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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wissen sie schon?« Er füllte noch eine Tasse Tannennadeltee aus dem Beutel am Dreifuß. »Kann ich euch noch etwas Tee anbieten?«
    »Komm, gehen wir, Stechapfel!« drängte Tannin. »Hier erfahren wir nichts Neues mehr.«
    Stechapfel legte eine Hand auf Tannins Bein, damit er sitzen blieb. »Sei nicht so hastig, mein Bruder.
    Nachtschwalbe ist ein Händler. Er versteht diese Dinge.«
    »Natürlich«, pflichtete Nachtschwalbe ihm bei und schüttete Tee in Stechapfels Tasse. Als nächstes zielte er auf Tannins Tasse, aber Tannin zog sie weg. Nachtschwalbe ließ den Tee in den Kochbeutel zurückfließen. »Die Menschen sind überall gleich, wo auch immer man hingeht. Sie fühlen sich dummen Loyalitäten verpflichtet, wie sich in ihrer Sympathie für Sonnenjäger zeigt. Wißt ihr, wie viele Mammut-Geist-Tänze er in diesem Jahresumlauf versäumt hat? Vier. Eine heilige Zahl. Es ist ein Zeichen der Geister. Alle sagen, daß Wolfsträumer ihn verlassen hat und einen neuen Träumer sucht, der die Küstenklans fuhren soll.«
    »Wirklich? Erzähl mir mehr davon«, sagte Stechapfel mit liebenswürdigem Lächeln. Er nahm noch einen Schluck Tee. »Sonnenjäger versäumt Tänze, und jetzt ist er mit einer Frau unterwegs! Das ist interessant. Aber wie kann Sonnenjäger Turmfalke nur getroffen haben? Das verblüfft mich.«
    Nachtschwalbe schluckte schwer. Er rutschte vor, näher ans Feuer, und schaute Stechapfel direkt ins Gesicht. Mit zum Flüstern gesenkter Stimme antwortete er: »Ich kann dir nur sagen, die Leute hier denken, daß Sonnenjäger sie beschützt. Wenn das so ist…«
    »Ja, ich verstehe.« Stechapfel kicherte verächtlich. »Niemand legt Wert darauf, meine Belohnung zu bekommen. Sie haben zu große Angst vor Sonnenjägers Macht.'1
    »Genau.« Erleichtert lehnte Nachtschwalbe sich zurück. Fast hätte er sich den Biberhut vom Kopf gestoßen, als er sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Ich freue mich, daß du das Problem verstehst. Ich hatte Angst…«
    »Oh, natürlich. Ich verstehe. Obwohl ich zugeben muß, daß ich nicht erwartet hatte, vom Küstenvolk so feindselig empfangen zu werden. Meine Frau hat Blutschande begangen! Das kann keiner einfach wegwischen, wo auch immer er herkommt.« »Das ist richtig. Aber …«
    Nachtschwalbe seufzte. »Was auch immer deine Frau für ein Verbrechen begangen hat, sie ist durch ihre Verbindung mit Sonnenjäger in den Augen meines Volkes reingewaschen. Das Zusammensein mit ihm an sich ist schon eine rituelle Reinigung. Das verstehst du doch, nicht wahr?«
    Stechapfel schwenkte den Tee in seiner Tasse. Tannin sah, daß er die Tasse so fest umklammert hielt, daß seine Fingernägel weiß geworden waren. »Der heilige Sonnenjäger. Turmfalkes Geliebter war auch ein Bewunderer von Sonnenjäger.« Ein hämisches Lächeln erschien auf Stechapfels Gesicht. Er lachte blechern. »Ich habe ihn dafür getötet.«
    Nachtschwalbe überlegte kurz. Er blickte stirnrunzelnd auf den Sand, als hätte er zwischen den Körnern etwas sehr Interessantes entdeckt.
    »Stechapfel, ich kann dich hier nicht aufnehmen. Nicht nach dem, was Hirschhorn gesagt hat. Die Leute würden mir das nie verzeihen.«
    Stechapfel stand auf und schleuderte seine Teetasse in den Sand.
    »O ja, ich verstehe, Nachtschwalbe. Du lebst vom Handel mit diesen Leuten. Natürlich kannst du es dir nicht leisten, durch die Verbindung mit mir beschmutzt zu werden.«
    Stechapfel hatte die Stimme zu einem rauhen Gebrüll erhoben. Alle Augen im Dorf richteten sich auf ihn. Ein grimmiges Gemurmel ging hin und her. Hirschhorn zog seinen Türvorhang zur Seite und schaute hinaus. Er gab zweien seiner Krieger einen Wink. Die Männer gingen zu ihren Zelten und kamen mit Atlatls in den Händen und Speerköchern über den Schultern wieder heraus.
    Tannin erhob sich ganz langsam und ergriff Stechapfel am Handgelenk. »Komm, gehen wir! Diese Leute sind für uns nutzlos. Wir brauchen sie nicht. Wir finden Turmfalke auch allein.«
    Stechapfel schüttelte Tannins Hand ab, drehte sich um und blickte Hirschhorn gehässig an. Daraufhin nahm einer von Hirschhorns Kriegern einen Speer aus dem Köcher und legte ihn in seinen Atlatl ein.
    »Stechapfel!«
    Dessen Blick glitt wieder zu Tannin. Er war kalt, gefühllos. Tannin kam sich wie unter den Augen einer Schlange vor. Dann wandte sich Stechapfel wie beiläufig wieder Nachtschwalbe zu. »Nur noch eine letzte Frage, Händler …«
    »Was?« fragte Nachtschwalbe nervös. »Was denn?«
    »Hast du

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