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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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ging es Tapferer Mann besser. Seine Erinnerung kehrte langsam zurück, und die Schwindelanfälle quälten ihn weniger häufig. Seine zerschundenen Füße heilten, ebenso die übrigen Kratzer und Schnitte. Windläufer setzte sich öfters zu ihm, und sie unterhielten sich. Aber für Tapferer Mann hatte sich die Welt verändert. Die Geister flüsterten in seinen Ohren, machten ihm Versprechungen und warnten ihn vor drohender Gefahr. Der lockende graue Nebel und die goldene Verzückung schwebten stets knapp außerhalb seiner Reichweite.
    »Ich bin aus dem Lager der Toten entkommen«, erinnerte er sich stolz. Die Macht war zu ihm gekommen. Er war auserwählt worden. Jeder Angehörige des Volkes wußte, daß sich Seelenflieger durch Singen und Fasten reinigen. Auf diese Weise befreiten sie ihre Seelen vom Körper und ließen sie hinauf zum Lager der Toten fliegen, wo sie verlorene Seelen erlösten; das erforderte jahrelange Vorbereitung und einen erfahrenen Seelenflieger, der dem Neuling den Weg zeigte.
    »Aber ich durchquerte das Lager der Toten mit meinem Körper, nicht nur mit der Seele. Niemand besitzt eine solche Macht wie Tapferer Mann.« Bei diesen Worten plapperten die Geister zustimmend.
    Noch immer starrte Tapferer Mann mit zusammengekniffenen Augen in die Richtung, in der Windläufer verschwunden war. Ein kaum merklicher Schmerz durchzuckte seine Schläfen. Bald geschieht etwas, versprachen die Stimmen. Bald.
    »Tannenzapfen? Geh mit den anderen hinaus. Laßt uns allein.« Rittersporn saß in ihrer Hütte neben Schwarze Hand und forderte ihre Tochter mit einer entsprechenden Geste auf zu gehen. Tannenzapfen nickte gehorsam und ging mit Schilfrohr und Phloxsamen hinaus. Die beiden Söhne von Phloxsamen waren vor langer Zeit durch ihre Heirat Angehörige des Weißen-Sandstein-Stammes und des Dornstrauch-Stammes geworden. Beide Ehen hatten dem Rundfelsen-Stamm die Erlaubnis verschafft, in Notzeiten in den Gebieten dieser Stämme zu jagen.
    Als der Türvorhang zufiel, griff Rittersporn hinter sich und warf noch etwas Holz in das Feuer. Einen Augenblick lang beobachtete sie wie gebannt die auflodernden Flammen, dann lehnte sie sich in die weichen Felle an der Erdwand der Hütte zurück.
    »So.« Sie wandte sich Schwarze Hand zu. Jetzt erzähl mir, was es mit dieser Hexereigeschichte auf sich hat. Ist es den Leuten im Dreigabelungenlager ernst damit? Soll ich es für dich herausfinden?«
    Schwarze Hand streckte seinen langen Körper und bog den Rücken durch. Seine Miene verzog sich schmerzgequält. Sie lachte trocken. »Immer noch die alte Wunde?« ,Ja. Ein erfahrener Mann wie ich hätte eigentlich wissen sollen, daß man einem Büffel niemals den Rücken zukehrt… noch nicht einmal, wenn man annimmt, das Tier sei tot.« Er hob die Hände und spreizte die Finger. »Ich weiß nicht… ja, wenn du willst. Finde heraus, ob Grünes Feuers Anschuldigungen ernst zu nehmen sind und wieviel einfach Zorn über den Tod ihres Mannes ist. Er war ein alter Mann seine Seele war schwach. Ich habe niemanden verhext.«
    Rittersporn rieb sich nachdenklich die Stirn und mahlte mit den zahnlosen Kiefern. »Ich könnte Kranker Bauch zum Dreigabelungenlager schicken.« »Ausgerechnet ihn? Bist du sicher? Ich meine, er… nun ja…« Schwarze Hand sah sie zweifelnd an.
    Begütigend tätschelte Rittersporn sein Knie. »Er befolgt gehorsam meine Anordnungen. Sonst ist er zu nichts zu gebrauchen, da hast du recht. Mit diesem verkrüppelten Arm ist er nur ein halber Mensch.
    Arbeitet wie ein Junge und ißt wie ein Mann. Wozu ist er nütze? Fast drei Jahre habe ich gebraucht, bis ich ihn endlich verheiraten konnte, und dann richtete er ein solches Durcheinander an. Ständig stellte er Fragen und stocherte in Angelegenheiten herum, die ihn nichts angingen. Sie hat ihn rausgeworfen.«
    Schwarze Hand lachte. »Mit Goldener Flachs ist es allerdings auch kein leichtes Auskommen.« Er stützte das Kinn in die Hand und starrte nachdenklich ins Feuer. »Du magst ihn nicht, stimmt's?«
    Ihre Augen wurden schmal. »Hm, ich glaube nicht. Er ist nicht… nun ja, wie ein Mann sein sollte. Er geht nicht auf die Jagd, kundschaftet nie die Gegend aus und baut nichts mit eigenen Händen. Wenn man ihm sagt, er solle Schlüsselblumen sammeln, weil Anmutige Frau an Menstruationskrämpfen leidet, kommt er einen halben Tag später mit leeren Händen zurück weil er vergessen hat, was er holen sollte. Sprichst du ihn darauf an, erzählt er dir, er habe darüber

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