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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Flüssigkeit in seiner Tasse, und sein Mund verzog sich. »Es war sehr nett von dir, daß du dich letzte Nacht meiner angenommen hast. Es tut mir leid, falls ich … falls ich irgend etwas getan habe, das dir unangenehm war.«
    Turmfalke betrachtete verlegen ihre Hände. Ihre Wangen erröteten. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es war mir nichts unangenehm. Und ich bin gut darin, mich um Leute zu kümmern.« Sie sagte es energisch, als fürchtete sie, er könne sie für unfähig halten, überhaupt irgend etwas gut zu machen.
    Oder vielleicht hatte ihr Mann ihr so lange eingeredet, sie sei zu nichts gut, daß sie es nun fast selbst glaubte.
    »Ja, das kannst du wirklich gut«, sagte Sonnenjäger freundlich. »Wirklich schade, daß dein Mann das nicht gemerkt hat.«
    Turmfalke betrachtete weiter ihre Hände. »Doch, das hat er. Am … am Anfang.« Sonnenjäger nahm einen großen Schluck aus seiner Teetasse. Er hatte erwartet, daß Turmfalkes Stimme voll Haß und Abscheu sein würde, doch tatsächlich war sie frei davon. »Hast du ihn geliebt?«
    Sie blickte plötzlich auf, als wäre sie überrascht. »O ja, sehr. Ich hätte alles für ihn getan. Eine Zeitlang habe ich sogar versucht, mein Selbst zu begraben, meine Natur zu verleugnen, um genau so zu werden, wie er mich wollte. Ich dachte, dann würde er meine Liebe erwidern.«
    »Aber das hat er nicht?«
    »Nein.«
    Sonnenjäger hantierte mit seiner Tasse. »Wenn du genau so geworden wärest, wie er es wollte, dann hätte er seine Meinung geändert und gewollt, daß du wieder jemand anders wirst.«
    Turmfalke schaute ihn forschend an. »Woher weißt du das?«
    »Ich habe schon vorher Männer seiner Art getroffen. Viel zu oft. Du mußt ihn jetzt vergessen, Turmfalke. Du wirst neue Freunde und eine neue Familie haben …«
    »Ich kann ihn nicht vergessen«, entgegnete sie mit kaum bezähmter Heftigkeit. Ihre Augen loderten.
    »Er ist noch immer irgendwo da draußen, Sonnenjäger. Und er ist verrückt. Er wird mich finden.
    Selbst wenn er dafür den Rest seines Lebens braucht.«
    Sonnenjäger furchte bei diesem Gefühlsausbruch die Stirn. Konnte irgend jemand ihrer Spur durch diese sintflutartigen Niederschläge folgen? Es schien unmöglich. Aber sie glaubte es, und daher ließ sich die Sache nicht einfach von der Hand weisen.
    Sie stand aufrecht da, ihr Ausbruch war ihr peinlich, und sie senkte den Blick wieder auf ihre Hände.
    »Vorletzte Nacht«,, sagte Sonnenjäger ruhig, »hast du dich im Schlaf hin und her geworfen, einmal sogar geschrien. Plagen dich noch immer Alpträume von ihm?«
    »Sie haben etwas von ihrer Kraft verloren«, antwortete sie. »Wenn ich jetzt träume, weiß ich meistens, daß die Feuchtigkeit auf meinem Gesicht Schweiß ist und nicht Regen - wie in der Nacht, als … Und ich fühle, daß der Druck auf meiner Kehle von einer schweren Felldecke kommt und nicht von einem Messer.« Nervös verschränkte sie die Finger beider Hände und löste sie wieder. »Meistens jedoch fürchte ich, daß es der Alptraum ist, der wahr wird, daß mein Glaube zu träumen mich nur gegen die Wahrheit blind macht. Und ich habe Angst, Sonnenjäger, daß er mich eines Tages finden und in den Alptraum zurückzerren wird, wo der Regen niemals aufhört, und er mich schlägt.«
    Sie ging zum Feuer hinüber, nahm einen Stock und stocherte wild in der Glut herum. Knisternd stoben Funken nach oben. Ein Stamm zerbarst, und in dem auflodernden Feuer überzog ein rosiger Schimmer ihre Haut.
    Während Vater Sonne langsam den östlichen Horizont hinanstieg, traten die Felsen auf dem Strand immer weiter aus dem Schatten, und die Risse im Gestein füllten sich mit goldenem Sonnenlicht. Die an den Strand gespülten Muschelschalen funkelten im gelben Sand. Es lagen dort auch Stränge angeschwemmten Beerentangs von durchsichtiger, dunkelgrüner Färbung und mit blassen, beerenförmigen Schwimmblasen. Er konnte das rauhe Geschrei der Riesentruthahngeier hören, die unten auf dem Strand unter Gehüpfe und Geflatter um irgendeinen Leckerbissen kämpften, den einer von ihnen gefunden hatte.
    »Ist das der Grund, warum du dich schließlich gegen ihn aufgelehnt hast?« fragte Sonnenjäger zögernd. »Das Schlagen?«
    Turmfalkes hübsches Gesicht verkrampfte sich. »Nein. Nein, ich glaubte, das wäre meine Schuld. Ich dachte, er schlägt mich, weil ich schlecht bin. Ich habe mich aus Einsamkeit Eiskraut zugewandt, konnte es einfach nicht mehr ertragen, allein zu sein. Es waren nicht die

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