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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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das Passende für diese Zeremonie, aber äußerst eindrucksvoll. Hochmütig blickte er um sich, dann neigte er huldvoll den Kopf vor den Sechs Heiligen, hob seinen Herrscherstab zu den Sternenungeheuern, senkte ihn wieder und deutete auf die Unterwelt. Ungezügelte Erregung schwang in seiner Stimme mit, als er sich an die Trauernden wandte. »Wir haben uns versammelt, um für einen großen Krieger unseres Volkes zu beten! Der ehrwürdige Rotluchs vom Kürbisblüten-Stamm, Bruder des Führers Dachsschwanz, begibt sich auf die lange Reise auf dem Dunklen Fluß in das Land der Ahnen. Wer begleitet ihn auf dieser Reise?«
    Die Trommeln wurden geschlagen, erst leise, dann anschwellend zu einem Dröhnen wie Donner.
    Verzweifelte Schreie wurden hörbar. Dachsschwanz erkannte Mondsamens Stimme.
    Zwei Familienmitglieder führten Mondsamen nach vorn. Ihr Gesicht war blaß. Unablässig weinend hing sie schlaff in den Armen der Verwandten. Als sie aus dem Schein der Fackeln gezerrt und gezwungen wurde, sich an den Rand des Grabes zu stellen, verstummte ihr Jammern. Voller Ehrgefühl flehte sie nicht um ihr Leben. Der Schlag erfolgte rasch. Der Hammer zerschmetterte ihren Hinterkopf wie eine reife Melone.
    Beim Geräusch dieses Schlages zuckte Dachsschwanz zusammen. Mondsamen, warum hast du dir dein Leben nicht erkauft oder statt deiner ein anderes Opfer bestimmt? Wäre es so schwer gewesen, ohne Rotluchs zu leben?
    Behutsam senkten die Verwandten Mondsamens Körper über den Rand der Grube. Darin stand ein Sonnengeborener, der die Leiche mit den Armen auffing und auf das funkelnde Bett aus Muschelperlen legte.
    Als sie die Dienerin brachten, die Rotluchs in der Unterwelt dienen sollte, wandte Dachsschwanz den Blick ab. Sie konnte nicht älter als zwölf sein. Ihre Schreie, bevor die Schnur sie strangulierte, zerrissen seine Seele.
    Nur der Körper stirbt, nicht die Seele. Wenn man bedenkt, was noch vor uns liegt, sind sie vielleicht die Glücklicheren. Sein Blick huschte über den Sternenhimmel und weiter zu den Hügeln, die sich innerhalb der schützenden Palisadenmauer zusammendrängten. Schließlich verweilte sein Blick auf Nachtschatten.
    Das gellende Schreien eines weiteren jungen Mädchens schien Dachsschwanz nicht mehr zu hören.
    Die Welt um ihn war still geworden. Er fühlte die Gegenwart der Leute, aber er sah nur Nachtschattens schwarze, leuchtende Augen, die ihn in sich einsogen und seine Seele verschlangen.
    Mit langsamen Schritten kam sie auf ihn zu. Er runzelte die Stirn.
    »Was macht sie?« fragte Heuschrecke. »Das darf sie nicht! Die Priesterin muß bis zum Ende des Rituals im Westen stehen bleiben!«
    Die Trauernden zeigten mit den Fingern auf sie und flüsterten hinter vorgehaltener Hand. Tharon sprang voller Entrüstung auf.
    Kaum eine Handbreit von Dachsschwanz entfernt, blieb Nachtschatten stehen und legte ihre schlanke Hand auf sein Herz. Ein Prickeln strömte durch ihn hindurch.
    »Was ist, Nachtschatten?«
    »Wanderer«, sagte sie leise. Ihr schönes Gesicht zeigte keine Regung. »Du darfst ihn nicht töten. Bring ihn zu mir. Er hat den Weg zur Ersten Frau gefunden.«
    »Wanderer? Ich dachte, er sei tot. Wo ist er?«
    Kopfschüttelnd wich sie zurück. »Ich weiß es nicht. In ein paar Tagen werden wir es wissen.« Sie kehrte auf ihren Platz an der Westseite zurück.
    Dachsschwanz spreizte die Beine, als könne er so die Welt wieder ins Gleichgewicht bringen.
    Wanderer? Der alte Irre? Der Körper einer weiteren Frau wurde in das Grab hinabgelassen. Plötzlich lief eine eisige Kälte über Dachsschwanz' Rückgrat. Rotluchs wurde nach vorn getragen, behutsam in das Grab gelegt und neben seine Frau gebettet. Mit den Tränen kämpfend versuchte Dachsschwanz den in seinem Innern tobenden Aufruhr zu besänftigen. Ja, wahrhaftig, sie sind die Glücklicheren.
    Vielleicht lag es nur am trügerischen Schein der Fackeln, aber er hätte schwören können, neben Nachtschatten eine riesige, durchsichtige Gestalt stehen zu sehen, die sich im Rhythmus der Trommelschläge wiegte.

KAPITEL 14
    Der Dunst über den Maisfeldern unten im Tal reflektierte das fahle Licht der Nachmittagssonne und spannte in allen Farbtönen schimmernde Regenbogen über die Felder.
    Flechte lächelte. Halbversteckt, den Bogen schußbereit erhoben, stand sie hinter einem Felsmassiv.
    Seit dem frühen Morgen waren sie auf der Jagd und auch auf einiges Wild gestoßen, aber Wanderer hatte ihr bisher nicht erlaubt zu schießen. Er schien es auf ein

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