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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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beinahe einem Mond schmerzten ihre Finger und Zehen nicht.
    Und sie fühlte noch etwas anderes: eine große, warme Hand, die beruhigend ihre Schulter drückte.
    »Versuch aufzuwachen«, sagte eine klare Männerstimme. »Du bist in Sicherheit. Deinem kleinen Mädchen geht es gut. Und auf dem Feuer brät Essen.«
    Sie hörte, wie er sich ein paar Schritte entfernte. Dann prasselten Flammen auf, als hätte jemand mehr Holz daraufgeworfen. Turmfalke lag reglos, als ob sie noch schliefe, und lauschte mit klopfendem Herzen. Ein Windstoß blies kalte Luft über ihr Gesicht. Sie bemerkte, daß sie mit einer Haut bedeckt war. Hatte er sie dahin gelegt? Sie biß die Zähne zusammen, um ihre Angst zu unterdrücken, und öffnete die Augen.
    Außerhalb der Höhle fiel Schnee. Große, weiße Flocken füllten den Himmel, so weit sie sehen konnte.
    Der Mann kniete vor dem Feuer und hielt Wolkenmädchen in seiner linken Armbeuge. Die Fäustchen des Babys hatten sich in die Fransen seines Hemdes geklammert, während es an seinem Schnuller aus Maushaut nuckelte.
    Er schaute Turmfalke an. Ihre Blicke trafen sich. Seine Augen waren so dunkel und tiefliegend, daß es schien, als schaute sie in zwei schwarze, bodenlose Löcher. Er hatte eine gerade Nase, und die hohen, geschwungenen Wangenknochen milderten die Strenge des allzu kantigen Kinns. Das tiefe Kupferbraun seiner Haut strafte sein völlig weißes Haar Lügen. Dies war kein alter Mann, sondern ein junger … und ein gutaussehender dazu.
    »Fühlst du dich besser?« fragte er. Sie erinnerte sich an die seltsam tiefe, freundliche Stimme aus ihrem Traum. »Du hast fest und lange geschlafen.«
    Turmfalke starrte ihn nur an.
    Er beugte sich vor, um die drei Klippenbarsche zu wenden, die, auf einen langen Stock gespießt, über den Flammen brieten. »Hast du Hunger?«
    Sie setzte sich auf und betrachtete die Höhle, sein Bündel, die Körbe an der Wand und den großen, häßlichen Hund, der an der Rückwand lag. Das Tier hatte kahle Stellen in seinem Fell, doch es betrachtete sie aus intelligenten Augen. Ihr eigenes Bündel lag noch immer neben dem Feuer.
    »Hunger? Ja, ich habe Hunger.«
    »Du hast einen interessanten Akzent. Woher kommst du? Weit aus dem Osten, könnte ich mir vorstellen.«
    Turmfalke antwortete nicht. Mit ungeschickten Fingern schnürte sie ihr Kleid vorne wieder zu. Der Mann wandte sich ab und trug Wolkenmädchen zum Eingang der Höhle, wo er mit ruhiger Stimme zu dem Baby sprach. Wolkenmädchen gluckste zufrieden.
    Vor dem Hintergrund des fallenden Schnees hob sich sein muskulöser Körper deutlich ab. Er hatte breite Schultern und eine schmale Taille. Ein langer, weißer Zopf hing bis zur Mitte seines Rückens hinunter. Das verblüffte sie noch immer. Weißes Haar? Warum sollte ein so junger Mann weißes Haar haben?
    »Gibst du mir meine Tochter?« Turmfalke streckte die Arme aus. »Bitte!«
    »Oh, natürlich.«
    Er brachte Wolkenmädchen zurück und reichte sie ihr. »Sie ist ein sehr schönes Mädchen.«
    Turmfalke nahm das Baby und drückte es fest an ihre Brust. »Danke.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Fast einen Mond.«
    »Ist es nicht zu gefährlich, ein so kleines Kind auf eine lange Reise mitzunehmen? Das Frühlingswetter ist unberechenbar.«
    »Sie ist stark.«
    Der Mann ließ seinen Blick über jeden der schwachgelben Flecken gleiten, die Turmfalkes Gesicht zeichneten. Er schien darüber nachzudenken und sich zu wundern. »Ich glaube, das seid ihr beide.« Er lächelte zögernd. »Ich habe deine Tochter zum Fischen mitgenommen. Ich hoffe, es stört dich nicht.
    Du sahst so aus, als hättest du noch etwas mehr Schlaf brauchen können.« Langsam verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. »Erzähl mir, wie du diesen Ort gefunden hast.«
    Turmfalke senkte die Augen auf Wolkenmädchen und zog ihr die Kaninchenfellkapuze über das schwarze Haar. Sie wollte ihm die Geschichte mit der Mammutkuh nicht erzählen, zumal sie die selbst kaum glaubte. Turmfalke war so müde gewesen, als sie die Kuh sah, daß sie sich noch immer fragte, ob sie sich alles nicht nur eingebildet hatte. »Danke, daß du dich um Wolkenmädchen gekümmert hast, während ich geschlafen habe. Und dafür, daß wir hierbleiben durften.«
    Er nickte, doch seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Es ist nicht einfach, diese Felsenhöhle zu finden, selbst nicht nach einer Beschreibung. Wer hat dir davon erzählt?«
    »Ich habe davon gehört von … Es war ein …« Sie seufzte. Was machte es schon aus,

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