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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Flucht hasteten die Leute halbangezogen durch das Dorf und zerrten die kreischenden Kinder hinter sich her. Dicht auf den Fersen folgten ihnen Krieget, die durchdringende Kriegsrufe ausstießen.
    »Los! Beeilt euch! Wir müssen wenigstens versuchen, die Kinder zu schützen!« brüllte Schwarze Birke und sprintete seinen Kriegern voran hügelabwärts.
    Langsam begriff Aloda das ganze Ausmaß des Überfalls. Seine siebzig Krieger konnten Petagas neunhundert Mann nicht aufhalten. Es würde ein gnadenloses und grausames Gemetzel geben.
    Petaga, du Narr. Du kommst daher und salbaderst von gegenseitiger Hilfe und Einigkeit, und dann greifst du uns mitten in der Nacht an. Wenn unsere Überlebenden zu Tharon gehen und um Schutz bitten, reißt das unser Volk in der Mitte auseinander. Du hast unser Volk in eine ausweglose Falle geführt.
    Eine Frau mit einem Kind auf dem Arm wurde mitten im Lauf von einem brennenden Pfeil niedergestreckt. Alodas Kiefer bebten vor hilflosem Zorn. Sie schrie, als ihr Kleid Feuer fing. Die Flammen leckten in ihre langen Haare und verwandelten sie in eine lebendige Fackel. Sie schleuderte das Kind von sich und rollte sich wie rasend im taufeuchten Gras. Plötzlich erschlaffte ihr Körper. Das Kleinkind torkelte auf die Beine, weinte laut und streckte im Schein der lodernden Häuser blindlings die Händchen nach jedem vorbeieilenden Krieger aus. Schmerzerfüllt beobachtete Aloda, wie ein Mann heransprang, einen Moment innehielt und dem kleinen Kind mit seiner Kriegskeule den Kopf zerschmetterte. Das Kind stürzte zu Boden, zappelte kurz mit den Beinchen und rührte sich nicht mehr.
    Erschüttert taumelte Aloda nach vorn. Unten sah er, wie sich Hagelwolke mit erhobenem Bogen in das Kampfgetümmel stürzte.

KAPITEL 13
    Wie ein goldener Umhang senkte sich der Sonnenuntergang über das Land. Das von den Felsen erklingende klagende Gurren der Tauben vermischte sich mit dem an- und abschwellenden Zirpen der Zikaden in den tiefer gelegenen Sümpfen zu einer eigenartigen Melodie. Flechte trabte hinter Wanderer über die Klippe und versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Von hier oben konnte sie bis nach Redweed Village sehen. Der von den Kochfeuern aufsteigende Rauch zog in schmutziggrauen Fahnen zum Himmel. Einen Augenblick lang schmerzte ihr das Herz vor Heimweh. Wehmütig dachte sie an ihre Mutter und an Fliegenfänger. Sie fühlte sich innerlich ganz leer. Sie liebte Wanderer, aber ihre Familie fehlte ihr. Träumen lernen war so schwer. Noch vor ein paar Tagen hatte sie geglaubt, sich und ihren Platz in der Welt zu kennen. Aber inzwischen hatte sich alles verändert. Früher waren die Träume ohne jede Anstrengung zu ihr gekommen.
    Das absichtlich herbeigeführte Träumen jagte ihr Angst und Schrecken ein oder belustigte sie. Sie wußte nie, welche Verrücktheit Wanderer als nächstes einfallen würde.
    Lächelnd blickte Flechte auf die widerborstigen grauen Haare seines Hinterkopfs. Über seiner Schulter lag ein dickes, aufgerolltes Seil, in den Händen trug er eine Kastenfalle. Ihr Verhältnis zu Wanderer hatte sich verändert. Er behandelte sie nicht mehr wie ein Kind, sondern wie eine Träumerin. Sie wußte nicht, ob ihr das gefiel.
    In den vergangenen Zyklen hatte sie ihn stets nur für ein paar Stunden besucht, nie war sie über Nacht geblieben. Erst seit zwei Tagen, seit sie Redweed Village verlassen hatte, lernte sie ihn mit all seiner liebenswürdigen Verrücktheit kennen. Sie sprachen oft über Träumer, die er gekannt hatte, und er berichtete von den Prüfungen, die ihnen auferlegt wurden, über das Wesen von Geistern und Geistermächten. Stets forderte er sie heraus, sich weiter vorzuwagen.
    Flechte kniff die Augen zusammen und schnitt dem Felshang eine Grimasse. Die Eisriesen hatten den Kalkstein geglättet und zu Hügeln modelliert, die aussahen wie Büffelrücken. Träumen müssen quälte sie. Fremde Stimmen sprachen zu ihr, blitzartig offenbarten sich Orte und Dinge, die sie nie zuvor gesehen hatte. Sie sehnte sich danach, ihr Selbst aufzugeben und sich den Wegen der Mächte zu überlassen. Aber das erforderte viel Mut.
    Inzwischen waren sie an einem hoch aufragenden grauen Fels, dem höchsten Punkte der westlichen Klippen, angelangt.
    »Nun, wir sind da. Hier ist es!« rief Wanderer gutgelaunt. »Setz dich, Flechte.«
    Sie gehorchte. Wanderer kniete neben ihr nieder. Ebenso wie ihr blaues Kleid und ihr Zopf waren auch sein Wildlederhemd und die Hosen staubbedeckt von der Kletterei. Aber

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