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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Pflichten nachgehen.
    Ein friedvolles Bild. Die Frauen arbeiteten auf den Feldern, sie jäteten Unkraut und dünnten den sprießenden Mais mit Hornsteinhacken aus. Die Männer standen am Flußufer, ihre Angelruten tanzten auf und ab, und manche hatten Netze ausgelegt, um Katzenfische und Karpfen zu fangen. Auf den Pfaden spielten die Kinder fröhlich lachend unter Aufsicht der Alten.
    Aber Tharon schien für das friedliche Bild nicht empfänglich. Seine Miene hatte sich wieder verhärtet.
    Auf der obersten Stufe angelangt, entdeckte Dachsschwanz Jenos' Kopf auf einer hohen, aus der Palisade ragenden Stange. Die Raben hatten sich schon darüber hergemacht.
    Tharon lachte. »Ich habe ihn eigenhändig hier aufgespießt. Diese häßliche Kessel mußte mir die Stange bringen.«
    Dachsschwanz konnte nur nicken, ihm fehlten die Worte.
    »Gefällt es dir nicht?« erkundigte sich Tharon.
    »Doch, mein Häuptling. Gut gemacht.«
    Sie betraten den Innenhof und umrundeten den Tempel auf dem zum Sternenzimmer am Nordrand des Hügels führenden Trampelpfad. Das Zimmer bestand lediglich aus kreisförmig errichteten, von senkrechten Pfosten gestützten Lehmwänden. Das unendliche Himmelsgewölbe selbst formte das Dach. Der alte Murmeltier pflegte nächtelang hier zu sitzen und die Position der Sternenungeheuer aufzuzeichnen - und andere Dinge, von denen Dachsschwanz nichts verstand.
    Unvermittelt blieb Tharon stehen. »Ich … ich habe es mir anders überlegt. Ich will lieber nicht dorthin gehen. Setzen wir uns hierher und reden.«
    »Eine gute Idee. Von hier aus kann man das halbe Häuptlingtum überblicken.«
    Tharon ließ sich gegen die Wand des Tempels sinken. Er zog die Knie an und stützte sein spitzes Kinn auf. Dachsschwanz setzte sich neben ihn. Die im Schatten liegende Wand kühlte seinen schweißnassen Rücken. Gedankenverloren rupfte er einen Grashalm aus und kaute darauf herum. Der Horizont im Westen flimmerte in der Hitze, die Klippen über dem Vater der Wasser verwandelten sich in bleiche, schwebende Gespenster.
    »Wie ist es dort draußen, Dachsschwanz?« Verzweifelte Sehnsucht schwang in Tharons Stimme mit.
    Er ließ die Augen über die welligen grünen Hügel schweifen.
    »Oh, nicht so angenehm, wie es von hier aus scheint. Du versäumst nicht viel.«
    »Sag das nicht. Es stimmt nicht. Ich wünschte, ich könnte hinaus. Aber ich ich habe Angst davor.
    Erinnerst du dich an die Zeit vor zwanzig Zyklen, gleich nach Nachtschattens Ankunft? Ich bin weggelaufen, und die Krieger der Dark Water Mounds haben mich verwundet. Aber dann bist du gekommen und hast sie getötet.« Er krempelte den Ärmel auf und enthüllte eine lange Narbe.
    Dachsschwanz betrachtete sie flüchtig. Kaum mehr als ein Kratzer. Aber etwas Schlimmeres war Tharon nie widerfahren. Trotzdem sagte er scheinbar teilnahmsvoll: »Ja. Ich erinnere mich. Du erlebtest drei Tage voller Angst und Schrecken.«
    »Das war Nachtschattens Schuld. Sie hat mich immer gequält.« Tharons Kinn bebte. »Warum habe ich so viele Feinde? Warum wollen alle mich umbringen?«
    Vorsichtig antwortete Dachsschwanz: »Wer Macht hat, hat Feinde. Das ist der Lauf der Welt.«
    »Ich könnte die Regierungsgeschäfte einem meiner Cousins übergeben und fortgehen. Wenn ich wollte, könnte ich das tun.«
    »Das könntest du. Ja.«
    »Nein, das würde nie gutgehen. Das weißt du genau, Dachsschwanz. Meine Cousins sind zu jung. Sie könnten die Ordnung nicht aufrechterhalten.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Nur ich kann das. Deshalb muß ich hinter diesen Mauern bleiben, wo ich in Sicherheit bin. Ihr alle braucht mich. Jeder von euch.«
    In sehnsuchtsvoller Qual beobachtete Tharon einen rotschwänzigen Falken, der über Cahokia schwebte. Als der Vogel durch einen breiten Streifen Sonnenlicht nach unten stieß, blitzten die Schwanzfedern auf wie polierte Korallen. »Alle Lebewesen auf der Welt sind frei, nur ich nicht«, flüsterte Tharon.
    Dachsschwanz rieb über die Staubschicht auf seinem muskulösen Arm. Die Existenz des Häuptlingtums stand auf des Messers Schneide, und Tharon lamentierte über seinen Mangel an Freiheit. In den Dörfern rings um Cahokia brodelten Wut, Haß und Verzweiflung, jederzeit drohte ein Aufstand auszubrechen. Nach den wahnwitzigen Kampfgängen, die Tharon im vergangenen Winter befohlen hatte, hätte er eigentlich selbst sehr gut wissen müssen, warum die Freiheit für ihn zu gefahrvoll war.
    Tharon hob den Saum seines roten Spitzenüberwurfs und spähte durch das

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