Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Unterwelt zubereiten.«
    »Wanderer, ich will heute nacht nicht sterben.«
    »Warte nur ab, du wirst schon wollen.«
    Mit übereinandergeschlagenen Beinen saß Flechte dicht am Feuer auf dem Boden. Die prasselnden Flammen ließen Wanderers hageren Schatten über die Wände tanzen. Er eilte geschäftig umher, brachte leise vor sich hin singend Flechtes Felle und Decken zu der Totensänfte und ordnete sie darin an. Die Sänfte bestand aus vier Pfosten, jeweils zwei vorne und hinten, die mit zwei aus Haaren geflochtenen Seilen verbunden waren. Eine aus dem Unterfell von Wölfen geflochtene Matte war daran befestigt. Von den vorderen Pfosten baumelten zwei Schlaufen herab.
    Wanderers Augen leuchteten munter wie die eines Raben, der sich über einen eine Woche alten Kadaver hermacht. Er holte einen gelb, rot und schwarz gemusterten Korb und füllte ihn bis zum Rand mit in Streifen geschnittenem, an der Luft gedörrtem Kaninchenfleisch, Sonnenblumensamen und einer kräftigen Prise Maispollen. Den Korb stellte er vorsichtig an das Fußende der Totensänfte.
    »Flechte, du darfst folgendes nicht vergessen: Falls Vogelmann dich dieser Reise für würdig erachtet, wirst du verschiedene Stufen durchlaufen. Zu Beginn reist du auf einer bequemen Straße, aber je weiter du dich dem Land der Ahnen näherst, um so größer werden die Schwierigkeiten. Du triffst auf einen breiten, reißenden Fluß, der den Eingang versperrt - manchmal ist es auch eine hohe Wand. Nur ein sehr guter Träumer kann dieses Hindernis überwinden und -«
    »Das bedeutet für mich das Ende der Reise. Was passiert, wenn ich nicht vorbeikomme?«
    Nachdenklich schürzte er die Lippen. »Das weiß ich nicht. Vermutlich kehrst du einfach zurück.
    Vielleicht wirst du aber auch aufgefressen.
    »Von wem?«
    »Oh, dort unten gibt es sonderbare Geschöpfe. Schlangen mit Flügeln. Büffel, die unter Wasser leben.
    Ich bekam es einmal mit einer geweihtragenden Kröte zu tun, die mich auf die Hörner nehmen wollte.« Abwesend blickte er zur Decke hinauf, als sei er in Erinnerungen versunken. »Hmm. Also, wenn du am Fluß oder welchem Hindernis auch immer angelangt bist, dann überläßt du es deinem Gespann, die Sänfte zu ziehen. Mach auf keinen Fall -«
    »Welchem Gespann?«
    Das Feuerlicht spiegelte sich gespenstisch in seinen dunklen Augen. »Dem Wolfsgespann. Es zieht die Sänfte durch die Unterwelt. Das heißt, falls Vogelmann einverstanden ist. Bevor du dich auf den Weg machst, mußt du ihn bitten, die Wölfe einzuspannen. Wölfe lassen sich fast nie von Träumern berühren.«
    Flechte schauderte, ihr gefiel das ganz und gar nicht. »Wanderer, bist du sicher, daß ich schon für diese Reise bereit bin?«
    »Nein«, erwiderte er schroff. »Aber wenn wir es nicht versuchen, erfahren wir es nie, oder?«
    »Nein, aber «
    »Also machen wir dich reisefertig.« Ein Funke Ungeduld glomm in seinen Augen auf. »Zuerst legst du dich mit dem Gesicht nach unten auf die Sänfte.«
    Flechte nickte verdrossen. »Na gut. Irgendwann muß ich es sowieso machen.«
    Sie bestieg die Sänfte, streckte sich aus und kuschelte sich in die Weichheit des auf der Wolfsfellmatte ausgebreiteten Fuchspelzes. »Gut so?
    »Ja. Dein Kinn befindet sich genau über den Zedernzweigen vom Baum der Ersten Frau. Sie liegen unter dem Fell. Jetzt dreh dein Gesicht so, daß sich dein Mund über dem Fuchsfell befindet.«
    Flechte gehorchte. »Das Fell kitzelt mich in der Nase, Wanderer.«
    Er trat zu ihr und hockte sich neben sie. »Das ist gut so. Du wirst dich daran gewöhnen. Du mußt nur auf dem Bauch liegen bleiben, deinen Mund gegen das Fell drücken und die ganze Nacht nach Vogelmann rufen. Wenn er will, antwortet er dir.«
    »Und dann muß ich ihn bitten, die Geisterwölfe vor meine Sänfte zu spannen.«
    »Genau. Und jetzt«, sagte er und tätschelte ihren Fuß, »machst du dich am besten auf den Weg.«
    Flechte preßte ihren Mund auf das Fell und rief: »Vogelmann, Vogelmann, ich bin es. Ich muß zu dir und mit dir reden. Vogelmann …«
    Sie wandte leicht den Kopf und sah Wanderer barfuß inmitten seiner Decken herumkriechen. Er legte verschiedene Gegenstände der Mächte im Kreis um sein Bett. Rasch arrangierte er bemalte Steine immer abwechselnd mit Adlerfedernfächern, Raubtierschädeln von Mardern, Dachsen, Kojoten, Wieseln nein, eilig warf er den Wieselschädel wieder in den Korb zurück. Statt dessen zog er eine riesige Bärentatze hervor und legte sie neben die Stelle, an der er sonst

Weitere Kostenlose Bücher