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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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hierzubleiben.«
    »Sorge dafür, daß ich es nicht bereue.«
    Milan nickte erneut und ging weg, um seine Brüder zu sich zu rufen. Fragen schallten hin und her.
    Dann ließen die Brüder ihr Werkzeug fallen, und alle vier liefen den Pfad hinunter, um Stämme für ihre Zelte zu schlagen.
    Melisses Mokassins waren wieder kühler, aber immer noch feucht. Unwirsch seufzte er, als die ersten Regentropfen sein Gesicht wie mit eisigen Nadelspitzen berührten. Leicht zitternd verschränkte er die Arme. »Ich hasse Streitereien mit anderen Klans.«
    Er ließ den Blick durch das Dorf gleiten. Über den näher gelegenen Zeltrahmen wurde nun die erste Decke aus zusammengenähten Häuten gespannt. Die Kinder rannten los, um sich dort in Sicherheit zu bringen, bevor die Donnerwesen mit ihren Lanzen die Wolken durchstießen und der Himmel sich öffnete.
    Melisse stand auf und machte sich auf den Weg zu dem Zelt, um mit anzufassen.
    Als das Sternenvolk die Hälfte seiner nächtlichen Reise vollendet hatte, stand Stechapfel leise von seinem Lager auf, nahm sein Bündel und ging einen feuchten, durch ein Sumpfgebiet führenden Pfad entlang. Um ihn herum zirpten Grillen, Fledermäuse flatterten über den sternenhellen Himmel.
    Rohrkolben und Röhricht wuchsen hier mannshoch. Ihr voller Duft wurde vom kühlen Wind herbeigetragen. Der Pfad wand sich in Serpentinen um einen flachen Teich und zwischen zwei anderen Teichen hindurch. Ein paar Zypressen mit duftenden Nadeln warfen ihren schwankenden Schatten über das vom Wind geriffelte Wasser.
    Mit dem Gesicht nach Osten - zu Morgenrötekind, der Lebensspenderin - gewandt, kniete er sich auf einem moosbewachsenen Granitbrocken nieder. Gerade waren die Sieben-Alte-Frauen aufgegangen. Ihre Gesichter glitzerten in der mondlosen Dunkelheit und beobachteten ihn interessiert.
    Stechapfel lächelte und enthüllte dabei die dunklen Lücken zwischen seinen schadhaften Zähnen. »Ja, schaut nur zu, Alte Frauen. Heute nacht werdet ihr etwas sehen, das selbst eure kalten, weißen Herzen mit Furcht erfüllen wird.«
    Ehrfurchtsvoll schnürte er das Bündel auf und zog seinen Sohn heraus. Vorsichtig wickelte er Kleiner Kojote aus seinem Otterfell und drehte ihn auf den Rücken. Das Licht der Sterne überzog das Gesicht des Jungen golden. Es war dunkler geworden und verschrumpelt wie das eines alten Zwergs. Zwerge hatten große Macht. Alter-Mann-Oben hatte ihnen eine besondere Fähigkeit gegeben, mit ihm zu sprechen. Bei den Klans seines gesamten Handelsgebietes hatten die Zwerge einen Ehrenplatz, und nirgendwo mehr als im Land des Volks der Masken.
    »Du bist sogar noch schöner, als ich dachte, mein Sohn. Ich fühle, wie deine Seele an der meinen zerrt.
    Seit mehr als einem Mond höre ich dich in meinem Kopf flüstern. Jetzt muß ich dir die Fähigkeit geben, laut zu sprechen.«
    Ein Luftzug aus den Sümpfen wehte kühl über sein Gesicht, als er seinen Sohn sanft auf das taufeuchte Moos legte. Er hätte bei dieser Zeremonie gut Hilfe brauchen können, aber von seinem verräterischen Bruder wollte er sie nicht erbitten. Tannin war sein Feind geworden, obwohl Stechapfel ihn das nicht wissen lassen durfte. Er brauchte Tannin im Moment zu nötig. Deswegen wartete Stechapfel immer bis spät in der Nacht und verließ dann das Lager, um allein mit seinem Sohn zu sprechen. Was Tannin nicht mitbekam, konnte er auch nicht kritisieren.
    »Wenn ich jetzt hoch im Norden wäre, mein Sohn, dann gäbe es ein Dutzend Männer, die mir helfen würden. Dort versteht man deine Macht. Aber hier erschreckst du die Leute. Insbesondere meinen schwachen Bruder.«
    Er stand auf und spähte durch das Gewirr des Röhrichts zum Lager zurück. Das Feuer war schon längst erloschen, aber in den Lücken zwischen den Steinen des Feuerrings schimmerte noch ein schwacher, karmesinroter Glanz. Die Steine sahen aus wie pulsierende Blutgefäße. Tannin lag bewegungslos unter seinen Felldecken; sein Gesicht wirkte fahl im Sternenlicht. Sein Schnarchen wurde vom Wind herbeigetragen.
    Stechapfel kniete sich wieder nieder. »Mein Bruder würde das nicht verstehen«, flüsterte er seinem Sohn zu. »Darum müssen wir so vorsichtig sein. Wenn du einmal laut genug sprechen kannst, daß auch Tannin dich hört, müssen wir uns nicht mehr so in dunklen Winkeln herumdrücken.«
    Stechapfel hob die Arme Morgenrötekind entgegen und sang mit leiser, durchdringender Stimme ein Gebet. Er bat sie um ihre Hilfe bei der Erweckung seines Sohns zum

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