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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Sandalen den Weg durch das in den Spalten der grauen Kalksteinfelsen wachsende dichte Reisgras. Die gelbbraunen Stengel waren noch vor dem Reifwerden vertrocknet. War es jemals so trocken gewesen? Er konnte sich nicht an eine ähnliche Dürreperiode erinnern. Er huschte durch das knisternde Gras dem Gipfel entgegen. Behutsam zog er sich über die letzte Felsplatte hinauf und lugte über die Kante. In der unter ihm liegenden Senke erstreckte sich ein riesiges Lager.
    Grauenhafte Angst ergriff sein Herz. Er fühlte den unwiderstehlichen Drang, so schnell wie möglich von diesem Felsen zu verschwinden und einfach davonzulaufen. Aber er durfte seine Krieger, die in einiger Entfernung auf ihn warteten und ihm bedingungslos vertrauten, nicht im Stich lassen. Wie geplant, hatten sich inzwischen Waldmurmeltier und Bitterklee mit ihren Leuten Wapitihorn und seiner Truppe angeschlossen, Schwarze Birke allerdings war nicht am Treffpunkt erschienen.
    Schwarze Birke, du Narr. Warum hast du dich nicht an unseren Plan gehalten und südlich von Bladdernut Village auf mich gewartet?
    Wapitihorn und Seifenwurzel hatten ihre Krieger zum vereinbarten Treffpunkt am Pappelwäldchen geführt, doch dort hatte niemand gewartet. Nicht einmal Dachsschwanz war dortgewesen. Das ängstigte Wapitihorn mehr als alles andere. Hätte Dachsschwanz die geringste Chance dazu gehabt, wäre er gekommen.
    Wapitihorn wischte sich die Schweißtropfen von der kurzen, dicken Nase. Er hatte Spuren von Schwarze Birkes Kriegern entdeckt, die zuerst Richtung Süden und dann in einem weiten Bogen wieder zurückführten. Das bewies, in welche Lage Schwarze Birke sich gebracht hatte. Immer wieder überschnitten sich die Spuren seiner Krieger mit denen anderer Kriegergruppen. Alles lag klar auf der Hand.
    Eine Falle …
    Aus Petagas Lager stiegen gedämpfte Stimmen und Hundegebell herauf. Die wenigen Krieger, die in der brütenden Hitze umherliefen, gingen leise miteinander sprechend zu einer zwischen Felsen liegenden Quelle am Fuße der Senke, um sich ein wenig zu erfrischen.
    Wapitihorn konnte niemanden entdecken, der mit einem goldenen Gewand bekleidet war, aber vielleicht hatte Petaga bei diesem Kampfgang auf das Symbol der Sonnengeborenen verzichtet.
    Wapitihorn legte sich vorsichtig auf den Bauch. Fliegen und Mücken schwirrten um seinen schweißbedeckten Körper. Ein Windstoß fuhr durch das Reisgras und überzog seine Arme mit einer Schicht hellbrauner Spreu. Während er über einen Ausweg aus der heillos verfahrenen Situation nachdachte, blickte er über das Land.
    Die flache Ebene des sich nach Westen ausdehnenden Schwemmlandes war mit Teichen und einzelnen Bäumen betupft; ein paar Sämlingen war es gelungen, weit genug von den Dörfern entfernt Wurzeln zu schlagen und so dem Abholzen zu entgehen. Unversöhnlich ragte die hohe Felswand im Westen hinter dem blauen Band des Vaters der Wasser auf. Unregelmäßig abgegrenzte Maisfelder säumten die Dörfer entlang der Ufer.
    An die sanft gewellten Hügel des Hochlands im Norden und Süden schmiegten sich kleine Dörfer.
    Wapitihorn fragte sich, ob noch eines dieser Dörfer unversehrt geblieben war. Er bezweifelte es. Zu viele Flüchtlinge, die dem Gemetzel entrinnen wollten, hatte er nach Osten ziehen sehen.
    Das Abschlachten meines Volkes, dachte er bitter. Ich muß so schnell wie möglich mit Schwarze Birke und den anderen Kriegsführern, die vor One Mound Village gelagert haben, Verbindung aufnehmen.
    Ich muß sie warnen, bevor es zu spät ist… Aber wo ist Dachsschwanz?
    Geschmeidig wie eine Schlange kroch Wapitihorn den steilen Abhang hinunter. Inbrünstig hoffte er, das Rascheln des Reisgrases möge ihn nicht verraten.

KAPITEL 34
    Stöhnend fegte eine heftige Windbö durch die vom Feuerschein erhellten Flure des Tempels und heulte durch die Risse in Dach und Wänden. Nachtschatten fröstelte. Mit übereinandergeschlagenen Beinen saß sie neben Orenda auf dem Boden ihres Zimmers. Das kleine Mädchen starrte auf seine Hände, die es ruhelos im Schoß bewegte. Zu Nachtschattens Erleichterung hatte Orenda endlich gesprochen, wenn sie auch die Worte nur mit Mühe herausbrachte. Sie trug ein langes rotes Kleid, eines von Nachtschattens Gewändern. Nachtschatten hatte ihr die Ärmel aufgerollt und den Saum hochgebunden, damit es die richtige Länge hatte.
    Orendas schwarze Haare fielen ihr über Schultern und Gesicht und verbargen ihre von Leid überschattete Miene.
    »Der alte Murmeltier besaß also

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