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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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vor der Hütte stehen. Neben dem Eingang lagen faustgroße Steine auf glühenden Kohlen.
    »Nachtschatten!« Ein langes Schweigen folgte. »Nachtschatten … Tut mir leid, dich stören zu müssen.
    Der Häuptling Große Sonne verlangt nach dir im Tempel. Gerade kam ein Bote und -«
    »Ja, ja«, antwortete sie müde. »Tharon will wissen, was ich von Petaga geträumt habe.«
    Nachtschatten tauchte aus der Hütte auf. Ihr nackter Körper troff vor Schweiß. Sie faßte das lange Haar auf dem Oberkopf zusammen, feuchte Locken kräuselten sich über ihren Ohren und im Nacken.
    Obwohl ihre Bewegungen tiefe Erschöpfung verrieten, funkelten ihre Augen, als ob ihn aus der Tiefe von Nachtschattens Seele ein anderes Wesen prüfend betrachte.
    Sie schloß die Augen, warf den Kopf in den Nacken und atmete tief die frische Luft ein. Beim Anblick ihrer im Sonnenlicht glänzenden Haut begann Dachsschwanz' Herz zu rasen.
    Er wandte die Augen ab. Die plötzliche Anziehung, die sie auf ihn ausübte, machte ihn nervös.
    Unruhig wippte er auf den Zehen und versuchte, gelassen zu wirken.
    »Wirf mir mein Kleid rüber.« Nachtschattens Stimme klang wie immer, aber eine merkwürdige, darin mitschwingende Macht veranlaßte Dachsschwanz, ihrer Bitte sofort nachzukommen.
    Er tastete nach dem Kleid und nahm es vom Pflock. Dann warf er es ihr zu.
    Nachtschatten zog das Kleid an, griff noch einmal in die Schwitzhütte und holte das Schildkrötenbündel heraus. Sie wiegte es in den Armen und machte sich zielstrebig auf den Weg zum Tempel. Die zuvor auf ihr lastende Erschöpfung schien schlagartig verschwunden.
    Dachsschwanz eilte neben ihr her und behielt sie wachsam im Auge. »Weißt du auch, welche Nachrichten der Bote überbracht hat?«
    Nachtschattens Augen wurden schmal. »Tharon ist wirklich ein Einfaltspinsel. Glaubt er im Ernst, ich würde Petaga verraten?«
    Dachsschwanz mußte an sich halten, um sie nicht anzuschreien. Der Blick über die Hügel, deren Hänge von blauen Wildblumen gesprenkelt waren, besänftigte die in seinem Magen gärende, krank machende Angst. Über den Blüten summten Wolken von Insekten, die sich in schillernden Säulen zum sonnenüberfluteten Himmel emporhoben.
    »Nachtschatten«, sagte er und bemühte sich, ruhig zu sprechen, »Petaga hat die Spiral Mounds angegriffen. Demzufolge plant er auch einen Angriff auf uns wenn auch vermutlich nicht sogleich, denn zuerst wird er die anderen Dörfer überfallen und genügend Vorräte zusammenraffen und Krieger rekrutieren.«
    Sie würdigte ihn keines Blickes und ging wortlos weiter.
    Als sie um die Ostecke des Tempelhügels bogen, trat er vor sie hin und versperrte ihr den Weg. Auf dem großen Platz jauchzten und klatschten die Leute; während das Stabwurfspiel fortschritt, wurden lautstark Wetten abgeschlossen und wertvolle Gegenstände eingesetzt.
    Dachsschwanz streckte ihr die Hände entgegen. »Begreifst du denn nicht, daß auch du in Gefahr bist?
    Und was ist mit den anderen unschuldigen Menschen? Haßt du diese Menschen so sehr, daß -«
    »Ich hasse niemanden, Dachsschwanz. Ich sehe nur mehr als du.« Geschmeidig schlüpfte sie an ihm vorbei, hob den Saum ihres Kleides und stieg die Treppe zum Hügel hinauf.
    Er trottete neben ihr her. Seine aus Schilfrohr geflochtenen Sandalen knisterten auf den Holzstufen.
    Unbändiger Zorn wallte in ihm auf. »Was soll das heißen? Kannst du in die Zukunft sehen?«
    Als sie nicht antwortete, packte er sie an der Schulter und riß sie herum. Auge in Auge standen sie sich gegenüber. Ihr Blick - gefährlich wie der eines verwundeten Bären - war furchterregend. Aber er achtete nicht darauf; er konnte nur an die Auswirkungen eines neuerlichen Krieges denken, der mit hoher Wahrscheinlichkeit totale Zerstörung, Tod und Grauen mit sich bringen würde. Diese Vorstellung zerriß seine Seele und kehrte sein Innerstes nach außen.
    »Nachtschatten«, fragte er beschwörend, »stellt Petaga eine Armee gegen uns auf?«
    Sie lachte in sich hinein, und ihr Gelächter machte ihn fast wahnsinnig.
    »Bitte!« Er streckte die Hände nach ihr aus. »Sprich mit mir. Du sollst nur … mit mir sprechen.«
    Nachtschattens Blick wanderte von seinen Händen über die tätowierte Brust zu seinen Augen. »Wir haben uns nichts zu sagen, Dachsschwanz.«
    »Ich bitte dich«, flehte er. »Schenk mir nur eine Hand Zeit. Rede mit mir.«
    »Gut, Kriegsführer. Aber nicht jetzt. Später. Tharon «
    »Heute abend? In meinem Haus. Ich schicke dir einen Krieger,

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