Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
versprochenen Krieger. Für die meisten Verluste an Männern und Frauen war Taschenrattes schlecht vorbereiteter Angriff verantwortlich. Über einhundert der Gefallenen waren Krieger aus Red Star Mounds. Nach Taschenrattes Tod hatten seine überlebenden Krieger ihren Hochmut verloren und sich den Anordnungen der mit mehr Vernunft gesegneten Kriegsführer gefügt.
    »Hast du dir überlegt, wie wir beim Kampf vorgehen sollten?«
    erkundigte sich Petaga.
    »Ja.« Mit dem Zeigefinger skizzierte Hagelwolke einen Lageplan in den feuchten Sand. »Das ist der Cahokia Creek, der an den Palisaden vorbeifließt. Mit den Bewohnern dieses nahe gelegenen Dorfes hier liegen wir nicht im Streit. Ich glaube nicht, daß wir das Dorf überhaupt betreten müssen - es sei denn, wir benötigen es als Deckung, wenn wir die Palisaden umzingeln.«
    Petaga runzelte nachdenklich die Stirn. »Ja, da bin ich deiner Meinung. Es überrascht mich, daß mein Cousin Tharon die dicht an den Palisaden stehenden Häuser noch nicht hat niederbrennen lassen.
    Damit würde er uns unserer Deckung berauben.«
    »Sag das nicht zu laut. Vielleicht tut er es noch.«
    Hagelwolke zeichnete einen Bogen um die Nordwand der Palisaden dicht am Cahokia Creek. »Hier postieren wir die Hauptmacht unserer Truppen, mein Häuptling. Zuerst werden wir die Entwässerungsrinne einnehmen. Bei dieser Trockenheit führt sie wenig Wasser, das ist also weiter kein Problem. Aus dem Schutz der Rinne feuern unsere besten Bogenschützen auf die Wachen auf den Plattformen und halten sie in Schach. Währenddessen schleichen sich mehrere Gruppen mit Äxten zu den Palisaden und schlagen innerhalb kürzester Zeit ein Loch hinein. Sind wir erst einmal drin, geht alles sehr schnell.«
    Hagelwolke richtete sich auf und sah Petaga an. Der junge Häuptling blickte mit leuchtenden Augen in Richtung Süden, wo das Mondlicht wie ein silbriger Schleier über den Tempelhügel fiel und die Wandornamente aus gehämmertem Kupfer erstrahlen ließ. »Und Dachsschwanz gehört mir. Ich will den Mörder meines Vaters, Hagelwolke. Sag unseren Kriegern, sie sollen ihn nicht töten, sondern zu mir bringen.«
    »Ja, mein Häuptling.«
    Petaga stand auf und legte Hagelwolke freundschaftlich die Hand auf die Schulter, dann kletterte er über die Böschung auf die Hochterrasse zurück.
    Nachdenklich klopfte Hagelwolke mit einem Finger gegen die Lippen. Er lauschte den sich entfernenden Schritten Petagas. Ein gallenbitterer Geschmack stieg ihm in die Kehle. Seit Tagen mußte er ständig an all die Kampfgänge denken, die er gemeinsam mit Dachsschwanz unternommen hatte. Er konnte den Gedanken an die nächsten paar Hand Zeit kaum ertragen. Aus den Tiefen seiner Seele wallte grausamer Schmerz auf. Ich weiß, du hast nur Befehle befolgt, Dachsschwanz. Wie wir alle.
    Nichts von dem, was vorgefallen ist, ist deine Schuld es war klar, daß Petaga an dem Mörder seines Vaters ein Exempel statuieren wollte, und den Leuten würde das gefallen. Im letzten Zyklus waren Tausende Zeugen der brutalen Ermordung ihrer Familien geworden und hatten zugesehen, wie ihre Dörfer zu Schutt und Asche niedergebrannt wurden. Bestimmt sicherten sie sich schon in der Nacht zuvor die besten Zuschauerplätze für die Marter von Dachsschwanz.
    Dazu würden zwei hohe Pfähle in die Erde gerammt und mit zwei Querbalken verbunden werden, so daß ein quadratisches Holzgerüst entstand. Man würde Dachsschwanz entkleiden, ihm eine letzte Mahlzeit gewähren und ihm anschließend den Skalp vom Kopf ziehen. Mit Händen und Füßen würde der auf diese Weise Erniedrigte an den Eckpunkten des Holzgerüsts festgebunden und wie ein X an den Pfählen hängen. Solange er noch lebte - und ein so kräftiger Mann wie Dachsschwanz lebte sicher noch tagelang -, würde man sein Fleisch mit brennenden Rohrbündeln versengen, ihm Hautfetzen von Gliedmaßen und Bauch abziehen, Augen, Ohren und die Nasenlöcher ausbrennen, Penis und Hoden verbrennen …
    Hagelwolke schloß schaudernd die Augen und erinnerte sich an die Zeiten, als er und Dachsschwanz herzhaft miteinander gelacht hatten.

KAPITEL 42
    Dachsschwanz verließ den Tempel und trat in den Morgen hinaus. Ein leichter Wind wehte. Er beobachtete die aufgehende Sonne. Sie färbte sich im schimmernden Dunst rosarot und schickte ihre Strahlen langsam über das Schwemmland. Ranken rötlichen Lichts woben sich um die Pfahlspitzen der Palisaden achtzig Hand unter Dachsschwanz, der oben auf dem Hügel stand. Lange vor

Weitere Kostenlose Bücher