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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Kante gleiten. Er tastete nach dem Steinband, das er dort unten wußte. Einen schrecklichen Moment lang hing er in der Luft. Dann, gerade als er dachte, er würde fallen und unten zerschmettern, ertasteten seine Zehen felsigen Halt. Es ging eigentlich gar nicht so weit hinunter, höchstens anderthalb Meter.
    Helfer sprang ohne alle Probleme nach unten. Doch Sonnenjäger war nicht so waghalsig. Die Kante des Kliffs stand vor, so daß es unmöglich war, das Felsband von oben zu sehen, es sei denn, man beugte sich weit über den Rand, um hinabzuschauen. Mit großer Sorgfalt stellte er sich in Position, dann löste er seine in die Vertiefung verklammerten Finger und lehnte sich gegen die Felswand.
    Das Geschrei des Babys war heftig. Es klang ungeduldig.
    Sonnenjäger ließ sich Zeit und tastete sich vorsichtig das Felsband entlang. Dreißig Meter weiter unten klatschten die Wellen gegen den Felsen. Er erhaschte einen Blick auf zwei Möwen, die vor ihm in den Nebel eintauchten.
    Er ging vorsichtig um einen Felsvorsprung herum und betrat dann die Felshöhle. Heftig atmend blieb er stehen.
    Helfer sah aus, als wollte er sagen: Schau, was ich gefunden habe. Er hatte seinen großen Körper an eine Frau geschmiegt, die auf Sonnenjägers Wapitifelldecken lag und fest schlief. Das Baby lag neben ihr. Die Frau hatte ihr Antilopenkleid vorne aufgeschnürt und eine Brust für das Baby herausgezogen.
    Doch das Baby hatte die Brustspitze verloren und zappelte wie wild, um sie wiederzufinden.
    Sonnenjäger atmete verwirrt aus und kniete sich neben dem Kind nieder. Sanft legte er den Kopf des Babys so, daß es trinken konnte.
    Als sich der Mund des Kindes um die Brustwarze schloß, wurde es sofort still. Helfer ließ befriedigt die Schnauze sinken.
    Sonnenjäger schüttelte den Kopf. »Was ist das, Mammut-Oben? Ich verstehe das nicht.«
    Die Frau war schön. Vielleicht sechzehn oder siebzehn Sommer, wie er schätzte. Viel zu mager, dünn wie ein Grashalm, doch hüftlanges Haar fiel über ihren Körper und umhüllte ihre vollen Brüste wie ein schwarzer Seidenvorhang. Sie hatte ein edel geformtes Gesicht mit einer hochstrebenden Nase und vollen Lippen.
    Sonnenjäger furchte die Stirn. Ihre Wangen waren mit den gelben Flecken alter Prellungen bedeckt, und unter dem Gewirr des Haares verlief eine lange Schnittwunde quer über ihre Stirn. Die Wunde war offen und geschwollen.
    »Die sind neu«, flüsterte Sonnenjäger. »Nicht älter als einen Mond.«
    Ihre Brust hob und senkte sich. Die Frau schlief wie tot. Offensichtlich war sie sehr erschöpft, denn sonst wäre sie vom Geschrei des Babys und Sonnenjägers Ankunft aufgewacht.
    Er ließ den Blick durch die Höhle wandern. Sie war mittelgroß, fünf Körperlängen tief und vier breit.
    Die Decke wölbte sich hoch oben über seinem Kopf. An der südlichen Wand standen sein Bündel und drei Körbe, daneben lehnten drei zusammengerollte Wapitihäute und das Schleppgestell des Hundes.
    Er hatte nur wenige Dinge mitgenommen, doch alle hatte Helfer mit dem Gestell geschleppt. Die Frau hatte offensichtlich sogar noch weniger mitgebracht. Ihr geöffnetes Bündel lehnte an dem Holzstapel neben dem glimmenden Feuer in der Mitte der Höhle. Er schaute hinein. Ein zusammengeschlungenes Stück Sehne, mehrere Stücke getrocknetes Kaninchenfleisch und ein Schnuller aus Mausefell für das Baby. Ihr einziges anderes Besitztum schien ein eindeutig für einen Mann gemachter Atlatl zu sein. Er war ungefähr so lang wie ihr Unterarm, aus robustem Eichenholz gefertigt, und hatte Vertiefungen für die Finger und Sehnenschlaufen für einen sicheren Griff beim Losschleudern des Speers. Der Haken war aus einer geschliffenen Muschelschale gearbeitet und in den Schaft der Waffe eingesetzt.
    Keine Jacke? Keine Schlafdecken? Keine Ersatzmokassins?
    Sonnenjägers Neugier war geweckt. Er betrachtete sie. Ihr Kleid war mit Flecken geronnenen Bluts bedeckt, und an der Vorderseite war es eindeutig mit einem Messer aufgeschlitzt worden.
    »Jemand hat dich verwundet. Wer? Ein Mann? Dein Klan? Welche Gründe du auch immer hattest, du bist eilig weggelaufen. Warum?«
    Der Nebel hatte sich im Lauf des Tages nicht gelichtet, sondern war immer dichter geworden. Geisterhafte Nebelfetzen flatterten in die Höhle und schienen mit schimmernden Zungen aus Silberflammen am Stein zu lecken. Es wurde kälter.
    Sonnenjäger zitterte. Er konnte Schnee in der Luft riechen. Schnee war nichts Ungewöhnliches zu Beginn des Frühjahrs,

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