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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sie da so vornübergebeugt hockte, hatte sie eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem spielenden Kind.
    Er sagte sich, daß sie kein Kind war. Wenn jemand so schrecklich geschlagen und vom eigenen Klan ausgestoßen und wochenlang auf der Flucht gewesen war, dann konnte er als nichts anderes als eine Frau gelten. Und doch hatte sogar ihre Art, sich zu bewegen, etwas Unschuldiges. Turmfalke verwischte die Linien mit weit gespreizten Fingern, und es schien sie gleichgültig zu lassen, daß ihr langes Haar bei der Arbeit durch den Staub schleifte. Alles an ihr berührte Sonnenjäger mit der furchteinflößenden Süße einer in den Blutkreislauf gelangten Geistpflanze.
    Als sie fertig war, sang sie den Geistern ihren Dank zu, dann wischte sie sich die Hände an den Mokassins ab und kam zu ihm zurück. »Meinst du, du kannst etwas essen?« fragte sie. »Ich habe heute beim Morgengrauen Schnecken von den Felsen abgelesen. Und ich könnte dir ein Steak von der Hirschlende abschneiden, es langsam braten.«
    »Ein Steak würde mich sicher umbringen. Und Schnecken? Ich bin sicher, die Geister würden mich auf der Stelle tot umfallen lassen, wenn ich nur eine einzige berührte.«
    »Dann noch eine Tasse Tee?«
    »Das könnte ich aushalten.«
    Turmfalke nahm ihm seine Horntasse ab. Geschickt kippte sie den Kochsack, um sie wieder zu füllen.
    Sonnenjäger legte sich auf den Boden und zog die Wapitihaut über seine Brust. Ein Kältegefühl hatte sich seiner bemächtigt. Er zitterte und konnte sich nicht erinnern, daß er nach seiner letzten Ameisentortur so elend und schwach gewesen war. Aber da hatte auch Gute Feder für ihn gesungen.
    Turmfalke brachte ihm den Tee und stellte die Tasse neben seine Schulter, dann ging sie zwei Schritte zurück und klatschte mit einem eifrigen und munteren Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht hinter ihrem Rücken zweimal in die Hände.
    »Wolltest du mich noch irgend etwas fragen, Turmfalke?«
    »Nein, ich habe nur … Sonnenjäger, ich weiß, daß du dich nicht wohl fühlst, aber es hat aufgehört zu schneien. Ich habe mich gefragt, wann du soweit bist, daß du mich zum Otter-Klan-Dorf bringen kannst. Ich werde mich erst sicher fühlen, wenn ich dort bin.«
    Als wollte sie sich an der Diskussion beteiligen, hustete Wolkenmädchen und begann zu weinen.
    Turmfalke blickte über die Schulter auf den Stapel von Felldecken, auf dem ihre Tochter lag, aber sie machte keine Anstalten, zu ihr zu gehen. Sie blieb stehen und wartete auf Sonnenjägers Antwort.
    »Morgen«, versprach er. Egal wie ich mich fühle. »Wir werden bei Sonnenaufgang losgehen.«
    Turmfalkes Gesicht leuchtete auf. »Danke.«
    »Beruhige deine Tochter, Turmfalke. Mir geht es gut. Wolkenmädchen braucht dich viel mehr als ich.«
    Er schaute zu, wie Turmfalke nach hinten eilte und Wolkenmädchen auf den Arm nahm. Das Baby lächelte sie an, dann hob es den Blick zu Sonnenjäger, und das kleine Gesicht wurde wieder ernst. In den großen Augen flackerte ein Licht, etwas, das Sonnenjäger so anzog wie Futter ein ausgehungertes Tier. Er hatte das merkwürdige Gefühl, das Kind würde mit ihm sprechen, und in seiner lautlosen Stimme läge ein Grauen, das dem seinen entspräche. Es flüsterte durch seine Seele wie ein kalter Wind.
    »Turmfalke«, fragte er leise, als wollte er den unsichtbaren Faden, der ihn mit Wolkenmädchen verband, nicht zerreißen, »hat es gedonnert, als sie geboren wurde?«
    »Ja. Es war einer der schlimmsten Stürme, die ich je erlebt habe. Donner und ein sintflutartiger Regen.« Turmfalke setzte sich auf den Fellstapel, band ihr Hemd vorne auf und streifte es zurück, so daß sie das Kind stillen konnte. Wolkenmädchen verrenkte sich fast den Hals, um Sonnenjäger weiter im Blick zu behalten. »Warum fragst du?«
    »Hast du in deinen Träumen jemals nach mir gerufen, Turmfalke? Meinen Namen gerufen, als brauchtest du meine Hilfe?«
    Turmfalke zog die Brauen zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht. Warum?«
    Sonnenjäger hob die Teetasse an den Mund.
    Wolkenmädchen drehte den Kopf ein bißchen, so daß sie beim Trinken Sonnenjäger weiter anschauen konnte. Plötzlich entstanden auf dem Untergrund von Sonnenjägers Seele Bilder wie aus längst erloschener Glut emporschießende Feuerzungen. Es waren merkwürdige Bilder von unendlich weit sich nach außen windenden, miteinander verbunden Labyrinthen, von schwärzester Finsternis und von blendenden Lichtblitzen …
    »Sonnenjäger!« wiederholte

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