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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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vollgepackt.
    Verzweifelt schleppte er sich weiter. Wenn er stehenblieb, würden ihn die Toten packen. Die tödliche Bedrohung lauerte direkt hinter ihm und wartete nur darauf, daß er einen Fehler machte, daß er und sei es nur für einen winzigen Augenblick den Mut verlor.
    Was an den folgenden Tagen geschah, ergab für ihn nie einen zusammenhängenden Sinn. Sein Gedächtnis war wie eine prächtig gearbeitete Obsidianspitze, die von einem schweren Quarzithammer zermalmt worden war zerschlagen in zu viele Splitter, um je wieder zusammengefügt werden zu können. Bruchstückhaft erinnerte er sich an einzelne Fetzen aus jener Zeit: an den Hunger, den er mit lebenden Grashüpfern oder mit aus Vogelnestern gestohlenen Eiern stillte; an seinen Versuch, im Gras wimmernd und weinend Zuflucht vor den Stimmen zu finden; an die hämmernden, an- und abschwellenden Kopfschmerzen. Er fühlte noch heute, wie die Sonne seinen nackten Rücken verbrannte, wie er im kalten Regen zitterte und schauderte, wenn Stürme den Himmel aufwühlten. Er trat in Kaktusdornen, zog sich auf den Felsen blutende Risse zu. Gräser und Dornensträucher kratzten tiefe rote Striemen in seine Haut.
    Nach vier Tagen voller Hunger und Durst hatte der Traum einer Macht von ihm Besitz ergriffen. Auf einem felsigen Grat fiel er in erschöpften Schlaf. Er hörte den Singsang, fühlte die Macht. Seine Seele schwebte auf und ab, wurde hochgehoben wie ein Blatt im Wind. Er ließ sich in den weichen grauen Dunst sinken und brach erlöst in Tränen aus. Schließlich nahm er in weiter Ferne ein goldenes Leuchten wahr.
    »Wer bist du? Woher kommst du?« Eine angenehme Stimme ganz anders als das Geflüster der Toten erreichte ihn auf den sich verzweigenden Wegen des schimmernden Goldes. Das Rauschen eines tosenden Feuers in der Ferne erfüllte die honigsüße Luft.
    »Ich bin Tapferer Mann. Ich bin aus dem Lager der Toten entkommen.«
    »Was wirst du mit der Macht anfangen? Du bist nicht mehr der, der du einmal warst. Deine Seele hat sich verändert.« Das Gold schien zu pulsieren.
    »Ich will vernichten so wie meine Feinde versucht haben, mich zu vernichten.«
    Er hat sich verändert, rief ein Chor von Stimmen durch den Nebel. Wie ein Werkzeugstein, der zu lange in der Hitze behandelt wurde, ist aus ihm etwas anderes geworden. Er hat die Macht mit Schmerz und Leiden verbunden. Seine Seele hat sich gegen uns gewandt ist verdorben von der grünen Glut der Wut.
    »Wo bist du?« rief Tapferer Mann und suchte nach der Quelle der Macht aber der goldene Dunstschleier stieß ihn heftig zurück.
    Keuchend erwachte er. Zackige Felsen marterten sein nacktes Fleisch. Er schluchzte. Die Ablehnung durch die Macht schmetterte ihn nieder.
    »Ich finde dich«, flüsterte er drohend in den wolkenverhangenen Himmel. »Ich werde die Macht besitzen.« Er hob die geballte Faust zum Himmel und schrie seine Enttäuschung hinaus: »Ich schwöre es bei meiner Ehre! Nichts wird Tapferer Mann aufhalten!«
    Er brach zusammen. Das unheilvolle, langgezogene Heulen eines Wolfes hallte durch die Nacht.
    Nach Süden, flüsterten die Stimmen der Toten in seinem Kopf. Er raffte sich auf und schwamm den Hochwasser führenden Fat Beaver River flußabwärts. Er marschierte auf der Sohle der Trockenrinnen nach Süden und mied das zerklüftete Hochland. Er aß, was immer ihm in die Hände fiel.
    Aber ich lebte. Ich erwies mich der Macht würdig. Ich entkam aus dem Lager der Toten und dem Grauen, das mich verfolgte.
    Als ihn Keine Zähne und Rotluchs schließlich fanden, begrüßten sie ihn voller Freude. Er hatte sie zunächst nicht wiedererkannt. Sie hüllten ihn in ein weiches Fell und sagten, sie hätten geglaubt, die Schwarzspitzen-Krieger hätten ihn getötet.
    Die beiden Freunde kümmerten sich um ihn und berichteten, was seit dem Überfall geschehen war.
    Das Volk war über den Fat Beaver River nach Süden geflohen. Darüber war es zu zornigen Auseinandersetzungen im Rat gekommen. Schwarzer Adler und Grauer Donner hatten sich von Pfeifender Hases Gruppe getrennt. Jedem Anführer hatten sich Angehörige des Weißlehm-Stammes angeschlossen. Die eine Gruppe hatte sich entlang des Fat Beaver River nach Westen, die andere nach Osten gewandt. Pfeifender Hase hatte die Führung der dritten Gruppe übernommen zu der er nun gestoßen war und war mit ihr nach Süden gewandert.
    Zerlumpt und hungrig kam er mit Keine Zähne und Rotluchs in Pfeifender Hases Lager an. Alter Falke sang eine Gesundbetung, danach

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