, das Wolfsbündel? Warum habe ich nie davon gehört?« wollte Schwarzer Mond wissen.
    »Das Bündel war die Macht des Wolfsvolkes, bevor Tapferer Mann es gestohlen hat.« An Stilles Wasser gewandt, sagte sie: »Unser Traum beginnt. Sie möchten die Macht des Wolfsbündels kennenlernen.«
    Stilles Wasser blickte sie mit leichtem Zweifel in den Augen an, dann wischte er sich entschlossen die Hand an seinem Hosenbein sauber und löste vorsichtig die Verschnürung des Bündels. Ehrfürchtig schloß er die Augen und griff behutsam hinein. Feindseliges Gemurmel erhob sich unter den Schwarzspitzen-Leuten.
    Weiße Esche holte tief Luft, die Macht des Wolfsbündels begann sich auszubreiten. Sie spürte, wie die Macht durch Stilles Wassers Arm hinauf in seine Seele strömte und sich

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