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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wenige Häute mitgenommen hatten und es hier in den Vorbergen viel kälter war als näher beim Meer. Jedem Zelt wurden vier Familien zugeteilt, die es gemeinsam erwärmen sollten.
    Die Leute hatten sich um die neuen Zeltplätze versammelt und hielten ein großes Palaver ab, während sie die in den felsigen Boden gegrabenen Pfostenlöcher untersuchten. Das war Menschenart sie deuteten mit den Fingern, schüttelten den Kopf, machten Gesten -, ganz anders als Kojote, der sich einfach an die Arbeit machte, wie wild grub, so daß die Erde unter seinen Beinen hervorspritzte, und nur dann knurrte, wenn er eine störende Wurzel abbeißen mußte.
    Für jedes Zelt waren zwanzig Stämme in die Pfostenlöcher gesetzt worden, zehn auf jeder Seite. Die beiden Pfostenreihen waren je sechs Meter lang und lagen sich in einem Abstand von drei Metern gegenüber. Vier Männer setzten den Firstpfahl, indem sie die Pfosten schräg ausrichteten und am First festbanden. Die Frauen preßten Erde um die Stämme herum und befestigten sie so in den Pfostenlöchern.
    Melisse warf einen Blick nach oben. Die Wolken hatten sich miteinander verbunden und bildeten eine blaugraue Decke, die Bruder Himmel verhüllte. Er hoffte, daß sie mit den Zelten fertig würden, bevor das Unwetter auf sie niederging. Dann konnte man auch gleich feststellen, ob jemand einen Fehler gemacht hatte. Zelte brachen nie bei schönem Wetter zusammen, sondern immer nur dann, wenn der Wind heulte wie ein verwundeter Säbelzahntiger und der Regen auf die Erde einschlug wie der Zorn von Alter-Mann-Oben.
    Berufkraut und Balsam ließen ihn allein und schleppten den Stamm zur zweiten Zeltstelle direkt neben der ersten. Melisse humpelte mühsam zum Feuer, vor dem Sumach kniete und in der Suppe rührte.
    Graue Haarsträhnen hatten sich aus ihrem kurzen Zopf gelöst und hingen um ihr Gesicht herab. Sie strich sie zurück, und dabei wurde ein Rußstreifen sichtbar, der sich über ihre hohe Stirn zog.
    Als Melisse sich auf einen alten Baumstumpf fallen ließ, schien jedes Gelenk in seinem Rücken und in den Hüften zu platzen wie grüne Tanne in einem heißen Feuer. Er stöhnte bei dem Schmerz, den seine alten Muskeln und schwachen Knochen ihm bereiteten. Ach, aber in deiner Jugend hättest du zehn solcher Pfosten den Berg Hochtragen können, Melisse. Ja, in meiner Jugend…
    Sumach hatte eine Holzschale gefüllt. Die reichte sie Melisse und sagte: »Du alter Dummkopf. Ich dachte, du wärest dort draußen vielleicht tot umgefallen. Ich habe angefangen, mir Sorgen zu machen.«
    »Wenn ich tot umgefallen wäre, wäre ja niemand mehr dagewesen, um den du dir hättest Sorgen machen können.«
    »Ich hätte mir trotzdem Sorgen gemacht. Es ist eine schlechte Angewohnheit geworden.«
    Melisse streichelte sanft ihre Wange und hob dann die Schale an den Mund, um einen Schluck von der Suppe zu nehmen. Der leckere Geschmack von Hirschkalb, gewürzt mit Phloxblüte und Zwiebel, reizte seinen Gaumen. »Hm, das schmeckt wunderbar. Woher hast du die Zwiebeln?«
    »Die habe ich unten in der feuchten Wiese am Fuße des Hügels gefunden.« Sie deutete auf eine weite, mit weißen und blaßrosa Blumen gefüllte Fläche. »Sie wachsen dort überall. Zusammen mit Knollengrensel, Wiesenfuchsschwanz und etwas Bärenklau.«
    Die Wärme der Flammen ließ ihn erschauern. Er trank seine Suppe und kratzte die letzten Fleisch- und Gemüsereste heraus, wobei er einen Splitter von einem der Kochsteine fand und wegwarf. Solche Steinchen sammelten sich immer am Boden des Kochbeutels.
    Als er fertig war, stellte er die Schale auf den Boden, rieb sich mit schnellen Bewegungen die knotigen, braunen Hände und streckte sie dem Feuer entgegen. Bei der Gruppe der Kinder erhoben sich laute Schreie, es wurde geklatscht. Melisse kniff die Augen zusammen und sah, daß jemand den Stab mitten ins Zentrum des Reifs geworfen hatte. Auch er klatschte anerkennend. »Wer war das?«
    »Kojotenpfote!« rief Wasserglöckchen.
    »Gut, kleine Kojotenpfote!« rief er. »Mach weiter so, und eines Tages wirst du eine große Jägerin sein!«
    Das kleine Mädchen schaute scheu zu Boden und lächelte über das Lob. Dann schoß es vor, zog seinen Stecken heraus und nahm ihren Platz am Ende der Reihe ein. Der nächste Wurf wurde von aufgeregtem Geschrei begleitet, obwohl er nicht einmal in der Nähe des Reifs endete. Melisse lachte.
    »Es sieht so aus, als würdest du Gesellschaft bekommen, mein Mann.«
    »Hm? Wer?«
    Sumach deutete mit ihrem

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